Kapitel 5

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Ein paar Tage später.

Trish und Horatio hatten sich drei weitere Male zum Essen verabredet, und auch heute wollten sie gemeinsam den Abend verbringen. Sie hatten bereits Vieles übereinander erfahren, und doch gab es etwas, worüber Horatio noch nicht mit ihr gesprochen hatte. Kyle …. Wie würde es Trish aufnehmen, dass er einen erwachsenen Sohn hatte? Vielleicht hatte es Calleigh ihr gegenüber bereits erwähnt, aber dann hätte es Trish ihn sicher wissen lassen …. Horatio fühlte sich unbehaglich, als würde er ihr etwas verschweigen. Er mochte Trish sehr, und er wollt sie nicht verlieren. Wie also brachte er es ihr am besten bei?

Es war Abend.
Horatio hatte einen Tisch in einem kleinen Restaurant bestellt, und als sie auf ihr bestelltes Essen warteten, fiel Horatios Blick auf den Fernseher, der über der Bar hing. Es liefen gerade die Nachrichten.

Was ist so spannend, dass du meine Frage nicht beantwortest?“ war es Trish aufgefallen, wie gebannt Horatio auf den Bildschirm starrte. Dann sah sie die schlimmen Bilder. „Schrecklich, was da hinten in Afghanistan passiert. Wofür sind Kriege eigentlich gut?“

Horatio lauschte der Stimme des Nachrichtensprechers, dass bei einem Gefecht am Nachmittag ein vierzigjähriger Soldat ums Leben gekommen sei. Wieder ein Soldat, der seine Familie nie wiedersehen würde. Wieder eine Familie, die trauerte. Eltern um ihren Sohn, eine Ehefrau um ihren Mann, Kinder um ihren Vater ….

„Trish, es gibt da etwas, was du wissen solltest.“

„Und das wäre?“ Noch ahnte Trish nicht, worauf Horatio hinaus wollte.

Horatio wusste, dass jetzt der richtige Augenblick gekommen war, obwohl es für so etwas sicher keinen richtigen Zeitpunkt gab, um darüber zu reden. Er musste es Trish sagen, er wollte nicht, dass es etwas gab, das zwischen ihnen stand. „Ich habe einen Sohn. Er ist 21.“

„Wow. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.“ Trish, die gerade aus ihrem Glas getrunken hatte, setzte es ab und schluckte hinunter. „Du hast es wirklich drauf, mich immer wieder sprachlos zu machen.“

Horatio lächelte sanft. Er wusste, wie es gemeint war.

Trish lächelte zurück. Sie spürte, wie angespannt er war.

„Sein Name ist Kyle. Es ist eine lange Geschichte.“ Horatio seufzte. „Julia, meine Exfrau, hat mir verschwiegen, dass wir einen gemeinsamen Sohn haben.“

„Was? 21 Jahre lang?“

„Nein, er war gerade 16 geworden, als ich von ihm erfuhr. Julia war krank und in psychiatrischer Behandlung. Das Gericht bat mich, das Sorgerecht zu übernehmen.“

Trish sah ihn lange an.

„Ist das ein Problem für dich, Trish?“

„Ein Problem? Ich bin gerade mal zwölf Jahre älter als dein Sohn.“ Trish lachte. „Ist er nett? Oder wird er mich vierteilen, wenn er erfährt, dass sein Dad eine neue Freundin hat?“

Horatio musste grinsen, auch wenn ihm nicht danach zumute war. „Kyle ist in Ordnung. Er hat schwere Zeiten durchgemacht. Julia war nicht da, als sie es als Mutter hätte für ihn sein sollen, und zu mir hatte er noch kein Vertrauen aufbauen können. Ich war ein Fremder für ihn, deswegen mache ich ihm keinen Vorwurf. Er geriet auf die schiefe Bahn.“

Was ist passiert?“

Horatio wollte nicht gerne darüber reden. „Nach dem Gefängnis ist er der Army beigetreten. Er hatte das Gefühl, etwas wieder gutmachen zu müssen. Jetzt ist er da hinten.“

„Wie meinst du das, da hinten? In Afghanistan? Horatio ...“ Trish war schockiert.

„Wir versuchen, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Sein Kommandeur ist ein alter Bekannter von mir. Wann immer es geht, lässt er mir Nachrichten zukommen. Das letzte Mal habe ich vor vierzehn Tagen von ihm gehört. Kyle geht es gut, auch wenn er schon viele seiner Kameraden hat fallen sehen.“

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt