Kapitel 34

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Drei Stunden später …

„Und, hat er gestanden?“ wollte Horatio wissen.

Frank schüttelte den Kopf. „Nein, er sagt keinen Ton. Er hat nur einmal telefoniert und seinen Anwalt angerufen. Ansonsten schweigt er sich aus.“

„Ich weiß, dass er dahinter steckt.“

„Horatio, wir müssen reden. Genau genommen hattest du heute Morgen nichts in Clavos Haus zu suchen. Ich leite den Fall“, wies ihn Frank darauf hin.

„Ich weiß, Frank, aber du weißt auch, dass ich nicht untätig daneben sitzen kann.“

„Wenn du willst, dass wir Clavo ein für alle mal hinter Gitter bringen, dann musst du dich raushalten, Horatio.“ Frank tat es leid, so deutlich mit seinem Freund reden zu müssen. „Du weißt, dass du mit deinem Verhalten den Fall gefährdest. Sein Anwalt wird uns auseinandernehmen, und die Innere wird sich einschalten. Sie werden unangenehme Fragen stellen und wissen wollen, wieso du in Clavos Haus warst. Willst du, dass er wegen eines Verfahrensfehlers frei kommt?“

„Wo ist er gerade?“ fragte Horatio, als hätte er Frank nicht verstanden.

„Ich habe ihm eine tolle Zelle mit Blick aufs Meer reserviert“, sagte der Glatzköpfige und lächelte matt. „Mach dir keine Sorgen. Wir finden sie. Früher oder später wird er reden müssen.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Und das meinte Horatio ernst. Er verlor nur sehr selten die Fassung, aber Clavo Cruz war ein ebenbürtiger Gegner für ihn, und er würde niemals freiwillig verraten, wo er Trish hingebracht hatte.

„Horatio, du wirst doch kein krummes Ding drehen, oder? Versprich mir, dass du dich raus hälst.“

Horatio schwieg.

„Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, oder? Ich werde alles dafür tun, um ihm das Handwerk zu legen.“

Horatio wusste Franks Hilfe zu schätzen und nickte. Wie lange kannten sie sich jetzt schon? Nachdem er selbst im Polizeidienst in New York bei Nachforschungen von einem Straftäter niedergestochen und schwer verletzt worden war, hatte er nach seiner Genesung den Dienst dort quittiert und sich nach Miami versetzen lassen, wo er zunächst als Homicide Detective arbeitete. Hier lernte er Frank kennen, der damals den Dienst als Streifenbeamter ausübte. Nach der Ausbildung zum Sprengstoffexperten wechselte Horatio zur Bomb Squad, während Frank der Einheit für Gang-Kriminalität des Miami Dade Police Departments zugeteilt wurde. Sie verloren sich aus den Augen. Horatio brauchte jedoch nicht lange, um vom Sergeant zum Lieutenant befördert zu werden und wurde kurz darauf zum Leiter der Crime Scene Investigation ernannt. Er setzte alles daran, dass das CSI ein eigenes Labor erhielt und holte Frank als unterstützenden Beamten für die Arbeit der Tatortermittler ins Team, auch wenn er immer noch dem MDPD unterstellt war.

„Das Problem wird sein, wenn seine Anwälte hier auftauchen. Außer dem Verdacht haben wir nichts gegen Cruz in der Hand. Mehr als sechsunddreißig Stunden, maximal achtundvierzig, können wir ihn ohnehin nicht festhalten, und seine Anwälte werden das wissen.“

„Ja, ich weiß, Frank. Versuchen müssen wir es trotzdem.“

Frank sah ihn an. „Dich bedrückt doch noch etwas, oder?“

„Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht.“

„Du, Horatio? Einen Fehler? Wohl kaum.“ Der Glatzköpfige lachte.

„Frank, als ich Trish gestern Abend abholte und wir noch beim Chinesen vorbeischauten, glaubte sie, einen verdächtigen Wagen gesehen zu haben. Trish sagte, er wäre weggefahren, als ich das Restaurant verließ.“

„Und wo ist da der Fehler?“

„Hätte mir das nicht eine Warnung sein sollen, Frank?“ Horatio starrte zu Boden.

„Hattest du ein Nummernschild?“

„Das hätte ich sofort überprüfen lassen.“

„Dann hattest du also nichts außer Trishs Vermutung, dass ihr verfolgt werdet?“

Wieder nickte Horatio.

„Du weißt, dass einem manchmal die Sinne vernebelt werden, wenn man Dinge sehen will oder Angst hat. Du weißt so gut wie ich, dass es genauso gut irgendein Fahrer gewesen sein kann, der einfach hinter euch gefahren ist.“

„Und was ist, wenn es Clavo war? Oder jemand, den er angeheuert hat?“

Frank setzte sich dem Rothaarigen gegenüber. „Ich hätte genauso gehandelt. Ohne jede Spur wäre die Suche sowieso im Sand verlaufen. Wenn es wirklich Clavo war, dann ist euch gestern nicht das erste Mal gefolgt. Und es ist kein Geheimnis, Trishs Wohnung zu finden. Sie steht im Telefonbuch“, ergänzte Frank. „Mach dir also keine Sorgen, Horatio. Du hast nichts falsch gemacht.“

„Doch.“ Horatio erhob sich. „Trish hatte gestern Angst, auch wenn sie es nicht wirklich gezeigt hat. Ich hätte heute Nacht bei ihr bleiben müssen.“

Frank schüttelte den Kopf. Er wusste, dass sich Horatio ernsthaft die Schuld daran gab und es nicht nur sagte, um von ihm das Gegenteil zu hören. „Horatio, du bist doch sicherlich nur aus einem Grund nicht bei ihr über Nacht geblieben. Weil du heute Morgen ausgeschlafen und pünktlich auf der Arbeit sein wolltest, oder?“

Horatio sah ihn mit schiefem Mund an und setzte sich wieder. Frank kannte ihn besser als jeder andere Mensch. „Ja, genau aus diesem Grund.“

„Dann zerfleisch dich nicht selbst.“ Frank schlug ihm mit der flachen Hand auf das Knie. „Wir reden später weiter. Clavos Anwalt müsste jeden Moment hier auftauchen. Das wird ein Spaß, sag ich dir.“

Horatio lächelte matt.

„Jesse, warte mal“, fing Horatio den jungen Mann ab, der auf ihn zukam.

„Zu dir wollte ich gerade, Horatio. Eric und ich haben was herausgefunden.“

„Was hat die Schuhabdruckanalyse ergeben?“

„Leider nichts. Ich habe sie mit den Abdrücken verglichen, die wir von Clavo in der Datenbank haben. Sie stimmen nicht überein. Nicht mal die Größe passt. Es war nicht Clavo. Aber ich konnte zwei verschiedene Abdrücke sicherstellen. Also wissen wir, dass die Typen zu zweit in Trishs Haus waren.“

„Gute Arbeit, Jesse.“

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt