Kapitel 18

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Ein paar Tage später ....

Trish trat aus dem Gerichtsgebäude, dem Biscayne Corthouse. Wieder einmal hatte sie länger machen und die Verabredung mit Horatio absagen müssen. Es gab technische Probleme bei der Alarmanlage des Gerichtsgebäudes, und da sie die Leiterin der Sicherheitsabteilung war, gehörte es nun mal zu ihrem Aufgabengebiet, solche Probleme zu beheben. Wenn dies bedeutete, dass sie erst nach Hause konnte, wenn alles erledigt war, war es eben so.

„Was hälst du davon, wenn du zu mir kommst? Ich werde solange auf dich warten", hatte Horatio ihr gesagt, als sie gegen 19 Uhr miteinander telefoniert hatten. „Dann werden wir morgen zusammen frühstücken."

Trish hatte sich gefreut und war einverstanden gewesen.

Jetzt war es bereits nach zweiundzwanzig Uhr, als sie zu ihrem Wagen ging. Der große Parkplatz wurde nur durch ein paar Laternen erhellt, und sie ärgerte sich, dass sie heute Morgen beinahe am Ende des großen Platzes hatte parken müssen. Als sie den Schlüssel aus der Tasche zog, um ihren Wagen aufzuschließen, hörte sie im Gebüsch hinter sich ein Rascheln. Noch ehe sie sich umdrehen konnte, packte sie jemand von hinten, hielt ihr etwas Kaltes, Glänzendes an den Hals und presste ihr eine Hand auf den Mund. Die andere Hand packte nach ihrem Arm und drehte ihn auf den Rücken.

Trish strampelte erschrocken mit den Beinen, hielt dann aber ruhig, als sie erkannte, dass das Silberne an ihrem Hals ein scharfklingiges Messer war. Sie versuchte, den Kopf zu wenden, sah aber nur eine schwarze Wollmaske, die der Täter über dem Kopf trug.

„Ja, so ist es gut", raunte die Stimme ihr zu. „Wag es nicht, zu schreien, sonst schlitz ich dich auf."

Trish wusste nicht, was der vermummte Mann wollte. Da klingelte ihr Handy. Horatio, schoss es ihr durch den Kopf. Sicher machte er sich bereits Sorgen, weil sie sich noch nicht bei ihm gemeldet hatte.

Der Unbekannte hörte das Klingeln in ihrer Handtasche ebenfalls. „Sollen wir mal nachsehen, wer dran ist?" fragte er und langte mit seiner Handschuhbekleideten Hand in ihre Tasche.

Trish sah nur kurz auf das Display. Es war Horatio.

Der Vermummte ließ es klingeln und klingeln und grinste, als es endlich verstummte. Dann schmiss er das Handy auf den Boden. „Du wirst doch nicht schreien, wenn ich die Hand wegnehme, oder?"

Trish schüttelte den Kopf und fühlte, wie der Druck auf ihren Mund nachließ. Sie atmete durch. „Was wollen Sie von mir?"

„Das werde ich dir sagen. Rein da."

„In den Wagen?" Trish sah sich um. Der Parkplatz war riesig und mit vielen Büschen und Bäumen bewachsen. Um diese Zeit war niemand auf dem Gelände, und die Kameras reichten nicht bis in den letzten Winkel. Selbst der Wachmann, der in der Nacht seine Runden drehte, sah auf dem Parkplatz nicht nach dem Rechten. Es war also niemand da, der ihr helfen konnte.

„Nein, nicht in den Wagen. Ins Gebüsch. Wir werden gleich eine Menge Spaß miteinander haben."

Trish ahnte, was es zu bedeuten hatte und fühlte den Griff des Mannes an ihrer linken Hand, die er ihr auf den Rücken bog. Er zerrte sie zum Gebüsch hinüber, die Klinge noch immer an ihren Hals gedrückt.

„Ich will, dass du es genießt, wenn ich dich gleich nehme. Und dann will ich, dass du es Horatio Caine sagst."

Trish wurde hellhörig. Sie sollte es Horatio sagen? Wer war der Mann? War es Clavo Cruz, der sie gerade überfiel? Brachte es etwas, zu betteln, oder würde es diesen Cruz noch mehr aufgeilen, wenn er sie flehen hörte, es nicht zu tun? Trish hielt den Mund. Sie konnte sich selbst verteidigen, und wenn sie im richtigen Abstand zu ihm stand, konnte sie ihm vielleicht das Messer aus der Hand schlagen und ihn überwältigen. Sie hatte in der Ausbildung Nahkampftraining absolviert.

„Du machst doch keine Dummheiten, oder?" fragte der Maskierte sie und warf sie zu Boden
Trish spürte die kühle Erde sowie kleine Steinchen und Äste, die sich unter ihrem Gesäß in die Haut drückten.

„Ich würde nicht darüber nachdenken, wenn dir dein Leben lieb ist", warnte er sie. „Wenn du dich nicht wehrst, wird es dir viel mehr Spaß machen, das garantiere ich dir."

Trish schrie leise auf, als sich eine Glasscherbe in ihren Handballen bohrte, während sie versuchte, sich auf dem Boden abzustützen.

Der Maskierte öffnete seine Hose. „Zieh dich aus. Erst die Bluse. Und jetzt runter mit der Jeans", befahl er.

Trish tat, was er wollte. Sie hatte keine andere Wahl. Aber leicht machen würde sie es ihm auf keinen Fall.

„Du hast keine Vorstellung, wie sehr ich es gleich genießen werde. Horatio wird ausflippen, wenn er erfährt, was ich dir angetan habe. Und er kann nichts dagegen tun. Denn es wird keine Beweise geben."

„Wieso tun Sie das?"

„Der Lieutenant stört meine Geschäfte, und das kann ich mir nicht länger leisten, Süße." Der Maskierte leckte sich über seine Lippen, als er Horatios Freundin nur noch im Slip vor sich auf dem Boden liegen sah. Sie war schön, keine Frage.

„Horatio hat einen ausgezeichneten Geschmack, was Frauen betrifft. Nur leider sind sie in seiner Gegenwart nicht gerade sicher. Hat er denn nach Marisols Tod noch immer nichts daraus gelernt?" Der Vermummte sah auf das Messer in seiner Hand.

Trish wartete auf den richtigen Moment. Als ihr der Vermummte genüsslich den Slip runter streifen wollte, trat sie ihn mit aller Kraft von sich, rappelte sich auf und wollte davonrennen.

Aber Clavo, wenn er es denn war, war dicht hinter ihr, erwischte sie noch am linken Arm und zerrte sie zurück. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst keine Mätzchen machen", drohte er ihr und suchte nach seinem Messer, das ihm im Gerangel hinunter gefallen war.

Trish nutzte den unbeobachteten Moment und trat ihm gegen das Schienbein.

Der Mann schrie auf und blickte wütend um sich. „Das wirst du mir büßen!" Er packte sie, warf sie zu Boden und drückte mit dem Knie ihre Beine auseinander. Dann fingerte er an seiner Hose herum. „Ich werde dir schon zeigen, wer hier das Sagen hat."

Trish wusste, dass sie nur eine Chance hatte. Sie verpasste dem Mann einen Kinnhaken und rammte ihm ihren Ellbogen zwischen die Rippen. Der Maskierte ging, nach Luft japsend, auf die Knie und taumelte, das Gleichgewicht verlierend, nach hinten.

Da sah Trish die Taschenlampe des Wachmannes aus dem Gebäude leuchten. Dass sie halb nackt war, war ihr in diesem Augenblick egal. „Hilfe!" schrie sie lautstark. „Helfen Sie mir!"

Der Wachmann sah sie und kam auf sie zugelaufen. Doch bis zum Ende des Parkplatzes war es ein ganzes Stück.

„Wir sehen uns, Süße!" raunte der Vermummte ihr zu, als er die Sprache wiedergefunden hatte, und ehe Trish ihn aufhalten konnte, war er im Dickicht verschwunden.

„Mrs. Duquesne, oh mein Gott, was ist passiert?" Der Wachmann sah sie an. Obwohl er es nicht wollte, glitt sein Blick über ihren fast nackten Körper. „Geht es Ihnen gut?"

„Ja, alles in Ordnung, Barney. Alles in Ordnung", schnaufte Trish durch.

„Ich werde die Polizei informieren. Brauchen Sie etwas, Mrs. Duquesne?"

Trish riss die Augen auf. Horatio durfte nichts davon erfahren. „Barney, bitte, keine Polizei. Es geht mir gut, wirklich. Glauben Sie mir."

„Das sieht mir aber nicht danach aus, Mrs. Duquesne." Er sah zu, wie sie ihre Sachen zusammen suchte und sich anzog.

„Doch, alles ist gut, wirklich", versuchte Trish, den Wachmann zu beschwichtigen. „Ich werde jetzt nach Hause fahren, und Sie gehen zurück ins Gericht. Und dann vergessen Sie, was Sie gesehen haben, Barney."

„Mrs. Duquesne, Sie kennen die Vorschriften am besten, denn Sie selbst haben sie gemacht. Ich MUSS die Polizei verständigen. Es tut mir leid."

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt