Kapitel 38

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Im Krankenhaus

„Wo ist sie?“ wollte Horatio sofort wissen, als sie im Krankenhaus ankamen. Er sprach den erstbesten Mann im weißen Kittel an, den er sah.

Der Arzt blickte auf seine Dienstmarke, die an seinem Gürtel befestigt war und wusste offenbar, wieso der Rothaarige hier war.  „Lt. Caine? Ich bin Dr. Stone. Ich  habe Sie anrufen lassen. Ich will Ihnen keine große Hoffnungen machen, dass es die Frau ist, nach der Sie suchen, aber …“

„Aber was?“

Der Arzt sah ihn irritiert an. „Aber … ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll. Ich muss Sie warnen. Es ist kein schöner Anblick.“

Horatio sah sich ungeduldig um. Alles, was er wollte, war, zu Trish zu kommen.

„Wenn Sie mir bitte folgen würden …“

Horatio und Calleigh folgten dem Arzt. Er konnte es kaum erwarten, Trish zu sehen. Wenn sie es denn war.

„Die junge Frau wurde vor ca. einer Stunde eingeliefert. Die Polizei sagte uns, sie hätten sie bewusstlos neben der Schnellstraße stadtauswärts gefunden.“

„Was wollen Sie damit sagen?“ fragte Calleigh erschrocken.

„Es hatte ganz den Anschein, als habe man sie dort abgelegt, damit man sie findet. Suchen Sie nach ihr?“ Der Arzt blieb stehen und sah durch eine Glasscheibe in eines der Zimmer hinein.

Horatio folgte seinem Blick und sah eine junge Frau in einem Bett liegen. Ihr Gesicht war mit Blutergüssen übersät, die Lippen aufgeplatzt. Die rechte Hand war bandagiert. Er schloss die Augen.

„Lt. Caine, ist das die Frau, nach der Sie suchen?“ wiederholte der Arzt.

„Ja, das ist sie“, antwortete Calleigh, die sich auch erst einmal sammeln musste, um den Anblick ihrer Schwester zu ertragen.

„Wissen Sie, was man ihr angetan hat?“ wollte Horatio wissen.

„Schwer zu sagen. Zwei ihrer Rippen sind gebrochen, dazu kommen eine leichte Gehirnerschütterung, unzählige Blutergüsse am Körper sowie eine ausgekugelte Schulter und eine Fraktur an der rechten Hand.“

„Sie können es ruhig laut sagen“, flüsterte Calleigh.

Der Arzt räusperte sich. „Allem Anschein nach wurde sie schwer misshandelt, wenn nicht sogar gefoltert.“ Er sah zu Boden.

„Doktor, darf ich Sie etwas fragen? Haben Sie sie auch in eine andere Richtung gehend untersucht?“ fragte Horatio, weil er es fragen musste. Die Antwort wollte er nicht wissen.

„Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Lt. Ja, es gibt Anzeichen dafür. Außerdem haben wir in ihrem Blut eine Droge gefunden, die den K.O.-Tropfen ähnelt, um Vergewaltigungsopfer gefügig zu machen.“ Der Arzt räusperte sich.

Horatio senkte den Kopf. „Dürfen wir zu ihr?“

„Nur einer von Ihnen beiden. Die Patientin schläft jetzt und braucht viel Ruhe.“

Horatio sah zu Calleigh, die den Tränen nahe war. Es durfte nur einer von ihnen zu Trish. Sie war Calleighs Schwester, und Horatio ahnte, wie sehr Calleigh ihre Schwester vermisst hatte. Doch er ebenso.

„Geh du ruhig, Horatio. Ich warte im Aufenthaltsraum“, bot Calleigh an, auch wenn es ihr schwer fiel. Aber sie wusste, dass ihre Schwester bei Horatio in guten Händen war.

„Dann folgen Sie mir bitte, Lt. Caine.“

Horatio war froh, als er an Trishs Bett saß und der Arzt ihn alleine ließ. Es fiel ihm nicht leicht, die Frau, die er liebte, anzusehen. Wer immer das Trish angetan hatte, er würde dafür bezahlen. Das schwor sich Horatio bei seinem eigenen Leben. Bereits zum zweiten Mal war die Frau, die er heiraten wollte, in die Schusslinie geraten, nur weil man IHM schaden wollte. Und noch immer gab es keine Hinweise darauf, dass Clavo Cruz seine Finger im Spiel hatte.

Horatio nahm ihre Hand und streichelte sie. „Hey, Schatz. Ich bin jetzt bei dir. Es wird alles gut. Du bist jetzt in Sicherheit“, sagte er, auch wenn er nicht wusste, ob sie ihn hörte. Er konnte sich vorstellen, was Trish durchgemacht haben musste, wenn er ihre Verletzungen ansah, aber er wollte es nicht. Wieso nur? Wieso mussten alle Menschen, die er liebte, leiden? Wegen ihm leiden? Wieso konnte er nicht einmal glücklich sein?

Horatio harrte den ganzen Abend an Trishs Bett, als Calleigh rein kam.

„Horatio, du siehst müde aus. Wieso fährst du nicht nach Hause und ruhst dich ein bisschen aus?“

Horatio blickte auf. Vor der Tür zum Krankenzimmer hatte sich ein Polizist postiert.

„Den habe ich angefordert. Ich dachte, es wäre auch in deinem Sinne.“ Calleigh lächelte.

„Dank dir.“ Horatio sah auf Trish, die immer noch schlief. Ihre Hand ruhte noch immer in der Seinen, und er konnte ihre Wärme spüren.

„Horatio, fahr nach Hause. Sobald sie aufwacht, rufe ich dich an. Was hälst du davon?“

Horatio nickte und stand auf. Es würde ihm sicher gut tun, etwas zu essen, zu duschen und frische Sachen anzuziehen.

Calleigh nahm seinen Platz am Bett ihrer schlafenden Schwester ein und sah noch einmal zu ihm hinauf.

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt