Trish machte um 18 Uhr Feierabend, und als sie zu ihrem Wagen ging, der auf dem Parkplatz stand, kam Horatio auf sie zu.„Hey, was machst du denn hier?“ wunderte sie sich.
„Ich wollte dich nach Hause begleiten.“
„Nach Hause begleiten? Wieso?“
„Weil du den gegen den Polizeischutz warst. Und irgendwie muss ich dich doch beschützen.“
Trish blieb stehen. „Horatio, ich dachte, wir hätten darüber gesprochen. Ich will mich nicht mit dir streiten. Bitte, mir wird schon nichts passieren.“
„Clavo ist unberechenbar, und ich glaube nicht, dass er sich an meine Warnung halten wird.“
„Dann soll er es noch mal versuchen. Ich werde schon mit ihm fertig werden“, sagte Trish leichthin.
„Du klingst, als hättest du überhaupt keine Angst“, stellte Horatio besorgt fest.
„Hast du nicht selbst gesagt, dass man die Angst nicht zulassen darf? Ich war früher mal Polizistin, hast du das vergessen?“
Horatio war nicht wohl dabei, Trish nicht beschützen zu können, obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte. „Können wir uns wenigstens auf einen Kompromiss einigen?“
Trish wusste, dass es Horatio nur gut meinte, weil er sie liebte. „Und der wäre?“
„Lass mich dich jeden Tag zur Arbeit und nach Hause bringen, und wenn dir etwas Verdächtiges oder Merkwürdiges auffällt, sobald du alleine bist, rufst du mich sofort an.“
„Okay, damit kann ich leben“, sagte Trish und küsste ihn liebevoll.
„Ich auch. Also, was machen wir heute Abend?“ fragte Horatio erwartungsvoll.
„Was hälst du davon, wenn wir noch beim Chinesen vorbeifahren? Ich habe einen Bärenhunger.“
„Chinesisch klingt gut“, lächelte Horatio und stieg in den Hummer ein.
„Was soll ich uns bestellen?“ fragte er, als er den großen grauen Wagen vor dem chinesischen Restaurant in der Innenstadt parkte.
„Wie wäre Ente süß-sauer und gebratene Nudeln?“ fragte Trish. Langsam kehrte etwas Normalität in ihren Alltag zurück, und wenn Horatio bei ihr war, konnte ihr sowieso nichts passieren.
„Du hast einen ausgezeichneten Geschmack“, lobte Horatio und schnallte sich ab.
„Nicht nur, was Essen angeht“, flüsterte Trish und sah ihn an.
Horatio lächelte, dann beugte er sich zu ihr und küsste sie zärtlich.
In Trishs Magengegend kribbelte es, als hätte sie tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch. „Was hälst du davon, wenn wir das Essen sausen lassen und auf dem schnellsten Wege nach Hause fahren?“ drängte sie.
„Ich dachte, du hast Hunger.“
„Jetzt nicht mehr.“
Horatio ahnte, was Trish vorhatte. „Ich bin gleich wieder da. Es dauert nicht lange.“
Trish sah ihm nach, wie er ausstieg und in das Restaurant mit den großen Fenstern ging. Sie sah rote Lampions als Deckenbeleuchtung, und über dem Eingang prangte in großen Buchstaben der Name des Restaurants.
Trish legte ihren Ellbogen auf die Beifahrertür und stützte den Kopf darauf. Aus dem Radio dudelte leise Musik. Sie sah durch die Scheibe in den Laden und sah Horatio an der Theke stehen. Ihr Blick streifte kurz den Wagen, der im Außenspiegel auftauchte und zwei Wagen hinter dem Hummer parkte.
Sie trommelte mit den Fingern den Takt der Musik nach und freute sich auf das gemeinsame Essen mit Horatio. Vielleicht würde er heute über Nacht bei ihr bleiben …
Trish sah noch einmal in den Außenspiegel. Aus dem dunklen Wagen war niemand ausgestiegen, und sie erkannte schemenhaft eine männliche Person im Wagen sitzen. Sie wusste selbst nicht, wieso es ihr merkwürdig vorkam. Sie setzte sich aufrecht hin und klappte die Sonnenblende runter, in der ein Spiegel war. Sie reckte den Hals, um hineinsehen zu können und drehte die Blende so, dass sie den Wagen im Visier hatte. Es war zu dunkel, um zu erkennen, wer am Steuer saß, aber es war ein Mann, so viel stand fest.
Trish schüttelte den Kopf. Du siehst Gespenster, sagte sie sich. Das kommt davon, weil dir Horatio ständig einredet, du bist in Gefahr … Es wird nur ein ganz normaler Mann sein, der auf jemanden wartet oder Essen bestellt hat, überlegte Trish weiter, aber sie wurde das komische Gefühl nicht los, dass es nicht so war. Sie versuchte, Horatio im Restaurant ausfindig zu machen. Er stand nun mit dem Rücken zur Theke, und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Horatio hob kurz die Hand zum Gruß, und Trish lächelte unsicher.
Erleichterung machte sich in ihr breit, als sie sah, wie eine kleine Asiatin Horatio eine große weiße Tüte in die Hand drückte. Zeitgleich hörte sie hinter sich einen Motor aufheulen, und der dunkle Wagen, der eben noch am Straßenrand geparkt hatte, drehte mit quietschenden Reifen und fuhr in die entgegen gesetzte Richtung davon.
Trish drehte sich um und sah ihm durch die Heckscheibe nach. Sie war so in Gedanken, dass sie sich erschreckte, als die Fahrertür aufgerissen wurde und Horatio sich auf den Sitz niederließ. Er bemerkte ihr Zucken. „Alles in Ordnung?“
„Ja, alles in Ordnung ...“ Trish versuchte ein Lächeln.
„Bist du sicher?“ hakte Horatio nach. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ fragte er mit Nachdruck.
„Ich dachte, ich hätte ein verdächtiges Auto gesehen“, gab Trish zu.
„Ein verdächtiges Auto? Was meinst du?“
„Es parkte die ganze Zeit hinter uns, und als du aus dem Restaurant gekommen bist, ist es weggefahren. Wahrscheinlich war es nichts, ich mache mich schon allmählich verrückt.“
„Was für ein Wagentyp war es?“ fragte Horatio, der nun ebenfalls beunruhigt war.
„Keine Ahnung. Irgendso ein SUV, schwarz“, sagte Trish.
„Das Kennzeichen hast du nicht zufällig gesehen, oder?“
Trish schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht.“
Horatio sah sie an und überlegte. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig. Entweder hatte Trish wirklich nur ein Gespenst gesehen und überreagiert, oder es war Clavo gewesen, der sie beschattete. Hätte er ein Nummernschild gehabt, hätte er es überprüfen können, aber so …
„Mach dich jetzt nicht auch noch verrückt, Horatio“, sagte Trish. „Lass uns nach Hause fahren, bevor das leckere Essen kalt wird.“
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Csi Miami (Neuanfang)
FanfictionHoratio Caine ist auch nach zwei Jahren immer noch nicht über den Tod seiner geliebten Marisol hinweg, trifft dann aber ganz unerwartet eine Frau, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellen könnte ...