Kapitel 11

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Ein paar Tage später

„Horatio, sieh mal, wen ich hier für dich habe“, kam Frank mit einem glatzköpfigen braungebrannten Mann durch die Tür des Labors.

Horatio sah den Schlanken abschätzig an. „Ja, wen haben wir denn da? Clavo Cruz.“

„Ich werde das gesamte Labor verklagen“, drohte Cruz und wehrte sich, aber bei Frank hatte er keine Chance.

„Ja, ja, natürlich. Aber erst mal kriegst du eine schöne Einzelzelle“, sagte Frank bissig. „Horatio, wo willst du ihn hinhaben?“

„Was habe ich überhaupt verbrochen?“ fragte Cruz.

„Bring ihn in das Verhörzimmer“, befahl Horatio. „Ich werde gleich nachkommen.“

„In Ordnung.“ Frank schubste den jungen Mann in buntem Hawaiihemd und weißer Stoffhose weiter über en Flur.

Horatio wusste, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte, wenn Clavo Cruz auf der Bildfläche erschien. Er wartete seit geraumer Zeit auf eine günstige Gelegenheit, ihm das Handwerk zu legen. Und dann würde auch sein Vater, der General, ihm nicht helfen können.

„Na, Lieutenant, alles fit?“ schien Clavo Cruz seine Arroganz wiedergefunden zu haben, als Horatio den Raum betrat. Er saß, von den Handschellen befreit, am Tisch und kaute mit offenem Mund auf seinem Kaugummi herum. Frank Tripp stand am Fenster und behielt ihn im Auge.

„Frank, was hat unser Freund angestellt?“ fragte Horatio langsam.

„Hat ein paar rote Ampeln überfahren, dazu kommen überhöhte Geschwindigkeit und das Widersetzen gegen die Staatsgewalt“, zählte der glatzköpfige Detective auf.

„Was? Deswegen haben Sie mich hergebracht? Ist doch lächerlich.“ Cruz lachte höhnisch. „Dafür brauch ich noch nicht mal einen Anwalt.“

„Hatte ich schon erwähnt, dass wir auch Drogen in seinem Handschuhfach gefunden haben?“ fuhr  Tripp fort.

„Wie viel, Frank?““

„Kann ich noch nicht sagen. Ryan wiegt es gerade und überprüft, um welchen Stoff es sich handelt. Sah schwer nach Kokain aus.“

„Das Zeug gehört mir nicht, und ich weiß auch nicht, wie es in das Handschuhfach des Wagens kam“, sagte Cruz und lachte dabei.

„War er in seinem Wagen unterwegs?“ wollte Horatio wissen.

„Ja, er ist im Fahrzeugschein eingetragen, Horatio. Du hättest die Karre mal sehen sollen.“ Frank pfiff durch die Zähne. „Vergoldete Felgen. So was hast du noch nicht gesehen.“

„Den hat er sich bestimmt von Daddys Geld gekauft“, ärgerte Horatio sein Gegenüber. „Ich würde mir ernsthafte Sorgen machen, Clavo.“

„Sorgen? Warum sollte ich mir Sorgen machen, Lt.? Sagen Sie mir einfach einen Preis, und ich zahle ihn. So können wir die Sache abkürzen.“

„Schön langsam, ja?“ Horatio hatte nicht vor, Cruz so schnell wieder gehen zu lassen. Die letzten drei Male hatte er sich mit Hilfe seines Vaters und dessen diplomatischer Immunität herauswinden können.

„Langsam ist das richtige Stichwort, alter Mann. Sie sollten Ihren Job an den Nagel hängen, Lt. Caine“,  sagte Cruz voller Sarkasmus. „Dann haben Sie mehr Zeit, um sich anderen Dingen zu widmen. Schönen Dingen, nicht wahr?“

Horatio wurde hellhörig, reagierte aber nicht.

„Sie haben schon richtig gehört, Lieutenant. Zum Beispiel um Ihre kleine Freundin. Ja, ich weiß von ihr. Da staunen Sie, was? Ich habe Sie nämlich ganz genau im Blick.“

Horatio blieb ruhig, aber für seinen Kollegen und Freund war es zuviel. „Was soll das werden, hm? Du solltest nicht so eine verdammte Scheiße reden, Cruz“, rief Frank und trat gegen den Stuhl, auf dem Cruz saß. Er mochte es ganz und gar nicht leiden, wenn jemand Horatio selbst oder Freunde von ihm bedrohte.

„Frank ...“, rief Horatio ihn zur Ruhe, und er stellte sich zurück ans Fenster.

„Ja, es ist besser so. Rufen Sie Ihren Schoßhund zurück, sonst könnte es sein, dass ich meinen Anwalt auf ihn hetze.“

Horatio lächelte. „Clavo, wenn wir mit Ihnen  fertig sind, brauchen Sie keinen Anwalt mehr.“

Etwas später ….

„Horatio, hast du kurz Zeit?“ fragte Eric, nachdem er an die Tür seines Chefs geklopft und die Erlaubnis erhalten hatte, einzutreten.

Frank hatte Clavo in eine der Zellen gebracht, von wo er aus direkt ins Gefängnis wandern würde, sollte man ihm den Drogenbesitz nachweisen können.

Noch immer wusste er nicht, was er von Clavos Bemerkungen hinsichtlich Trish halten sollte. Er wusste von ihr, und sein Hinweis, dass er sie im Blick hatte, gefiel Horatio nicht. „Also, worum geht es denn?“

„Um Trish und dich“, kam Eric sofort auf das Thema und setzte sich.

„Hat Calleigh es dir erzählt?“

„Na ja, dass du glücklich bist, sieht jeder Blinde mit Krückstock. Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, Calleigh hat es mir gesagt.“ Eric lächelte unsicher, dann sah er auf Horatios Hand. „Wo ist dein Ring?“

Horatio betrachtete seine Finger. „Ich fand, es war an der Zeit, damit abzuschließen.“

„Damit abzuschließen? Dann ist Marisol also nur noch Vergangenheit für dich? Mehr nicht?“

„Eric, du hast mich falsch verstanden. Marisol wird immer meine Frau bleiben, aber ...“ Wie machte er es seinem Schwager begreiflich, dass er auch ein Recht hatte, glücklich zu sein? „Ich habe sie geliebt, Eric. Mehr als mein eigenes Leben, und wenn ich sie damit hätte retten können, dass ich mein Leben für sie gebe, hätte ich es getan. Das musst du mir glauben.“

Eric raufte sich durchs Haar. „Ich weiß, Horatio. Du hättest alles für sie getan. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass du endlich den Weg zurück ins Leben gefunden hast. Aber … der Ring, der Ring an deiner Hand hat mich an sie erinnert, und als ich gesehen habe, dass du ihn abgenommen hast. Ich werde mich wohl erst daran gewöhnen müssen.“ Er stieß die Luft aus den Backen. „Wow.“

Horatio lächelte. „Eric, wir brauchen diesen Ring nicht, um uns an Marisol zu erinnern.“

„Ja, du hast Recht.“ Eric erhob sich. „Willkommen zurück!“, sagte er, bevor er ging, und Horatio wusste, wie es gemeint war.


Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt