Kapitel 33

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Am nächsten Tag
Horatio klingelte und sah durch das kleine schmale Fenster der Haustür in den Flur hinein. Nichts rührte sich. Er klingelte noch einmal und wartete. Trish wusste, dass er sie abholen und zur Arbeit bringen wollte, so wie sie es gestern Abend ausgemacht hatten. Ob sie verschlafen hatte? Nein, das war nicht ihre Art. Sofort erwachte Horatios Spürsinn, dass etwas nicht stimmte. Er zog seine Waffe und drückte die Haustür auf. Wachsam und in jede Ecke schauend ging er durch alle Räume. „Trish?“

Niemand antwortete.

Als er zum Schlafzimmer ging, sah er, dass das Licht noch brannte, obwohl es helllichter Tag war. So, als hätte es gestern Abend jemand angelassen. Etwas stimmte nicht! Ganz und gar nicht. Horatio ging zum geöffneten Fenster und spähte in den Garten hinaus. Im Blumenbeet unter dem Fenster waren frische Fußspuren in der Erde.

Horatio entsicherte die Waffe und zog sein Handy hervor. Er rief Calleigh an. „Hat sich Trish bei dir gemeldet?“

„Nein, wieso?“

„Calleigh, ich will dir keine Angst machen, aber ..“

„Los, Horatio, sag schon. Was ist los?“

„Ich glaube, sie wurde entführt. Ich komme ins Labor.“

Keine zehn Minuten später war Horatio im Labor und bat Calleigh, Eric und Frank zu einer Besprechung.

„Und du glaubst, Clavo hat sie entführt?“

„Ich weiß nicht, wer sie entführt hat. Eric, fahr zu ihrer Wohnung und untersuch die Spuren unter ihrem Schlafzimmerfenster. Dann vergleich sie mit den Abdrücken, die wir von Clavo in der Datenbank gespeichert haben.“

„Ist gut, Horatio.“ Eric erhob sich, ohne weitere Fragen zu stellen, und machte sich an die Arbeit. Er wusste, dass jede Sekunde zählte.

„Calleigh, wir werden jetzt Clavo Cruz einen Besuch abstatten.“

„Horatio, ich muss dir nicht sagen, dass du dich aus dem Fall raushalten sollst, oder?“ fragte Frank und sah ihn eindringlich an.

„Frank, lass das mal meine Sorge sein.“

„Glaubst du, Clavo ist so blöd, und wartet zuhause auf dich Horatio?“

„Das ist mir egal, Calleigh.“

„Es tut mir leid, aber Calleigh hat Recht“, stellte sich Frank auf ihre Seite. „Wenn er etwas damit zu tun hat, wird er nicht seelenruhig zuhause herumsitzen.“

„Ich lasse mir nicht länger von ihm auf der Nase herumtanzen, Frank“, ging Horatio nicht auf die Einwände seiner Kollegen ein. „Das hat jetzt ein Ende.“

Horatio erhob sich, und Calleigh hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Auch Frank sah ein, dass er Horatio nicht aufhalten konnte.

Bei Familie Cruz

Dieses Mal wartete Horatio nicht, bis Clavos Vater ihn auf einen Plausch eingeladen hatte. Er stürmte ins Haus, nachdem ihm die Haushälterin die Tür geöffnet hatte, und Calleigh folgte ihm mit Frank.

„Lt., schön Sie zu sehen“, sagte Clavo, der seelenruhig im Salon am Frühstückstisch saß. „Wollen Sie einen Kaffee?“

„Ich will wissen, wo sie ist!“ kam Horatio gleich zur Sache.

„Dass Sie auch immer in Rätseln sprechen müssen, tz tz tz“, sagte Clavo. „Es ist noch keine ...“, er sah auf die goldene Armbanduhr, „... noch keine neun Uhr morgens. Kommen Sie, Lt., setzen Sie sich und trinken Sie einen Kaffee mit mir. Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.“

Horatio trat ohne Vorwarnung hinter ihn und drückte ihn mit dem Kopf auf die Tischplatte neben seinen Teller.

„Au, Sie tun mir weh! Was soll das?“

„Ich will jetzt sofort wissen, wo sie ist. Ich werde nicht noch einmal fragen, Clavo. Also sagen Sie mir, was ich wissen will.“

„Lassen Sie mich los, Sie tun mir weh!“ schrie Clavo. „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“

Horatio sah zu Calleigh und Frank. „Clavo, das ist Ihre letzte Chance, zu reden.“

Frank machte ihm mit einem Blick verständlich, dass er Clavo loslassen sollte, ehe sein Vater rein kam und die Szene beobachtete.

„Ich weiß nichts, also kann ich auch nichts sagen. Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe. Sonst sage ich es meinem Vater.“

Horatio ließ von dem glatzköpfigen jungen Mann ab und sah ihn geringschätzig an. „Ich weiß, dass Sie sie haben. Ich werde Sie auf Schritt und Tritt verfolgen. Wenn Sie in die Stadt fahren und das Geld Ihres Vaters ausgeben, werde ich wie ein Schatten für Sie sein. Sie werden mich nicht sehen, aber Sie werden wissen, dass ich in Ihrer Nähe bin. Ich werde jeden Ihrer Schritte überwachen, bis Sie einen Fehler machen. Ein einziger Fehler genügt mir.“

Clavo hörte sich alles an, dann lächelte er. „Ach, Lt., Sie wissen genau wie ich, dass Sie mir nichts anhaben können. Also, ich würde sagen, Sie fahren jetzt mit Ihren Kollegen zurück zum Labor, kümmern sich um die weitaus wichtigeren Fälle, und ich werde mir einen schönen Tag am Strand von Miami machen.“ Er kreuzte genüsslich die Arme hinter dem Kopf und streckte sich.

Horatio sah zu Calleigh.

Sie ließ ihre Handschellen schnappen und legte sie Clavo an. „Clavo Cruz, Sie sind wegen des Verdachtes auf Entführung verhaftet. Bitte kommen Sie mit!“

„Sie können mir gar nichts. Mein Vater ist Diplomat. Ich stehe unter seinem Schutz. Das dürfen Sie nicht! Ich will meine Anwälte anrufen!“

„Sie können gerne aus dem Labor anrufen. Aber erstmal kommen Sie mit“, kannte Calleigh keine Gnade und ließ die Handschellen zuklicken. Dann führte sie ihn nach draußen. Wohl war ihr bei der Sache nicht, denn Horatio durfte in dem Fall nicht tätig werden, und auch Frank hatte ein schlechtes Gefühl bei der Aktion.

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt