Als Horatio am Abend zu Trish in die Wohnung fuhr, hatte er sich vorgenommen, noch einmal ganz behutsam mit ihr über die vergangene Nacht zu sprechen. Auch wenn es zu keiner Vergewaltigung gekommen und NUR beim Versuch geblieben war, so musste der Schock doch tief bei ihr sitzen.
„Hey, schön dich zu sehen“, begrüßte Trish ihn überschwänglich, als er in ihr Haus eintrat.
Horatio schnupperte. „Hast du etwa gekocht?“
„Ja, wir waren doch zum Abendessen verabredet, oder nicht?“ Sie sah ihn verwundert an.
Horatio wusste nicht, wie er es am geschicktesten anstellte, um das Thema auf letzte Nacht zu lenken.
„Oder hast du gedacht, ich würde mich jetzt in meiner Wohnung verkriechen und den ganzen Tag heulen?“
Horatio blickte zu Boden.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht anblaffen, Horatio. Es ist nur, dass …. es geht mir gut. Ich möchte nicht, dass du dir Sorgen um mich machst.“ Sie legte ihre Arme um seine Taille und schmiegte sich an ihn.
„Geht es dir wirklich gut oder sagst du das nur, weil ich es hören will?“
„Mir geht es wirklich gut.“
„Mir würde es besser gehen, wenn ich wüsste, dass der Kerl, der dir das antun wollte, hinter Gittern sitzt“, begann Horatio sachte. „Lt. Personenbeschreibung des Wachmannes war der Täter ungefähr 1,90 m groß und schlank. Ist dir sonst noch etwas an ihm aufgefallen, was die Suche einschränken könnte? Irgendwas. Eine Tätowierung, ein fremdländischer Akzent …“
„Horatio, ich habe dir doch schon gesagt, dass ...“ Da kam Trish eine Idee. „Angenommen, du könntest den Täter überführen, wärst du überhaupt in der Lage, ihn wie jeden anderen Täter zu behandeln?“
„Steven Gallehead ist für die Ermittlungen zuständig. Gemeinsam mit Frank. Ich vertraue Steven, aber noch mehr vertraue ich Frank. Er weiß, dass mir persönlich etwas an der Aufklärung liegt und wird die Ermittlungen vorantreiben.“
Trish nickte. „Dann müsstest du dich komplett raushalten?“
„Ich bin, da es sich in diesem Fall um dich handelt, befangen und darf an dem Fall gar nicht arbeiten. Aber ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn ich herauskriegte, wer dir das angetan hat.“ Horatio nickte. „Wieso stellst du mir diese Fragen?“
Trish antwortete nicht und zog ihn in die Küche. „Komm, wir lassen das Thema. Lass uns lieber essen. Es ist fertig.“
Horatio sog den Duft nach Essen ein. „Was hast du denn für uns gezaubert?“
„Rinderbraten. Ich hoffe, du magst Rind. Dazu Kartoffeln und buntes Gemüse.“
„Braten? Bei uns gab es Braten immer nur am Sonntag“, erinnerte sich Horatio. „Es war etwas ganz Besonderes.“
„Du bist ja auch etwas ganz Besonderes“, lächelte Trish ihm zu. „Also setz dich schon mal. Bin gleich wieder da.“
„Warte kurz.“ Horatio sah sie von der Seite her an. Irgendetwas war merkwürdig. Warum nur hatte Trish ihm so viele Fragen gestellt? Was hatte es damit auf sich? Wieso wich sie ihm aus?
„Trish, sieh mich mal an.“
Sie sah ihm direkt in die Augen.
„Du würdest mich doch nicht anlügen, wenn du etwas über den Täter wüsstest, womit wir ihn identifizieren könnten, oder?“
Die Gedanken wirbelten in Trishs Kopf herum. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Horatio saß ihr gegenüber und beobachtete sie genau. Konnte sie so abgebrüht sein und ihm ins Gesicht lügen? Durfte sie ihn anlügen? Er liebte sie und wollte den Täter, der ihr das angetan hatte, hinter Gitter sehen. Daran war nichts Verwerfliches. Es war sein Job, nein, seine Berufung.
„Trish, bitte rede mit mir“, flehte Horatio, dessen Gefühl sich allmählich bestärkte, dass Trish ihm etwas verschwieg.
Trish hielt Horatios Blick nicht länger stand. Was würde Horatio mit diesem Clavo Cruz tun?
Horatio deutete ihr Schweigen richtig. „Du weißt, wer es gewesen ist. Bitte, sag es mir, Trish.“
„Ich kann nicht, Horatio.“ Trish setzte sich an den Küchentisch. „Genau das will er. Weil er dir schaden will.“
„Was? Wovon redest du? Wer will mir schaden?“
„Horatio, ich kann es dir nicht sagen“, sagte Trish. „Bitte, glaub mir, es tut mir leid, ich wollte dich nicht anlügen, aber in diesem Fall ist es besser für dich. Du darfst es nicht wissen. Es kann dich deinen Job kosten.“
„Das lass meine Sorge sein. Trish, ich will jetzt wissen, wer es war. Wer hat dir das angetan?“ In Horatio begann es zu brodeln. Er ahnte, welchen Namen Trish ihm gleich nennen würde, aber er wollte es nicht wahrhaben. Sollte sein Erzfeind wirklich so weit gehen und sich an der Frau, die er liebte, vergreifen, nur um ihn aus der Reserve zu locken?
Trish begann zu weinen. Sie fühlte sich am Ende ihrer Kräfte.
„Trish, sag mir, wer es war“, sagte Horatio langsam und betonte jede Silbe.
„Clavo Cruz.“
Horatio sah an ihr vorbei. Dieses Schwein, dachte er. Er fühlte eine unbändige Wut auf diesen Feigling, der nicht Manns genug war, um es mit ihm selbst aufzunehmen. Horatio erhob sich.
„Wo willst du hin?“ fragte Trish erschrocken und sah ihn mit verweinten Augen an.
„Ich werde einem alten Freund einen Besuch abstatten.“
„Nein, du darfst nicht zu ihm fahren. Horatio! Das ist das, was er will. Er will dir schaden. Bitte, bleib hier. Lass es uns vergessen. Lass es uns einfach vergessen, Horatio. Horatio! Bitte!“
Aber Trishs Flehen brachte nichts. Horatio war nicht mehr zu bremsen. Er verließ die Wohnung, setzte sich in seinen Hummer und raste zum Haus der Familie Cruz.
Trish bekam Panik. Sie konnte Horatio nicht ins offene Messer laufen lassen. Sie wählte mit zittrigen Händen Calleighs Nummer.
„Was gibt es, Schwesterherz?“ meldete sich die blonde CSIlerin.
„Du musst Horatio helfen. Er ist völlig durchgedreht“, sagte Trish hastig.
„Was? Was ist los?“
„Horatio, er ist auf dem Weg zu Clavo Cruz. Ich habe es ihm gesagt. Er wird etwas Dummes anstellen. Bitte, Calleigh, hilf ihm.“
Calleigh, die zuhause war, realisierte, was Horatio vorhatte. „Ist gut. Ich kümmere mich darum.“ Sie zog sich an und rief Eric an. Dann machte auch sie sich auf den Weg.
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Csi Miami (Neuanfang)
FanfictionHoratio Caine ist auch nach zwei Jahren immer noch nicht über den Tod seiner geliebten Marisol hinweg, trifft dann aber ganz unerwartet eine Frau, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellen könnte ...