Kapitel 16

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Am Abend ...

„Was ist los?" fragte Trish. Seit Horatio vor einer Stunde zu ihr gekommen war, hatten sie kaum ein Wort miteinander gesprochen. Horatio war redlich bemüht gewesen, über seine wahre Gefühlslage hinwegzutäuschen, aber Trish hatte ihn dennoch durchschaut.

Horatio schwieg.

„Na gut. Wir können uns noch weiter anschweigen, oder du sagst mir, was passiert ist", hakte sie nach.

Horatio senkte den Blick auf seinen Teller, auf dem noch ein paar Reste des Abendessens lagen. Er fühlte sich grauenhaft. Clavo war wieder auf freiem Fuß, und er kam nicht darüber hinweg. Es fühlte sich an, als hätte er versagt....

„Clavos Anwälte haben ihn rausgeboxt, er sitzt nicht mehr in Untersuchungshaft."

„WAS? Wie kann das sein?"

„Sie sagten, wir hätten keinerlei Beweise gegen Clavo in der Hand", fuhr Horatio fort.

„Keinerlei Beweise? Wie können die das sagen? Ihr habt 50 Gramm Kokain im Handschuhfach seines Wagens gefunden. Ist das nicht Beweis genug?" regte sich Trish auf.

„Eigentlich schon. Dafür wäre er für eine sehr lange Zeit hinter Gittern verschwunden", seufzte Horatio. „Aber wie immer hat er sich rausreden können, und sein Vater hat ihm geglaubt."

„Auf die Ausrede bin ich gespannt." Trish stand auf und räumte die Teller zusammen.

„Seine Anwälte haben behauptet, das Kokain sei ihm während des Clubbesuchs ins Handschuhfach gelegt worden, als der Wagen unverschlossen war."

„Das glaubt doch kein Mensch!" regte sich Trish weiter auf. „Es waren doch sicher seine Fingerabdrücke auf dem Tütchen."

Horatio nickte. „Auch dafür hatten Clavos Anwälte eine einleuchtende Erklärung. Als die Polizei ihn bat, sein Handschuhfach zu öffnen, um es nach möglichen Schusswaffen zu durchsuchen, hätte Clavo das Päckchen angefasst."

Trish schüttelte den Kopf. „Das ist erstunken und erlogen. Wie kann er bloß mit so etwas durchkommen?"

Horatio stand auf und half Trish, den Tisch abzuräumen. „Jeder Andere wäre damit nicht davongekommen, aber Clavo ist zu gerissen. Und er hat seinen Vater überzeugen können, dass alles nur ein Missverständnis war."

„Daddy hat also wieder mal seinen Status missbraucht? Jetzt verstehe ich allmählich, wieso es dich so ärgert."

Gemeinsam brachten sie das dreckige Geschirr in die Küche, danach setzten sie sich ins Wohnzimmer.

„Weißt du was? Ärgere dich einfach nicht mehr über ihn. Ich bin sicher, eines Tages wird er einen Fehler machen, und dann kann selbst sein Vater ihm nicht mehr da raus helfen."

Horatio lächelte. „Genau das Gleiche denke ich auch, aber wann wird dieser Tag sein?" Gedankenverloren sah er an ihr vorbei.

„Ist es wirklich nur dein Unmut, dass er dir wieder entwischt ist, oder bedrückt dich noch etwas Anderes?"

Horatio streichelte über ihre Hand, die auf seiner Brust ruhte.

„Ich bin sicher, Clavo geht jetzt erst mal in Deckung. Er weiß, dass du nicht locker lässt, also wird er eine Weile stillhalten, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Er wird wohl kaum so dämlich sein, seine illegalen Geschäfte wieder aufzunehmen, wo er deinen Atem noch in seinem Rücken spüren kann."

„Vielleicht hast du Recht, Trish. Aber mein Gefühl sagt mir, dass er etwas plant."

„Dass er etwas plant? Und was sollte das sein?"

Horatio antwortete nicht.

„Du glaubst, dass es etwas mit mir zu tun hat?"

„Wäre schon möglich."

„Weißt du was? Wir sollten uns nicht über diesen Kerl den Kopf zerbrechen. Das ist wahrscheinlich genau das, was er will. Und ich will mir nicht ständig Sorgen machen müssen, Horatio."

„Ich doch auch nicht, Trish."

„Dann tun wir es nicht, Horatio. Lass mich dich auf andere Gedanken bringen." Mit langsamen Bewegungen öffnete sie die Knöpfe seines Hemdes.

Über Horatios Gesicht huschte ein Lächeln.

„Siehst du? Funktioniert doch schon prima."

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt