Kapitel 24

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Zwei Tage später …

„Wo ist eigentlich der Streifenwagen?“ fragte Horatio, als er in der Mittagspause zum Gericht fuhr, um sie mit Trish zu verbringen. Nun saßen sie gemeinsam auf einer Bank im Park hinter dem großen Backsteingebäude.

„Den habe ich weggeschickt“, sagte Trish leichthin und biss in einen grünen Apfel.

„Du hast ihn weggeschickt? Wieso?“

„Weil ich hier sicher bin. Ich bin Leiterin des Sicherheitsdienstes, Horatio. Hast du das schon vergessen? Mir passiert hier nichts.“

Horatio ärgerte sich. Wie konnte Trish nur so leichtsinnig sein? „Das mag sein, aber was ist, wenn er dir zuhause auflauert?“

Trish schlug die Beine übereinander. „Horatio, mach dir nicht so viele Gedanken. Du hast diesem Clavo klargemacht, dass er sich fernhalten soll. Er wird nicht so blöd sein und es noch mal versuchen.“

„Trotzdem würde es mir besser gehen, wenn ich wüsste, dass du in Sicherheit bist“, murmelte Horatio. „Ich kann dich nicht beschützen, wenn ich meine Arbeit mache.“

Trish legte ihm eine Hand auf seine Wange. „Du brauchst mich nicht zu beschützen, Horatio. Das kann ich ganz gut alleine. Ich bin mit ihm fertig geworden, hast du das vergessen?“

Horatio wusste nur aus dem Bericht, was in der Nacht geschehen war. Trish hatte kein Wort darüber verloren, und er hatte sie nie gedrängt, darüber zu reden. Frank hatte ihm die Akte mit Trishs Aussage auf den Schreibtisch gelegt, und Horatio hatte sie gelesen, auch wenn es ihm schwer gefallen war. Gesagt hatte er es ihr nicht, aber Trish musste wissen, dass er Einsicht in die Akte hatte, wenn sein Freund die Ermittlungen leitete.

„Das gefällt mir nicht“, murmelte Horatio.

„Was gefällt dir nicht?“

„Dass du den Polizeischutz ablehnst.“

Trish seufzte. „Horatio, alles, was ich möchte, ist, die Tat zu vergessen. Aber wenn ich ständig unter Beobachtung stehe, mich kaum noch aus dem Haus trauen kann, dann lebe ich doch nur noch in Angst, dass hinter jedem Baum dein Erzrivale lauert. Was wäre das für ein Leben? Und für wie lange würde es dauern?“

„Bitte versteh mich nicht falsch, Trish. Ich mache das nur aus übertriebener Vorsicht, weil ich nicht will, dass dir etwas zustößt. Es wäre nur für ein paar Wochen. Bis wir ihm was nachweisen können.“

„Ein paar Wochen? Als nächstes verbietest du mir, zur Arbeit zu gehen. Du hast Recht, Horatio. Es ist übertrieben. Du tust so, als wäre der Staatsfeind Nummer Eins hinter mit her.“

Horatio schwieg. Er wollte sich nicht mit Trish streiten. Sie hatten beide ihre Meinung, und so wie es aussah, würde Trish stur bleiben und sich nicht davon überzeugen lassen, dass es besser war, wenn ein Streifenwagen in ihrer Nähe war. „Dann kann ich dich nicht überreden?“

Trish schüttelte den Kopf.

Horatio musste sich wohl oder übel geschlagen geben.

Nach der Mittagspause
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er Yelina entdeckte. Die dunkelhaarige Schönheit kam genau auf ihn zu. Sie trug einen beigefarbenen Zweiteiler und eine weiße Bluse.

Horatio ließ ihren Blick anerkennend über ihr äußeres Erscheinungsbild gleiten, empfand aber nichts weiter als Freundschaft zu dieser schönen Frau. Seit sie ihren Job beim Department an den Nagel gehängt hatte und Privatdetektivin geworden war, sahen sie sich nicht mehr ganz so oft.

„Was machst du denn hier?“

„Ich wollte mal sehen, wie es dir geht“, antwortete Yelina offen und ehrlich. „Wie ich sehe ist alles beim Alten hier?“ Sie sah sich im Labor um.

„Mir geht es gut“, sagte Horatio, als wäre das selbstverständlich. „Und dir? Was machen Ray Junior und Madison?“

„Die Beiden verstehen sich ausgesprochen gut.“ Als Yelina lächelte, sah man ihre strahlend weißen Zähne.

„Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie sehr ich es dir anrechne, dass du das Mädchen zu dir genommen hast?“

Wieder musste Yelina lächeln. „Schon mindestens hundert Mal.“

Horatio sah sie mit schief gelegtem Kopf an. Es war nicht selbstverständlich gewesen, dass Yelina das rothaarige Mädchen aufgenommen hatte,nachdem ihre Mutter Susie bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war. Madison war das uneheliche Kind ihres verstorbenen Mannes Ray, also seines Bruders.

„Du hättest allen Grund gehabt, das Kind zu hassen“, sagte Horatio leise.

„Du meinst, weil sie mich ständig an die heimliche Affäre von Ray erinnert?“ Yelina schlug die Augen nieder. „Sie kann am allerwenigsten dafür.“

Horatio hatte selbst überlegt, die Siebenjährige bei sich aufzunehmen, aber er wusste, dass er als Alleinstehender mit diesem gefährlichen Fulltimejob kaum Chancen hatte …

„Ich habe das mit Calleighs Schwester gehört“, wechselte Yelina das Thema. „Wie geht es Trish?“

„Ganz gut. Steven und Frank arbeiten zusammen. Es gibt jedoch kaum verwertbare Spuren.“ Horatio seufzte.

„Wenn ich etwas für dich tun kann, lass es mich wissen“, bot Yelina an. „Ich habe als Privatdetektivin andere Möglichkeiten. Wenn du verstehst, was ich meine.“

Horatio verstand ganz gut, was sie meinte. „Ich danke dir für das Angebot, Yelina. Vielleicht kannst du dich ein bisschen umhören, was Clavo Cruz angeht.“

„Clavo Cruz? Dann macht er dir also wieder Schwierigkeiten?“

„Sieht ganz so aus.“

Yelina nickte. Sie fand es bemerkenswert, wie unbeschwert sie miteinander umgehen konnten.

Auch Horatio dachte das Gleiche und erinnerte sich an eine Zeit, in der sie sich kaum hatten in die Augen sehen können. Als sie erkannt hatten, dass sie nicht zusammenpassten und nicht wussten, wie es mit ihnen weitergehen sollte.

„Was hälst du davon, wenn Trish und du zu uns zum Essen kommt?“

Horatio lächelte. „Trish und ich? Du weißt von uns?“

„Calleigh hat etwas in der Richtung angedeutet. Also, nimmst du meine Einladung an? Ray Junior und Madison würden sich freuen, ihren Onkel mal wieder zu sehen.“

„Na gut. Und wann?“

„Was hälst du von morgen Abend? Ich koche uns was Leckeres.“

Horatio nickte. Yelina war eine ausgezeichnete Köchin. Als sein Bruder Ray noch gelebt hatte, war er öfter bei ihnen zu Gast gewesen.

„Ich werde Trish fragen, was sie davon hält.“ Horatio wusste nicht, ob Trish schon bereit war, auszugehen.

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt