Kapitel 27

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Horatio sah auf die kleine dunkelblaue Schatulle, die er aus seiner Jackettinnentasche geholt hatte und öffnete sie. Im Samtbett steckte ein goldener Ring mit einem kleinen weißen Diamanten. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich vorstellte, Trish den Antrag zu machen. Sie würde sicherlich überrascht sein, aber Horatio war sich sicher, dass sie Ja sagen würde. Es fühlte sich richtig an mit ihnen beiden. Aber bevor er sie fragen wollte, galt es noch etwas Anderes zu erledigen.

Das Klopfen an seiner Bürotür riss Horatio aus seinen Gedanken. Es war Calleigh.

„Du wolltest mit mir sprechen? Hast du kurz Zeit?“ fragte sie.

Horatio nickte.

„Worum geht es?“

„Setz dich bitte, Calleigh. Ich brauche deinen Rat.“

Calleigh ließ sich nichtsahnend auf einen der Stühle vor Horatios Schreibtisch nieder und sah ihn erstaunt an. „Geht es um Trish?“

Horatio nickte und hielt ihr die geöffnete Schatulle hin. „Was meinst du? Würde ihr der Ring gefallen?“

Calleighs Augen weiteten sich, und sie nahm die Schatulle in die Hand. „Ähm, heißt das, dass du meiner Schwester einen Heiratsantrag machen willst?“

„Genau das heißt es. Also, würde er Trish gefallen?“

Calleigh sah den goldenen Ring an. Er war schlicht gehalten, und doch sehr elegant. Der kleine weiße Diamant rundete ihn ab und ließ ihn dennoch nicht zu übertrieben wirken. „Welcher Frau würde dieser Ring nicht gefallen?“ Calleigh lächelte und gab ihn Horatio zurück. „Wann willst du sie fragen?“

„Wenn ich die Erlaubnis ihrer Schwester habe.“

„Meine Erlaubnis?“ wunderte sich Calleigh.

„Ich weiß, es ist nicht mehr üblich heutzutage, aber früher hat man beim Vater der Braut um die Hand seiner Tochter angehalten.“

Calleigh schwieg. Sie wusste nicht, wo sich ihr Vater aufhielt. Nachdem er gänzlich den Kampf gegen den Alkohol verloren und dadurch seine Stellung im Senat verloren hatte, war er von der Bildfläche verschwunden. Calleigh konnte sich vorstellen, dass er sich aus Gründen der Scham zurückgezogen hatte, um seine Familie nicht in Verruf zu bringen; andererseits war es aber auch möglich, dass er sich tot gesoffen hatte.

„Alles in Ordnung?“

„Ich musste nur gerade an meinen Vater denken“, sagte Calleigh leise und schüttelte dann den Kopf, als könne sie die trüben Gedanken vertreiben.

„Also, was sagst du? Gibst du uns deinen Segen?“

Calleigh sah den Rothaarigen lange an. Sie wusste, dass eine Frau an Horatios Seite gefährlich leben würde, denn Horatio hatte viele Feinde, und täglich kamen neue dazu. Sie wusste aber auch, dass Horatio immer gut auf Trish aufpassen würde. Und wenn er sagte, dass er sie bis zum Rest seines Lebens lieben und ehren würde, so war dies kein leeres und einfach so dahingesagtes Versprechen von ihm.

In gewisser Weise ähnelten sich Horatio und ihre Schwester; sie hatten beide Schlimmes durchgemacht, und es war beinahe wie ein Wunder, dass ausgerechnet diese beiden Menschen aufeinandergetroffen waren und sich verliebt hatten.

Horatio senkte den Blick. Haderte Calleigh etwa mit ihrer Entscheidung? Er war keineswegs davon ausgegangen, dass sie ihm um den Hals fiel. Er wusste, dass die CSIlerin – wie auch in ihrem Job – gewissenhaft abwägen würde.

Calleigh erhob sich und sah ihn an. „Ja, ich gebe euch meinen Segen, Horatio. Ich weiß, dass du Trish glücklich machen kannst. Ich wünsche euch alles Glück der Erde.“

Horatio war erleichtert und erhob sich von seinem Sessel. Etwas unbeholfen standen sie sich nun gegenüber; der Schreibtisch war zwischen ihnen. „Das bedeutet mir wirklich viel, Calleigh.“

Calleigh kam sich etwas komisch vor, denn Horatio war ihr Boss, aber dann warf sie alle Vorbehalte über den Haufen, ging zu ihm und drückte ihn kurz.

Horatio räusperte sich und sah ihr mit schief gelegtem Kopf nach.

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt