Kapitel 36

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Ein paar Tage später …

Horatio sah zur Tür, an der es geklingelt hatte.

Yelina, die neben ihm auf der Couch saß, blickte ebenfalls in Richtung Flur. „Erwartest du jemanden?“ Sie sah kurz auf die Uhr. Es war halb zehn am Abend.

„Nein, eigentlich nicht.“ Erwartungsvoll stand Horatio auf und ging zur Tür. Als er sah, wer vor der Tür stand, war er sichtlich verblüfft. Doch er hatte erst einmal keine Zeit, zu reagieren.

„Dad!“ Der blonde junge Mann ließ seinen beige-braunen Rucksack fallen und schmiss sich in seine Arme.

Horatio hatte nicht damit gerechnet, Kyle so bald wieder zu sehen. „Was machst du hier?“

„Wir sind vor einer Stunde gelandet, und ich wollte dich so schnell wie möglich sehen.“

„Wieso hast du nicht angerufen? Dann hätte ich dich vom Stützpunkt abgeholt“, sagte Horatio, aber es sollte nicht wie ein Vorwurf klingen.

„Ich wollte dich überraschen. Am Nachmittag kam die Unterstützung, und wir durften heim. Ist das nicht toll? Freust du dich denn gar nicht?“ Kyles Lächeln erlosch kurz.

Horatio nickte. Natürlich freute er sich darüber, dass sein Sohn scheinbar unverletzt nach Hause zurückgekehrt war. Aber Kyle wusste nichts von seinen Sorgen, mit denen er sich zurzeit herumschlug. „Komm erst mal rein, Yelina ist auch da.“

Kyle nahm seinen Rucksack und betrat das Haus seines Vaters. „Yelina? Die habe ich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sind Madison und Ray Junior auch dabei?“

„Nein, sie sind zuhause. Ray passt auf Madison auf. Yelina und ich hatten etwas zu besprechen.“

Kyle sah seinen Vater an. „Ihr hattet etwas zu besprechen? Was ist los?“ Er sah zu Yelina, die mittlerweile vom Sofa aufgestanden war, um ihn zu begrüßen. Sie rang sich ein Lächeln ab.

„Ist eine lange Geschichte, Kyle. Ist eine lange Geschichte“, antwortete sie für den Rothaarigen.

„Na, dann klärt mich mal auf“, bat Kyle.

Eine halbe Stunde später.

„Okay, ich muss das erst mal auf die Reihe kriegen“, sagte Kyle, der völlig überrumpelt mit dem war, was Horatio und Yelina ihm gerade erzählt hatten. „Und ihr glaubt, dass dieser Cruz das war? Dass er erst versucht hat, Trish zu vergewaltigen und sie nun entführt hat?“

„Oder jemanden damit beauftragt hat. Wir gehen davon aus, aber wir können es ihm nicht nachweisen“, sagte Yelina und seufzte. Sie schaute mit einem Seitenblick auf Horatio. Er sah müde aus. Wann hatte er das letzte Mal richtig geschlafen?

„Horatio, wann hast du das letzte Mal geschlafen?“

Horatio sagte nichts dazu, denn er wusste, dass seine Augen Bände sprachen.

Auch Kyle sah, sie sehr sein Dad litt. Er hatte Marisol sehr gemocht, und es hatte ihn traurig gemacht, dass sie unter so dramatischen Umständen ums Leben gekommen war. Sein Vater hatte nie darüber gesprochen. Auch nicht darüber, warum er und sein Kollege Eric nach Brasilien geflogen waren. Kyle hatte nie danach gefragt.

„Wie lange ist sie jetzt schon verschwunden?“

„Mittlerweile sechs Tage“, sagte Horatio, und er sagte es so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte. „Entschuldigt ihr mich kurz?“

Yelina nickte und sah ihm nach, als er aufstand und das Wohnzimmer verließ.

„Es nimmt ihn ganz schön mit, oder?“ Kyle sah Yelina an.

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt