Kapitel 40

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Am Abend kam Calleigh noch einmal vorbei, um nach ihrer Schwester zu sehen. Dieser ging es schon so gut, dass sie sich ein bisschen aufrecht hinsetzen konnte.

„Ich wollte mich noch bei dir entsch..." sagte die Blonde direkt beim Eintreten.

„Nein, Calleigh, sag nichts. MIR tut es leid. Du weißt, dass ich es hasse, wenn wir uns streiten."

„Trish, ich hatte kein Recht dazu, dich zu bedrängen. Ich hätte wissen müssen, dass es dir schwer fällt, darüber zu sprechen. Ich hätte dir mehr Zeit geben müssen." Calleigh umarmte sie vorsichtig und setzte sich an ihr Bett.

„Wie geht es Horatio?" erkundigte sich Trish.

„Er hat Frank gebeten, Cruz gesamte Besitztümer unter die Lupe zu nehmen. Ich denke zwar nicht, dass Cruz so dreist wäre, dich im Keller seines eigenen Hauses gefangen zu halten, aber wer weiß schon, was in seinem kranken Hirn vorgeht?"

„Dann habt ihr also immer noch keine Spur?"

„Wir können ihm nichts nachweisen, und wo sollen wir anfangen zu suchen? Ohne einen begründeten Tatverdacht kriegen wir keinen Durchsuchungsbefehl für Cruz' Haus. Seine Anwälte haben uns schneller wieder hinausbefördert, als dass wir durch die Tür sind."

„Ich habe Horatio alles gesagt, was ich weiß", sagte Trish. „Na ja, nicht alles." Sie räusperte sich.

„Wie meinst du das, Trish?"

„Er hat gesagt, es gäbe auch Dinge, über die ich nicht sprechen muss. Er hat gesagt, dass ich ihm nicht zu sagen brauche, was sie mir angetan haben."

Das verstand Calleigh. Horatio liebte ihre Schwester, und er würde sicherlich durchdrehen, wenn er erführe, was man ihr angetan hatte. Dass man sie missbraucht hatte, hatte der Arzt angedeutet. Der Gedanke alleine reichte schon.

„Aber ich bin mir nicht sicher, ob es nicht doch Bedeutung hat."

Calleigh wurde hellhörig. „Trish, wenn du denkst, dass da etwas ist, was uns weiterhelfen kann, dann musst du es uns sagen. Wir werden jedem noch so kleinen Hinweis nachgehen, glaub mir."

Trish sah aus dem Fenster. Es fiel ihr schwer, das in Worte zu fassen, was sie erlebt hatte. „Diese beiden Männer, sie trugen immer schwarze Skimasken, wenn sie zu mir kamen und mir diese schrecklichen Dinge antaten. Einmal packten sie mich und legten mich bäuchlings auf den Tisch. Einer von ihnen sagte, er dürfe zwischendurch ein wenig Spaß mit mir haben. Der andere hielt mich fest. Sie rissen mir die Kleider vom Leib und wollten ....sich an mir vergehen". Trish schloss die Augen. „Da kam ein Dritter dazu. Ihn hatte ich vorher noch nie gesehen. Er sagte, sie würden dafür nicht bezahlt, und wenn einer seinen Spaß mit mir haben dürfte, dann wäre er das. Daraufhin gingen die Zwei hinaus."

„Konntest du seine Stimme erkennen? War es derselbe Mann wie auf dem Parkplatz?"

„Ich weiß es nicht. Er sagte es sehr leise, flüsterte es beinahe. Vielleicht war er es, ich bin mir nicht sicher. Aber es kam mir so vor, als würden sie ihm gehorchen."

„Trish, der Arzt sagte, ..."

„Der Arzt sagte WAS?"

„Dass sie eine Droge in deinem Blut gefunden haben, wie sie oft bei Vergewaltigungsopfern eingesetzt werden. Trish, was haben sie dir angetan?" Calleigh biss sich auf die Lippe.

Trish schluckte. „Er spritzte mir etwas in die Vene, daraufhin wurde ich sehr müde. Ich nahm alles nur noch wie in Trance wahr, wollte nur noch einschlafen, aber ich wehrte mich dagegen. Ich wusste, wenn ich ohnmächtig würde, wäre ich ihm hilflos ausgeliefert. Wie oft haben wir das in der Polizeischule durchgenommen, und mit einem Mal war ICH in dieser Situation. Er wartete, bis ich völlig wehrlos war. Dann fiel er über mich her."

Calleigh stockte der Atem.

„Ich konnte seinen Atem spüren, jeden seiner Stöße, als er immer wieder in mich eindrang, seine Hände krallten sich in meine Taille, ich kann sie jetzt noch fühlen. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich die Tischplatte unter mir, auf die er mich drückt und ihm ausgeliefert bin. Ich höre sein lautes Stöhnen, als er kommt. Er genießt es richtig, und alles, was ich tun will ist, ist laut zu schreien und wegzurennen, aber ich kann mich nicht bewegen. Dann wartet er eine Weile, und ich weiß, dass es noch nicht vorbei ist. Wieder dringt er hart in mich ein. Dieses Mal dauert es viel länger, bis er den Höhepunkt erreicht und sich mir dann entzieht. Es kommt mir vor wie ein Alptraum, aber ich wache nicht auf. Und ich weiß, dass es mir wirklich passiert ist. Dass er mich vergewaltigt hat. Er lacht und sagt, dass er erreicht hat, was er wollte." Trish schnieft die Nase. „Calleigh, ich weiß nicht, wie es mit mir und Horatio weitergehen soll. Wie soll ich je wieder mit ihm intim werden?"

Calleigh fand keine Worte. Sie fühlte unbändige Wut. Am liebsten wäre sie zu Clavo Cruz gefahren und hätte ihm eine Kugel verpasst, aber sie wusste, dass es keine Lösung war. Das Geschehene konnte sie nicht rückgängig machen.

„Nehmen wir mal an, es war Clavo, und er hat die beiden Männer angeheuert, dich zu entführen, damit wir keine Verbindung zu ihm herstellen können. Würdest du die beiden Männer wiedererkennen können?" forschte Calleigh nach, um Trish von diesem Thema abzubringen.

„Nein, Calleigh. Sie trugen Masken und Handschuhe."

„Irgendwas, Trish. Gib uns irgendwas."

Aber es gab nichts, was Trish ihr hätte geben können.

Csi Miami (Neuanfang)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt