[15 - Deidaras Past 2]

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Am nächsten Morgen wacht Deidara schweißgebadet auf.
Er hat geträumt, von seiner Kindheit und einer Zeit in der er noch jung und unschuldig war.
Und dann bumm, als wollte sein Unterbewusstsein ihm erneut klarmachen, dass dieses Leben mehr als vorbei ist.

Er weiß inzwischen, dass er auch damals schon nicht unschuldig war, aber es hat ihn auch niemand für seine Taten zur Verantwortung gezogen, weshalb er sich seiner eigenen Schuld lange nicht einmal selbst bewusst war.

Er steht auf und checkt seine Sachen, wobei ihm auffällt, dass sein Lehm fehlt.
Une zwar jeder Krümel, den er hatte.

Wutentbrannt stapft er aus dem Zimmer 116 und die Treppen runter.
Er blickt sich um und entdeckt zwischen einigen Leuten, die offensichtlich frühstücken, Shiori auf demselben Platz wie am Abend zuvor, woraufhin er direkt auf sie zusteuert und die Hände auf den Tresen schlägt.

Sie hält in ihrem Gespräch mit einem alten bärtigen Kauz inne und blickt in die blauen Augen von Deidara, die sie bösartig fixieren.

"Morgen, auch endlich wach?", fragt sie scheinheilig lächelnd und der Blonde überlegt ihr an die Gurgel zu gehen.

"Ich wurde bestohlen.", brummt er miesgelaunt.

"Wirklich? Ist in so einem Viertel nichts ungewöhnliches.", erwidert sie anscheinend recht uninteressiert.

Deidara fasst sich gereizt an die Schläfen. Er war wegen ihr am Abend zuvor abgelenkt, dass er über so etwas gar nicht nachgedacht hatte. Normalerweise wäre er nie so unachtsam geworden.

"Aber da ich so etwas schon erahnt hatte, habe ich deinen Lehm sicherheitshalber für dich verwahrt.", fügt sie nach seinem halben Nervenzusammenbruch hinzu und Deidara holt tief Luft.

Ihm ist gerade wirklich danach etwas in die Luft zu jagen, aber er sollte dringend runterkommen, auch wenn er es hasst.
Der Nachteil seuner Fähigkeit ist nämlich, dass er seine Explosionen nämlich ohne den Lehm nicht vernünftig kontrollieren kann und dann könnte entweder nichts oder der halbe Kontinent in die Luft fliegen und dann wäre er vermutlich auch betroffen.

Er lässt sich auf dem Hocker neben ihr nieder und seufzt tief.
"Gib mir meinen Lehm zurück.", rät er ihr, doch Shiori lächelt ihn nur scheinheilig an.

"Erst zum Geschäftlichen.
Ich weiß, dass du nichts explodieren lassen wirst, solange du deinen Lehm nicht hast, sonst kannst du größere Explosionen bis zu einem bestimmten Ausmaß nämlich nicht mehr kontrollieren.", erklärt sie und Deidara weicht die Farbe aus dem Gesicht.

"Woher weißt du das alles?"
"Mein kleines Geheimnis."
"Und was willst du nun eigentlich von mir? Wird das eine Erpressung?"

Sie lacht und schaut ihm dann tief in die Augen.

"Hier sind mir zu viele Leute."

Sie wirft der Wirtin einen vielsagenden Blick zu, steht auf und geht in einen der Hinterräume, woraufhin der Bomber ihr ungewiss folgt.

Sie schließt die Türe hinter ihnen und lehnt sich dann davor, damit niemand rein oder raus kommt.

"Also?", fragt Deidara erneut.

"Ich arbeite für eine gewisse Organisation und sie sind interessiert an deinen Fähigkeiten.
Ich kann dir nicht all zu viele Infos vorab geben, aber mein Auftrag besteht auch nur darin dir dieses Angebot zu unterbreiten und dich ihnen vorzustellen, alles danach ist mir ehrlich gesagt herzlich egal.
Nur so viel. Es handelt sich hier um eine Verbrecherorganisation, die ihre Fäden bis tief in die Politik gestrickt hat.
Wenn du Mitglied bei ihnen wirst, winkt dir eine entsprechende Gegenleistung.
Du erhältst Schutz und fast vollständige Bewegungsfreiheit, dazu Geld im Überfluss.
Im Gegenzug dafür müsstest du ab und an ein paar Aufträge erledigen und die ohne Einschränkungen in deinen Methoden.

Natürlich verschönere ich dir das Angebot jetzt, aber im Großen und Ganzen trifft diese Beschreibung zu.
Wie klingt das?"

"Ich lehne ab.", kommt die Antwort kaum eine Sekunde darauf.
"Überleg es dir nochmal.", lächelt sie ihn an.
"Ich suche mir meine Aufträge selbst aus.", stellt Deidara klar, doch sie verzieht keine Miene, sondern lächelt ihn weiterhin an.

"Ich bin mir sicher, du wirst auf mein Angebot noch eingehen. Denk darüber nach, du musst ja nicht direkt ein Mitglied werden, es geht hier erstmal nur um ein erstes Treffen."

So legen die Beiden ihr Gespräch vorerst auf Glatteis, doch tatsächlich klingt dieses Angebot noch den gesamten Tag in Deidaras Kopf wieder.

Er hat bisher immer alleine gearbeitet, daran würde er auch eigentlich nichts ändern, aber er hat so ein Gefühl, dass nun der perfekte Moment wäre diese Vorgehensweise zu ändern.

So kommt ihm eine Idee, die seinen inneren Zwiespalt lösen könnte und am folgenden Abend sitzen die Beiden gemeinsam am Tresen des Wirtshauses mit Drinks in der Hand und Deidara stellt eine Frage.

"Wenn du meine zerstörerische Fähigkeit so gut kennst, wieso nennst du sie dann immer wieder Kunst?"

Und wenn sie die Frage damals anders beantwortet hätte, wäre er vielleicht nicht da, wo er heute ist.

Sie sagte: "Kunst ist eine Explosion" und dies war der Start einer langartigen Diskussion, die bis zum Morgengrauen anhielt und an dessen Ende beide gemeinsam lachen und staunen konnten, wie vielseitig das Thema doch sein kann.

Von dem Aufbau einer Bombe über Newtons Gravitationsgesetze bis hin zu der reinen Wirkung des Anblicks einer Explosion.

Bis heute gehen ihm ihre vier kleinen Worte nicht mehr aus dem Kopf und dieser Tag hat ihm vermutlich eine komplett neue Sichtweise auf das Leben verliehen.

Und vermutlich war dies das einzige Mal in seinem Leben, dass Deidara sich so offen und ehrlich mit Jemandem unterhalten konnte.

Police - Unverhoffte WiedersehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt