| 64 | 𝓕𝓮𝓲𝓰𝓵𝓲𝓷𝓰

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Sie saßen auf der Veranda im Schatten der Eichenbäume. Granny hatte Limonade und Apfelkuchen mitgebracht. Kat wurde den Verdacht nicht los, dass es sich um eine Art Friedensangebot handelte. Dabei hatte sie den Mojo-Beutel noch nicht ins Gespräch gebracht, aber ihre Großmutter spürte sofort, wenn etwas nicht stimmte. Und sie fragte sich bestimmt auch, warum ihre Enkelin die Nächte lieber in einem Spukhaus verbrachte, anstatt nach Hause zu kommen.

Kat nahm ein Stück Apfelkuchen in den Mund.

«Was läuft da zwischen dir, Oliver und Marcus?» Ihre Großmutter kam direkt auf den Punkt und hielt sich erst gar nicht mit Kleinigkeiten auf. Genau so kannte Kat sie.

Fast wäre sie an dem Kuchen erstickt. Mit Tränen in den Augen griff sie nach der Limonade und trank einen großen Schluck. «Wie bitte?», fragte sie krächzend.

Granny lächelte sie an und teilte mit der Gabel ein Stück Apfelkuchen ab. «Du und Marcus, der gutaussehende Junge von neulich Abend. Er hat schon dreimal angerufen und wollte dich sprechen, weil er dich auf dem Handy nicht erreicht hat. Weil du dich hier in Olivers Haus versteckst. Und erzähl mir jetzt nicht, dass du ihm dabei hilfst, Kontakt mit seiner toten Frau aufzunehmen. Wir wissen beide, dass es eine Lüge ist. Deshalb frage ich nochmal: Was läuft da zwischen euch?»

«Wie kommst du darauf, dass zwischen uns was läuft?»

Granny verdrehte die Augen. «Schätzchen, selbst ein Blinder könnte sehen, wie es zwischen euch geknistert hat. Also, was läuft da?»

Ihre Wangen fingen an zu glühen. «Ich ...» Kat hatte keine Ahnung, wie sie auf die Frage antworten sollte, immerhin war sie sich selbst nicht sicher. «Ich weiß es nicht.»

Einen Moment lang sah sie sie an «Ach, ich glaube, du weißt das ganz genau. Du bist bloß noch nicht bereit, es in Worte zu fassen.»

Sie nahm wieder ein Stück Kuchen in den Mund und betrachtete ihrerseits ihre Großmutter. «So? Bist du dir da sicher?»

«Klar. Dein Kram ist kompliziert, das habe ich begriffen. Aber ich weiß, was wirklich los ist, und darum werde ich es für dich in Worte fassen.» Sie legte die Gabel weg, beugte sich vor und flüsterte Kat ihre «Wahrheit» ins Ohr.

Ruckartig wich sie zurück, ihre Worte verspotteten sie. Wut stieg in ihr hoch, sie sah ihre Großmutter aufgebracht an und hielt die Gabel fest umklammert. Etwas von dem, was sie gesagt hatte, traf so genau auf den Punkt, dass sie es ihr am liebsten ins Gesicht geschleudert hätte. «Ich will mit dir nicht über so was reden.»

Granny lachte leise vor sich hin. «Wie du meinst.»

Von da an ignorierte Kat sie, aß ihren Kuchen auf und sortierte Teller und Besteck in die Geschirrspülmaschine. Als sie sich zu ihr umdrehte, musterte Granny sie aufmerksam. Kat verschränkte die Arme vor der Brust.

«Wo ist Oliver?»

«Unterwegs.»

Granny wartete ab, doch mehr als das kam nicht von Kat. «Und was macht er?»

«Dies und jenes», erwiderte Kat, bevor sie die Bombe platzen ließ. «Ich weiß, dass du ihm einen Mojo-Beutel zugesteckt hast.»

Ihre Großmutter blinzelte und hielt ihren leeren Teller mit zwei Fingern fest. «Und hat es funktioniert?»

«Wie konntest du nur?», fuhr Kat sie an, deren Geduld nun am Ende war.

«Nur ein kleiner Griff in die Trickkiste.»

«Was?» Sie wollte ihren Ohren nicht trauen.

Sie seufzte. «So sauer wie du bist, gehe ich mal davon aus, dass der Mojo-Beutel funktioniert hat. Anders wüsstest du gar nicht, dass er sich in seiner Jeans befunden hat. Außerdem wirst du gerade ganz rot im Gesicht. Noch ein Beweis für seine Wirkung. Du hast doch bekommen, was du wolltest. Hör auf, so ein Gesicht zu machen, als hätte dir gerade ein Vogel auf den Kopf gekackt.»

Mondscheinsonate ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt