| 54 | 𝓜𝓸𝓲, 𝓽𝓸𝓲 𝓮𝓽 𝓵𝓪 𝓭𝓪𝓷𝓼𝓮

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«Was sollte das gerade? Warum bist du so besessen von dieser Claire?», drängte Marcus begierig, nachdem Anthony sie alleine gelassen hatte. «Das geht uns doch gar nichts an. Diese Ehe und alles, was damit zu tun hat, ist längst Vergangenheit.»

Kat schluchzte hilflos. «Das kann ich dir nicht sagen. Bitte zwing mich nicht dazu», flüsterte sie und wich seinem Blick aus. Sie konnte ihm nicht ins Gesicht sehen. Sie wusste auch so, dass er wütend, verwirrt und verstört war.

Sein Griff um ihr Handgelenk verstärkte sich. Seine Finger gruben sich in ihre Haut, aber sie spürte den beginnenden Schmerz überhaupt nicht. «Warum? Was ist nur los mit dir, Kat? Hat es mit deinem angeblichen Freund Oliver zu tun? Läuft da doch was zwischen euch? Ich verstehe dich einfach nicht.»

Sie schüttelte nur den Kopf. «Ich kann es dir nicht sagen. Ich kann nicht.»

«Kat, sieh mich an!» Er legte ihr den Zeigefinger der anderen Hand unter das Kinn und hob ihren Kopf an, sodass sie ihm ins Gesicht sehen musste. Warum konnte er sie nicht in Ruhe lassen? Wieso machte er es ihr so schwer? Sie würde ihm so gern die Wahrheit sagen, aber sie wusste genau, dass er ihr nicht glauben würde.

«Sag, liegt es an mir?», fragte er gefasst und mit scheinbarer Ruhe, doch sein Griff verstärkte sich noch einmal.

Sie starrte ihn schockiert an. «Nein!», rief sie sofort.

«Was ist es dann? Woran liegt es, dass du nicht mit mir reden willst? Vertraust du mir nicht mehr? Ist es das?», fuhr er fort.

«Es liegt nicht an dir und es liegt nicht an mir. Es ist die Situation. Ich kann es dir nicht sagen. Das mußt du verstehen. Du würdest mir sowieso nicht glauben. Ich kenne dich.»

«Wie kannst du das beurteilen, wenn du mir nicht einmal die Chance gibst?», wandte er ein und stützte die Hände in die Hüften.

«Weil ich es ja selbst kaum glauben kann. Es ist einfach verrückt. Und wenn ich es dir sage, würdest du mich für wahnsinnig halten und nie mehr ein Wort mit mir reden», sagte Kat und hatte sich endlich wieder im Griff.

«Vertrau mir, Kat! Ich werde dich bestimmt nicht für wahnsinnig halten. Ich wünschte, du würdest mir sagen, was los ist. Es kann gar nicht so schrecklich sein wie die Situation, in der wir uns im Moment befinden. Denkst du nicht? Ich schwöre dir, dass ich dir jedes Wort glaube.»

Vielleicht sollte sie Marcus die Wahrheit sagen. Was hatte sie jetzt schon noch zu verlieren? Und eine Wahl hatte sie schon gar nicht. Entweder sie verlor Marcus oder sie ging das Risiko ein. Er war nicht mehr wütend, im Gegenteil, er schien interessiert und irgendwie neugierig. Ja, sie würde es wagen. Irgendetwas musste sie unternehmen. Sie konnte ihn nicht länger hinhalten. Das war nicht fair.

«Okay, komm mit», gab Kat schließlich nach, griff seine Hand und führte ihn aus dem Foyer und nach draußen auf die Straße.

Auf dem Weg überlegte sie fieberhaft, wie sie ihm die Situation glaubwürdig darstellen konnte. Aber es war fast unmöglich, etwas derart Phantastisches logisch erklären zu wollen. Kat führte Marcus zu einer Bank direkt gegenüber des Opernhauses und sie setzten sich. Marcus lehnte sich zurück, warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr und verschränkte dann die Arme vor der Brust.

«Okay, Kat, ich möchte jetzt ein paar Antworten», sagte er nachdrücklich.

Er klang ungeduldig, aber sie wollte keine Zeit mit umständlichen Erklärungen verschwenden. «Es ist alles viel zu unglaublich.»

«Ich entscheide selbst, was ich glaube und was nicht. Was sollte dieses Kreuzverhör?»

«Marcus, glaubst du an Geister?»

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