| 40 | 𝓔𝓲𝓷 𝓕𝓮𝓱𝓵𝓮𝓻 𝓶𝓲𝓽 𝓕𝓸𝓵𝓰𝓮𝓷

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Kat blinzelte mehrmals hintereinander. Oliver stand noch immer in der Tür und rührte sich nicht. Zu ihrem Bedauern war er kein Geisterecho, das verschwinden würde. Er trug ein weißes T-Shirt und die Jeans, die sie ihm mitgebracht hatte. Sein Haar war zu lang und sein Gesicht zu schmal.

»Oliver, was machst du denn hier?« Langsam setzte sie sich auf und stellte erleichtert fest, dass ihr BH und ihr Höschen zurück waren. Das Negligé war allerdings auch noch da.

Er machte einen Schritt in den Raum, sah sich argwöhnisch um. »Ich wollte mir ein anständiges Hemd und eine Hose für Freitag holen ... fürs Kino ...« Sein Blick kehrte zu ihr zurück. »Und was machst du hier?«

Das war eine sehr gute Frage. Herausfinden, ob deine Frau mit deinem besten Freund geschlafen hat. Ach so, na schön, dann will ich dich mal nicht länger stören. Träum weiter. »Ich ... ich kann es erklären«, stammelte sie. Wenn sie nur wüsste wie!

Oliver ging auf das Ankleidezimmer zu. Kat hielt sich die Augen zu, weil sie seine Reaktion nicht sehen wollte, wenn er das Chaos darin entdeckte. »Was zur Hölle soll das?«, hörte sie ihn sagen. »Was fällt dir ein?« Diesmal saß sie wirklich tief in der Scheiße. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm erklären sollte, was sie hier gemacht hatte. Die Geschichte mit den Geisterechos würde er ihr doch nie glauben.

Zwei warme Hände umklammerten ihre Handgelenke und zogen ihr die Hände vom Gesicht. Oliver blickte mit versteinerter Miene auf sie herab. »Was soll das, Kat? Wer gibt dir das Recht in Claires Sachen herumzuwühlen?« Seine Stimme wurde lauter. »Du hast in diesem Zimmer nichts verloren, hast du mich verstanden? Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Kommst einfach ohne mein Wissen hierher, schnüffelst herum und ziehst ihre Kleider an! Hast du den Verstand verloren? Das sind ihre Sachen! Sie hat sie getragen! Niemand rührt sie an!« Wütend stieß er sie auf die Matratze zurück. »Zieh das sofort aus!«

Kat krabbelte über das Bett aus seiner Reichweite. »Bitte ... ich ... es tut mir leid.«

»Zieh es aus!«, brüllte er und ballte die Hände zu Fäusten.

»Aber ... ich kann nicht ...« Plötzlich war es ihr peinlich, wenn er sie in Unterwäsche sah, dabei bedeckte das Negligé kaum etwas.

Die Ader an seiner Stirn trat hervor. Kat spürte, dass er gleich die Kontrolle verlieren würde. »Wenn du es nicht sofort ausziehst, dann reiße ich es dir vom Leib!« Seine Stimme war gefährlich leise geworden.

Kat sprang vom Bett und flüchtete in das Ankleidezimmer. Hastig schlug sie die Tür hinter sich zu, bevor er seine Drohung wahrmachen konnte. Mit klopfenden Herzen lehnte sie sich gegen die Tür. Dann brach sie in Tränen aus. Ihr ganzer Körper zitterte vor Anspannung.

»Kat, beruhig dich. Alles wird gut«, sagte eine sanfte Stimme neben ihr.

Kat hob den Kopf. »Claire?«, flüsterte sie.

»Ja, ich bin hier. Hab keine Angst. Er wird dir nichts tun.«

»Oh Gott, es tut mir so leid. Das wollte ich nicht ... es tut mir so leid ...« Neue Tränen rannen ihr übers Gesicht und sie schniefte.

»Schon gut. Wir finden eine Lösung, ganz sicher. Jetzt zieh dir erst mal etwas an.«

Bei diesen Worten schluchzte Kat noch lauter. Wie konnte Claire so nett zu ihr sein? Das hatte sie nicht verdient. Sie hatte Claire des Ehebruchs bezichtigt und hatte nicht nur ihre Kleider angezogen, sondern auch das Negligé, das sie getragen hatte, als Oliver und sie ... Großer Gott, sie hatte sich nicht für Ben hübsch gemacht, sondern für Oliver ... weil sie ein Baby wollten. Und jetzt hatte sie die Erinnerung daran für immer zerstört.

Kat vergrub das Gesicht in den Händen und sank zu Boden.

»Es ist doch nur ein Stück Stoff, Kat«, versuchte Claire, sie zu beruhigen.

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