Kapitel 3: Berliner Dialekt

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„So Jungs. Haben wir eigentlich nen Manager oder sowas in der Art?"

„Jap. Für den ist gesorgt. Emanuel Fialik. Der hat ne Firma namens Pilgrim Management." antwortete Olli

„Und die sind auch gut, ja? Nicht, dass die nachher irgendwelche Betrüger sind, die uns abziehen wollen..."

„Nein, keine Sorge. Wir haben Emanuel auch schon kennengelernt. Ist ein ganz netter."

„Na dann. Wie hieß'n eigentlich das Lied, was ich zur Probe gesungen habe?" Alle sahen mich an. Huch, war das ne falsche Frage? „Ist was?"

„Nee, wir haben bloß noch keinen Namen dafür..." begann Till.

„Okayyyy, aber wenn der Song mal veröffentlicht werden soll, müssten wir uns mal einen überlegen."

„Ihr habt ziemlich oft das Wort „Herzeleid" verwendet... Warum nennen wir es nicht einfach so?"

„Richard, das ist genial! Oh mein Gott! Ich sehe die Schlagzeilen: Boygroup Rammstein veröffentlicht ersten Hit! Herzeleid! Haha, das wird super!"

„Paul, ich ähm will ja nichts sagen, aber hast du uns gerade als Boygroup bezeichnet?" Tills Stimme wurde bei jedem Wort lauter.

„Genau! Ich bin auch noch da! Seh' ich für dich aus wie ein Mann? Außerdem kann man uns nicht mit sowas wie den Backstreet Boys vergleichen! Ich bitte dich..."

„Ja, irgendwie hab ich dich komplett vergessen Kiki." Er wusste eigentlich genau, dass ich diesen Spitznamen hasste. Wütend starrte ich meinem Bruder in die Augen. Schneider, der schon ahnte, dass die Situation wieder eskalieren würde, versuchte die schlechte Laune zu beseitigen.

„Wir vergessen einfach, was Paulchen eben gesagt hat und ehhh machen einfach weiter. Einverstanden?"

Zwar stimmten wir alle zu, aber das ganze würde ein Nachspiel haben...

Seit unserer Gründung von „Rammstein" war ein Monat vergangen. Till und ich haben noch etliche Songs geschrieben. Naja, eigentlich Till. Er hat sie mir dann gezeigt und ich hab dem einfach zugestimmt. Vielleicht hab ich mal ne Kleinigkeit geändert, aber mehr nicht. Ich fühlte mich nach wie vor schlecht, dass ich Teil dieser Gruppe war. Auch, wenn die Jungs mir immer wieder sagten, dass das voll in Ordnung war und sie mich wirklich mochten. Richard stimmte dem nie ganz zu. Wir hatten ja schließlich von Anfang an irgendwie Probleme und Till sagte gar nix dazu. Brauchte er auch nicht, nach unserem letzten Treffen...

Rückblick vor einer Woche

Till gab mir sein Notizbuch und zeigte mir Zeilen, die ihm wohl mal wieder durch den Kopf gingen. Also wenn ihr mich fragt, naja ziemlich harter Text. Welchem Menschen fielen denn spontan bitte die Zeilen „dein weißes Fleisch erregt mich so" ein oder „Ich werd' immer geiler von deinem Gekreisch!"? Wird wahrscheinlich später in einem Song sein, aber mal ehrlich. Worauf spielte das an? Eine Vergewaltigung? Das zu große Verlangen?

„Und wie findest du 's?" fragte Till mich schließlich.

Ich glaube ich starrte jetzt seit bestimmt 10 Minuten auf diesen Text und wusste nichts damit anzufangen.

„Naja ähmm. Was soll ich sagen? Mir persönlich ist es etwas zuuu hart..." War das halbwegs verständlich?

„Definiere „zuuu hart" ." Gut okay. War es nicht.

„Was heißt zu hart...eher naja keine Ahnung....zu direkt? „Dein weißes Fleisch erregt mich so" im Ernst? Till, niemand wird das hören. Die Leute werden sich darüber das Maul zerreißen..."

Wie ein DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt