Kapitel 33: Keine Prostituierte

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Mittlerweile waren ein paar Tage vergangen. Gitta fand es super, dass wir die Idee, Tills Oma zu uns zu holen, tatsächlich umsetzten. Auch das mit der Hochzeit hatte ihr gefallen. Sie hatte sich wirklich gefreut, weil ich ja mit ihr letztens noch darüber geredet hatte, dass ich wirklich gerne heiraten würde.

Till hatte auf dem Rückweg direkt im Pflegeheim angerufen. Keine Sorge, ich war gefahren. Mit Navi, aber ich war gefahren. Für das Pflegeheim war das soweit alles in Ordnung. Wenn Till seine Oma, die übrigens Sigrid hieß, abholte, musste er nur noch ein paar Papiere ausfüllen.

Übrigens war Till gerade auf dem Weg nach Mecklenburg-Vorpommern. Das Auto war auch in der Werkstatt und war komplett umgebaut.

Ich saß ungeduldig auf dem Sofa und wartete. Eigentlich müsste Till inklusive seiner Oma schon längst wieder hier sein. Er war um 7:30 Uhr losgefahren, lass ihn drei Stunden gefahren sein, dann war er 10:30 Uhr dort. Dann hatte der Papierkram bestimmt ne halbe Stunde gedauert, wenn nicht sogar 45min. Das hieß, er war ca 11:15 Uhr losgefahren. Vielleicht auch 11:20 Uhr. Der Rollstuhl musste ja noch ins Auto. Dann wieder drei Stunden zurück, sprich 14:20 Uhr. Das war jetzt alles mal ganz grob geschätzt. Es war mittlerweile aber 15:30 Uhr. Ich konnte ihn ja schlecht anrufen, während er fuhr.

Ich hatte auch echt nichts zu tun. Ich hatte schon überall aufgeräumt. Ich hatte sogar gewischt! Meine Oma sagte immer, es sei unnötig zu saugen oder zu wischen, bevor der Besuch kam, weil dann ja eh alles wieder dreckig war. Ich mein, es war Tills Wohnung. Stimmte nicht. Ich wohnte ja auch schon zur Hälfte hier. Ich hatte wirklich alles gemacht, was ich machen wollte: Gästezimmer hergerichtet und saubergemacht, beide Badezimmer saubergemacht, Wohnzimmer war aufgeräumt, Küche war aufgeräumt, Flur war aufgeräumt... Ich hatte sogar den Hausflur saubergemacht!

Ach ja hatte ich nie wirklich erwähnt. Till wohnte in einem Mehrfamilienhaus. Ganz oben. Und die oberste Wohnung, also seine, hatte noch ein zusätzliches Stockwerk. Deswegen gab's auch zwei Badezimmer.

Zum Glück hatte die Wohnung nen Fahrstuhl. Der war mal ausgefallen und ihr glaubt nicht, wie schlimm es war den Einkauf bis ganz oben hochzutragen. Zum Glück funktionierte er momentan. Ich wüsste echt nicht, wie Till seine Oma sonst hier hoch kriegen wollte.

Ich beschloss auf den Balkon zu gehen und eine zu rauchen. Hatte ich vorher bei dem Putzstress nicht geschafft. Apropos Balkon, der war auch aufgeräumt und die Fenster waren auch geputzt. Ich nahm einen tiefen Zug von meiner Kippe. Entspannung pur.

Ich musste sagen, ich hatte mehr Angst vor Tills Oma, als vor seiner Mama. Ich wusste ja echt nicht, wie Tills Ex drauf war, aber die Oma hatte sie gehasst. Plötzlich hörte ich den Schlüssel im Schloss und direkt darauf zwei Stimmen.

„Scheiße!" fluchte ich.

Ich drückte meine gerade angefangene Kippe aus und verließ den Balkon.

Ich sah mich nochmal grob um. Alles ordentli- WO KAM DER WÄSCHEKORB HER? Ich nahm den Wäschekorb und stolperte irgendwie die Treppen hoch, ins Badezimmer, wo Till seine Waschmaschine hatte. Wie gut, dass eh alles schwarz oder grau war, dann musste ich das nicht auch noch sortieren. Ich stopfte alles in die Waschmaschine, gab etwas Waschmittel hinzu und startete das Programm. Wie konnte ich den Korb bitte in den 8 Stunden übersehen?

„Wo ist denn deine Freundin Tilly?" hörte ich eine mir noch unbekannte, weiblich Stimme.

Es konnte jetzt echt nicht wahr sein, dass sie ihren Enkel Tilly nannte oder? Ich ging die Treppen wieder runter und sah Till mit einer älteren Frau im Rollstuhl.

„Ach hier bist du." Till kam zu mir und gab mir einen Kuss.

„Ihr wart ganz schön lange unterwegs. Ich hab mir schon Sorgen gemacht."

Wie ein DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt