Kapitel 32: Oma

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Till und ich waren wieder auf dem Weg in die Bar. Ich hatte ja die Hoffnung, dass die Kundschaft am Nachmittag anders war, als am Abend oder wenigstens weniger betrunken. Ich sah mir ein wenig die Gegend an.

„Das Gebäude ist mir gestern gar nicht aufgefallen." stellte ich fest und zeigte auf ein hübsches, älteres Gemäuer, das mit Efeu-Ranken verziert war. So gesehen, war Efeu ja Unkraut, aber ich fand's hübsch. Gerade an diesen alten Gebäuden.

„Da war früher ein Lokal, aber die mussten schließen." erklärte Till mir.

„Oh, warum das denn?"

„Zu wenig Kundschaft, sprich zu wenig Einnahmen. Hier leben ja eh nicht so viele und die, die hier leben, fahren auch lieber in die Stadt zum Essen."

„Versteh ich gar nicht. Ich dachte immer in so kleinen Dörfern unterstützt man die kleinen Unternehmen."

„Machen manche ja auch, aber es hat leider nicht gereicht. Aber bei ihm hatte das Essen immer gute Qualität. Die Tiere hat er selbst gejagt und geangelt. Er hat alles selbst gemacht."

„Ich find sowas so interessant! Ich hab auch echt Respekt vor Leuten, die jagen oder angeln können."

„Ich kann dich ja mal mitnehmen, wenn du magst." bot Till an und nahm meine Hand.

„Nein alles gut. Erstens finde ich angeln etwas langweilig und zweitens ist das dein Ding. Du musst mich nicht überall hin mitnehmen. Natürlich verbring ich gerne Zeit mit dir, aber ich gebe dir auch gerne Zeit für dich. Ich brauch ja auch mal Zeit für mich und ich weiß ja auch, dass du gerne mal allein bist. Allein mit der Natur und das will ich dir nicht nehmen."

„Wie konnte ich dich als Sexspielzeug bezeichnen? Ich mein, ich wusste eh, dass du mehr bist als das, aber mir wird jetzt gerade wieder bewusst, wie viel Glück ich eigentlich mit dir habe."

„Meinst du?"

„Erstens schon mal vom optischen."

„Ihr Männer seid alle gleich!" Ich lachte.

„Hallo, ich war nicht fertig."

„Ist doch so."

„Halt die Klappe jetzt. Also: Du bist so wunderschön. Wirklich. Ich hab das Gefühl, jedes Mal, wenn ich dich ansehe, verliebe ich mich wieder in dich. Und wenn ich denke „wow noch schöner kann sie nicht mehr werden", belehrst du mich eines besseren. Außerdem hast du eine tolle Art. Du bist wirklich hilfsbereit und manchmal etwas zu gut zu Menschen. Zum Beispiel zu mir. Wie oft hab ich jetzt schon Scheiße gebaut und du hast mir verziehen? Jedes Mal bin ich dankbar dafür."

„Erzähl das mal deinen komischen Freunden hier. Die haben irgendwie nicht ganz verstanden, dass ich scheinbar dein Typ Frau bin." Till blieb plötzlich stehen. „Was machst du? Komm."

Er schüttelte den Kopf.

„Du sollst dir das nicht nochmal antun müssen. Diese dummen Bemerkungen sollst du dir nicht anhören. Ich weiß, du machst dir oft nen Kopf drum, was andere von dir denken, aber am Ende ist es doch egal, was diese Idioten von dir denken. Das wichtigste ist, dass ich dich liebe. Ganz egal, was andere sagen. Und ganz egal, ob andere der Meinung sind, du seist nicht mein Typ. Woher wollen die das denn wissen? Die haben mich doch auch Jahre nicht gesehen. Und mal ehrlich, in der Jugend waren wir doch alle dumm oder?"

„Ich war sogar dumm genug mich ner Band mit 6 Männern anzuschließen." sagte ich lachend. „Aber es war die beste Entscheidung meines Lebens."

„Weißt du was die beste Entscheidung meines Lebens war?" Ich schüttelte nur den Kopf. „Pauls Idee zu akzeptieren und dich singen zu lassen. Wir wären sonst bestimmt nicht hier."

Wie ein DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt