Kapitel 46: Ein Dach überm Kopf

168 6 3
                                    

Ich wachte auf und wollte mich zu Till drehen, welcher aber gar nicht bei mir war. Ich beschloss aufzustehen und nach ihm zu sehen.

Als ich im Flur war, sah ich, dass die Tür vom Gästezimmer, also Sigrids Zimmer geöffnet war. Um das Bett herum standen mehrere Sanitäter. Till verließ hektisch das Zimmer. Er schien ziemlich durch den Wind zu sein, da er mich nicht mal bemerkte.

„Till!" Rief ich ihm hinterher. „Was ist passiert? Was ist hier los?"

Der Angesprochene drehte sich zu mir um. Er hatte Tränen in den Augen und schwieg.

„Till?" meine Stimme begann zu zittern. „Bitte sag mir, es ist nicht das, was ich denke..."

„Doch." flüsterte er nur.

„Scheiße..."

Ich ging zu meinem Freund und umarmte ihn. Das war der Moment, in dem Till endgültig in Tränen ausbrach. Ich hielt ihn einfach nur fest und strich ihm beruhigend über den Rücken.

„Das tut mir so leid Till..." flüsterte ich. Till sagte nichts und umarmte mich weiterhin nur.

Wir standen bestimmt zwei Minuten einfach nur so im Flur. Die Sanitäter verließen das Zimmer, weshalb wir uns wieder voneinander lösten.

„Und?" fragte Till mit etwas Hoffnung in seiner Stimme.

Einer der Sanitäter nahm einen tiefen Atemzug. „Es tut uns sehr leid Herr Lindemann, aber wir konnten nichts mehr für sie tun."

„Fuck!" rief Till, stürmte ins Schlafzimmer und knallte die Tür zu.

Ich sah ihm nur besorgt hinterher.

„Darf ich fragen wer Sie sind?" fragte mich einer der Sanitäter.

„Ich bin Kira Landers. Die Verlobte von Herrn Lindemann."

„Wohnen Sie hier Frau Landers?"

„Ja, seit gut zwei Wochen." antwortete ich.

„Kannten sie Frau Lindemann gut?"

„Schon. Wir haben sie zu uns geholt, da wir wussten, dass sie im Sterben lag. Sie sollte ihre letzte Zeit noch etwas genießen. Ich hab öfter mit ihr gekocht, war mit ihr spazieren oder hab ihr Fotos gezeigt. Sie hat mir viel von damals erzählt. Auch von Till."

Auch mir stiegen Tränen in die Augen. Sigrid war zwar nicht meine Oma, aber ich hatte sie trotzdem ins Herz geschlossen.

„Es tut uns wirklich leid für Ihren Verlust, Frau Landers."

„Das ist nicht Ihre Schuld. Till weiß das auch. Es nimmt ihn aber verständlicherweise trotzdem mit. Wie ist sie denn verstorben?" fragte ich.

„Auf dem schönsten Weg. Sie ist eingeschlafen und heute Morgen nicht mehr aufgewacht. Soviel wir wissen, wollte Ihr Verlobter nach seiner Oma sehen und hat dann bemerkt, dass diese keinerlei Reaktion zeigt, woraufhin er uns angerufen hat. Wir konnten aber leider nichts mehr tun."

„Verstehe." Meine Stimme brach und Tränen verließen meine Augen.

„Benötigen Sie noch etwas?"

„Nein, Sie können ruhig gehen."

„Wird es Herrn Lindemann gut gehen? Er sah ziemlich fertig aus." fragte der Sanitäter.

„Ich bin für ihn da. Er muss das erstmal verarbeiten. Till hat das selbe große und liebende Herz, wie es seine Oma hatte. Die beiden hatten einfach eine besondere Bindung zueinander. Sie hat sich früher immer um ihn gekümmert und jetzt wollte er ihr das zurückgeben, indem er sich um sie kümmerte. Eigentlich sollte sie möglichst keine Fette essen oder Zucker, aber wir hatten einen Tag, an dem wir gesündigt haben. Sie hat beinahe geweint vor Freude, weil ńsie ihre letzten Tage so verbringen konnte." erzählte ich und kämpfte erneut gegen meine Tränen.

Wie ein DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt