Kapitel 7: Jetzt stehst du da an der Laterne

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Immer noch starrte ich auf die Tür. Ich merkte, wie jemand seinen Arm um meine Schultern legte. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht meines Bruders.

„Gloob mir Kira, es ist das Beste. Till hat Recht. Dit mit euch hätte nie funktioniert."  So dachte er also?

„Was glaubst du warum er das gesagt hat, hmm? Weil DU ihm das eingeredet hast!" schrie ich ihn an. Es war seine Schuld.

„Kira, jib jetzt nich mir die Schuld-"

„Das ist ALLES DEINE Schuld, Paul! Ich bin nicht mehr klein! Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen, ob du 's glaubst oder nicht! Versteh das endlich! Till hatte Recht..."

„WOMIT!?"

„Dass du mich loslassen musst! Du ruinierst mir alles! Du kannst ihn doch nicht verurteilen, nur weil er dir die Wahrheit sagt!" versuchte ich klarzustellen.

„Ick will aber jemanden für dich, der immer an deener Seite bleibt!"

„Paul! So jemanden wirst du nie finden! Und ich auch nicht. Jeder kommt und geht."

„Ick will doch nur dat Beste für dich!"

„Dann hättest du mich machen lassen sollen. Und du würdest aufhören, dich überall einzumischen, denn das ist NICHT das beste für mich!" warf ich ihm schließlich vor.

„Ick will nur nich, dass de verletzt wirst!" schrie Paul.

„Das ist es, was du willst? Also darf mich niemand verletzen, nur du?"

„Wat?"

„Schon richtig verstanden. DU hast mich verletzt, Paul. Du vertraust mir nicht, du glaubst nicht an mich... Und das verletzt mich mehr als alles andere. Mehr als, dass Till weg ist. Komm darauf klar." Ich nahm meine Jacke und öffnete die Haustür. Jedoch packte Paul mich am Handgelenk. „Lass mich los!"

„Kira! Bleib hier! Wir klären das! Wir konnten immer alles klären..."

„Ja. KONNTEN wir. Ich brauch Zeit, Paul. Gib mir diese. ICH werde auf DICH zukommen, wenn ich bereit bin. Nicht andersrum. Und jetzt lass mich gefälligst los!" Widerwillig ließ mein Bruder mich gehen.

Ich verließ das Haus. Draußen angekommen, fiel mir auf, dass ich ein kleines Problem hatte. „Scheiße!" rief ich lauter als gewollt. Wie kam ich nach Hause? Schließlich war ich mit Till hergekommen und der war ja weg. So ne Scheiße! Ich beschloss kurzerhand Viktoria anzurufen. Klar hätte ich auch Zarina anrufen können, jedoch war die gerade in den USA. Abholen wurde da nichts. Ich ging also zur nächsten Telefonzelle und wählte die Nummer meiner besten Freundin.

„Ja?" Standartantwort.

„Heyyy Vicky. Ich bin 's. Kiki"

„Kiki! Heyyyy. Wie geht's wie steht's?"

„Ehhh ja mittelmäßig... Du könntest du mich eventuell bei meinem Bruder abholen? Oder in der Nähe? Ich hab kein Auto hier und ein Taxi wollte ich auch nicht rufen..."

„Du rufst doch gerade eins." meint sie lachend. „Aber klar, ich hol dich ab. Willste noch mit zu mir? Wir hatten ewig keinen richtigen Mädelsabend mehr."

„Super Idee! Aber dann müssen wir nochmal bei mir anhalten."

„Süße, du hast doch alles bei mir was du brauchst: Schlafanzug, Zahnbürste, Bettzeug und sogar Unterwäsche!" Das hatte ich fast vergessen. Vicky hatte tatsächlich alles für mich da. Ich natürlich auch für sie. Versteht sich. „Wann soll ich los?"

„Ehmmm jetzt wenn 's passt?" antwortete ich verlegen.

„Joooo, kein Ding. Bin so gut wie unterwegs."

Wie ein DiamantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt