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"Okay, ich hab keine Ahnung, was da bei euch in der Partei läuft und schon gar nicht, wenn es um irgendwelche Positionen und Ämter geht. Wirklich, ich habe keinen blassen Schimmer davon und das ist mir gerade auch eigentlich ziemlich egal. Aber Wolfgang, wenn es dir wirklich um die Partei geht, dann kannst du auch dafür sorgen, dass das hier kein riesen Skandal wird. Denn das wird dem Ansehen eurer Partei ziemlich sicher nicht helfen. Und ehrlich gesagt würde ich auch befürchten, dass es dann mit der gesamten Koalition Probleme geben könnte. Also das wäre aus ganz pragmatischer Sicht wirklich nicht die beste Idee, wenn es raus kommt, was ihr beide so eben gesehen habt. Abgesehen davon wäre es natürlich persönlich für Christian und mich ein wirklich herber Schlag und das weißt du auch. Und deshalb bitte ich dich, Wolfgang, dass du nicht voreilig handelst. Es wird sicherlich eine Lösung geben, mit der wir alle leben können. Ohne, dass das hier raus kommen muss."

Robert sprach ruhig und bedacht. Er wollte wirklich überzeugend sein. Er wusste, dass das mit Kubicki nicht leicht sein würde. Deshalb setzte er wirklich viel darein. Und offenbar brachte er ihn wirklich zum Nachdenken. Denn einige Zeit antwortete er nicht. Dann ergriff einfach Marie-Agnes das Wort.

"Also meine Unterstützung habt ihr, ich werde sicherlich nichts erzählen. Was geht es uns auch eigentlich an. Klar, passt auf was ihr in der Öffentlichkeit tut. Aber ihr seid doch freie Menschen, ihr könnt tun und lassen was ihr wollt. Und geschadet habt ihr beiden euren Parteien in den letzten Monaten offensichtlich auch nicht. Oder siehst du das anders, Wolfgang?"

Kubicki zögerte etwas, bevor er seine Gedanken aussprach.

"Nein, aber wäre etwas heraus gekommen, dann hätte es auch ganz anders aussehen können. Aber ich habe ein paar Bedingungen, bevor ich mir sicher sein kann, dass ich das hier so hinnehme. Erstens erwarte ich, dass ihr uns endlich sagt, was da war zwischen euch in den letzten Monaten und momentan. Zweitens halte ich es für angebracht, dass Christian als Parteivorsitzender zurück tritt, sofern es irgendwie an die Öffentlichkeit gelangen sollte. Denn sonst können wir nie im Leben das Gesicht unserer Partei wahren. Und drittens möchte ich die Versicherung von dir, Christian, falls jemand unserer Minister zurücktreten sollte in dieser Legislatur, dass ich dann als der Nachfolger bereit stehen werde. Wenn du das akzeptierst, oder ihr beide, wie auch immer, dann bin ich bereit, euer Geheimnis für mich zu behalten. Ansonsten bin ich mir da nicht so sicher."

"Dir ist klar, dass das Erpressung ist?", fragte Marie-Agnes empört. Sie konnte wohl auch noch nicht so ganz glauben, was sie da gerade gehört hatte. Aber sie kannte Kubicki mittlerweile wirklich gut. Und sie wusste, dass er ein unangenehmer Mensch sein konnte, wenn er denn wollte. Und offenbar wollte er das gerade. Ihr tat es unfassbar leid für Christian und Robert. Irgendwie lagen ihr die beiden am Herzen. Sie wusste auch nicht wieso. Aber man konnte es ja einfach mal hinnehmen.

"Ich denke es ist einfach fair. Man sollte sich bewusst sein, was man auslöst, bevor man solche Dinge tut, nicht wahr Christian?", fragte er etwas hämisch. Wie so oft. Was sollte Christian denn jetzt sagen? Es akzeptieren? Diese Bedingungen hinnehmen? Aber ihm war ja sowieso bewusst, dass er für Robert so viel geben würde. So viel aufgeben. Dann konnte er auch diese Bedingungen akzeptieren. Vielleicht besser jetzt diese Bedingungen akzeptieren, als dass Wolfgang sie verraten würde. Denn dann wäre es auch für Robert vorbei. Und das wollte er nicht. Es war das letzte, was Christian wollte. Aber gleichzeitig würde er sich damit Wolfgang ziemlich unterwerfen. Und er konnte es ihm immer wieder vorhalten. Es war beileibe kein gutes Gefühl. Und auch Robert schien mit sich zu hadern.

"Okay, in Ordnung. Aber dann erwarte ich von Dir, dass Du wirklich absolutes Stillschweigen bewahrst. Egal was passiert. Sollte es dann aus anderen Gründen heraus kommen, dann werde ich die Konsequenzen tragen. Aber du wirst nicht dafür sorgen, dass es raus kommt."

Robert seufzte laut auf. Er wollte sicherlich nicht, dass Christian diese Bedingungen akzeptierte. Denn er sollte sich nicht von Kubicki so unter Druck setzen lassen. Das könnte noch ziemliche Probleme bringen. Aber jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. Christian hatte sich darauf eingelassen. Er hatte sie beide geschützt, obwohl es ihn viel kostete.

"Natürlich, dann ist das abgemacht. Jetzt will ich aber doch trotzdem hören, was die Wahrheit ist. Was das mit euch beiden ist."

"Muss das jetzt sein? Ich würde wirklich gerne Franca hier weg bringen. Ihr seht ihr doch alle an, dass es ihr nicht gut geht. Können wir alles andere nicht zu einem anderen Zeitpunkt klären?", fragte Christian. Er wollte raus aus diesem Raum. Aus diesem Gebäude. Weg von Kubicki. Und vielleicht doch noch aus diesem Albtraum aufwachen. Das war alles, was er sich wünschte. Und Robert stimmte ihm Gott sei Dank zu.

"Ja, Christian du solltest sie hier wegbringen. Der Abend ist sowieso gelaufen. Von mir aus kann ich trotzdem alles weitere erklären. Dann bist du hoffentlich zufrieden, Wolfgang, und Franca wird hier nicht weiter gequält."

Alle Anwesenden, abgesehen von Franca stimmten zu, sodass Christian sich mit ihr auf den Weg nach draußen machte. Sie wurden von unheimlich vielen Menschen komisch und verwirrt angestarrt, wahrscheinlich wurden auch einige Bilder von ihnen gemacht, aber das war Christian in diesem Moment egal. Er musste einfach weg. Raus aus dieser Situation. Franca lief mehr oder weniger mit, bis sie dann an Christians Auto angekommen waren. Er musste erst einmal tief durchatmen. Er konnte nicht realisieren, was in den letzten Minuten, oder waren es doch Stunden, geschehen war. Wolfgang war doch eigentlich immer ein guter Kollege gewesen. Sie waren immer fair miteinander umgegangen. Warum kam er jetzt mit so etwas um die Ecke? Wahrscheinlich war es doch das Streben nach Macht, was es in der Politik leider allzu oft gab. Mit einem Gefühl der Enttäuschung startete Christian den Motor und fragte sich, was Robert wohl in diesem Moment erzählte. Die Wahrheit? Oder nur ein Schatten dessen, was tatsächlich geschehen war? Er hoffte einfach, dass Robert das gut machte. Wobei, Robert machte seine Sachen doch eigentlich immer gut.

Und tatsächlich erzählte Robert die Wahrheit. Sie standen zu dritt nach wie vor in diesem Raum und Robert wollte aufrichtig sein. Die beiden FDPler hätten ihm doch eh nicht mehr geglaubt, wenn er ihnen eine falsche Geschichte aufgetischt hätte. Also erzählte er grob, was passiert war.

"Also es war so, dass wir uns während den Koalitionsverhandlungen auch privat etwas näher gekommen sind und Christian sich daraufhin von Franca getrennt hat. Ich hab mich zu diesem Zeitpunkt nicht dafür bereit gefühlt, meine Familie und meine Ehe aufzugeben, deshalb lief das dann eine Weile so vor sich hin. Irgendwann vor Abschluss der Verhandlungen konnten wir unsere Gefühle dann doch nicht mehr ignorieren und wir sind irgendwie zusammen gekommen. Natürlich bin ich seitdem auch von meiner Frau getrennt und es war soweit eigentlich alles in Ordnung. Allzu lange hielt das dann aber nicht und wir sind jetzt seit 8 Monaten getrennt, auch wenn es nach wie vor wirklich schwierig ist. Habt ihr ja eben mitbekommen. Auf jeden Fall war uns beiden klar, dass es nicht funktionieren wird, auf Dauer so weiter zu machen. Deshalb die Trennung. Ich hoffe die Erklärungen reichen euch."

Bedrückt schaute Robert zu den beiden anderen. Wolfgang nickte zufrieden, hielt Robert die Hand hin und verabschiedete sich anschließend. Er war schon ein komischer Vogel. Definitiv. Marie-Agnes blieb jedoch noch vor ihm stehen und schien so, als ob sie noch etwas sagen wollen würde. Deshalb wartete Robert, bis sie tatsächlich auch noch einmal sprach.

"Ihr liebt euch immer noch, oder?", fragte sie ziemlich einfühlsam.
Robert nickte.

"Ja, natürlich. Wie gesagt, es ist wirklich nicht einfach. Aber ich sehe momentan einfach keine Lösung, mit der wir beide zufrieden sein können. Aber gut, ich muss dich jetzt auch nicht mit unseren Problemen voll heulen.", lachte Robert unsicher. Marie-Agnes lächelte ihn nur überzeugt an und sagte dann genauso überzeugt:

"Ihr werdet das ziemlich sicher schaffen. Du glaubst gar nicht, wie tolerant unsere Partei Basis sein kann. Es ist nicht immer schlecht, liberal zu sein. Und der Rest der Gesellschaft ist auch weiter, als ihr vielleicht denkt. Also gebt nicht auf."

Warum finde ich Marie-Agnes so sympathisch hahaha? Ich hoffe es gefällt euch!

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