Einige Zeit saßen sie noch in dem Café und unterhielten sich, bis die ersten der Gruppe wieder zu Terminen mussten. Eigentlich war Robert der einzige, der noch einen relativ ruhigen Tag hatte, da er aufgrund seiner verletzten Hand noch diesen Tag krankgeschrieben war. Obwohl er eigentlich arbeiten könnte. Da nagte schon ein wenig das schlechte Gewissen an ihm. Immerhin gab es so viel zu tun. Vielleicht könnte er wenigstens etwas Home Office machen. Dann würde er sich nicht mehr so ganz schlecht fühlen. Es machten sich also alle wieder auf den Weg, nachdem sie sich verabschiedet hatten. Und auch Robert und Christian stiegen wieder in den Porsche.
"Soll ich dich zu dir fahren oder möchtest du in der Zwischenzeit wieder bei mir bleiben? Mir ist es egal wo ich dich hinbringe, nur muss ich gleich auch ins Finanzministerium."
"Setz mich ruhig bei mir ab, dann hast du es nicht so weit und ich war jetzt ja auch ein paar Tage nicht zu Hause. Vielleicht sollte ich mal nach dem Rechten schauen. Aber ich kann dann später trotzdem zu dir kommen, wenn du mir einen Schlüssel überlassen würdest?", fragte Robert etwas unsicher. Bisher stand es nie zur Debatte, dass sie sich gegenseitig ihre Schlüssel anvertrauten. Und Robert hatte keine Ahnung, ob es für Christian in Ordnung wäre. Oder war es doch zu früh? Wobei, ihre Beziehung war doch mittlerweile schon ziemlich fest und intensiv.
"Ja klar, ich kann dir einen geben. Das ist kein Problem. Aber wie kommst du denn nach Potsdam? Immerhin kannst du nicht fahren."
"Ach mach dir da keine Gedanken. Immerhin hat man als Minister ja so einige Privilegien und kann sich fahren lassen. Und damit es nicht zu auffällig wird, fahr ich einfach zu Annalena und gehe dann die paar Minuten zu dir zu Fuß. Das bekomme ich schon hin."
Zufrieden nickte Christian und ließ Robert dann schweren Herzens ohne einen Kuss aus seinem Auto aussteigen. Alles andere wäre zu auffällig gewesen. Aber es schmerzte ihn doch. Am liebsten wäre Christian einfach bei Robert geblieben. Immerhin hatten sie eben noch die Konfrontation mit Merz vollbracht. Und konnten es noch nicht zusammen verarbeiten. Aber gut, so war es jetzt. Und Christian musste auch wirklich dringend in sein Ministerium. Auch wenn er Robert noch Stunden hinterher schauen könnte.
Robert war tatsächlich froh, dass er mal einen kurzen Moment an diesem Tag für sich hatte. Er war doch noch immer ziemlich aufgebracht. Aber gleichzeitig absolut froh, dass sie es geschafft hatten mit Merz. Auch wenn Robert sich immer wieder fragte, ob das wohl die letzte Drohung dieser Art gegen sie war. Eigentlich konnte es jederzeit wieder passieren. Und das war natürlich extremer Stress. Vielleicht sollten sie es doch selbst in die Hand nehmen? Es einfach öffentlich machen? Immer wieder schossen diese Gedanken durch Roberts Kopf. Aber jedes Mal wusste er genau, dass er es nicht konnte. Er war nicht bereit, es öffentlich zu machen. Noch nicht. Aber er sah auch momentan keinen Zeitpunkt, zu dem er bereit sein könnte. Aber gleichzeitig war es klar, dass die Gefahr immer größer wurde, dass es anderweitig öffentlich wird. Schnell schob Robert diese Gedanken beiseite. Er musste wirklich mal ein wenig in seiner Wohnung aufräumen. Und dringend einkaufen. Die letzten Tage hatte er nur Christians Kühlschrank gefüllt. Das war wirklich nicht so Christians Stärke. Eigentlich alles, was mit Kochen zu tun hatte.
Als er das erledigt hatte, ließ er sich mit seinem Fahrdienst nach Potsdam fahren. In die Nähe von Annalenas Haus. Alles wie geplant. Die letzten Meter lief Robert dann zu Fuß und achtete darauf, dass ihn niemand sah. Und dann war er zum Glück bei Christian angekommen. Dort setzte sich dann Robert mit seinem Laptop auf die Dachterrasse und genoss das Wetter, solange es noch möglich war. Immerhin war schon bald September, was auch hieß, dass sein Geburtstag bald anstand. Aber darüber wollte er sich jetzt keine Gedanken machen. Es gab gerade wichtigeres. Aber sonderlich viel konnte er auch nicht machen. Es beschränkte sich eigentlich auf Mails schreiben, Textentwürfe schreiben oder sich mit bestimmten Menschen in Kontakt setzen. Aber die wirklich wichtigen Dinge machte er lieber persönlich. Also hatte Robert doch irgendwann genug.
Deshalb telefonierte er dann erst ein wenig mit Andrea und sprach mit ihr über die Geschehnisse mit Merz und nochmal über das Zusammentreffen von Christian mit ihren Söhnen. Seitdem hatten die beiden kaum Zeit gehabt, mal darüber zu sprechen. Und es hatte sich ja nicht geändert, dass Andrea und er unfassbar gut harmonierten. Manchmal merkte Robert dann doch noch, wie sehr er sie eigentlich vermisste. Ihre gemeinsame Zeit. Ihr gemeinsames Leben. Aber es war richtig gewesen. Das wussten sie beide. Auch wenn es beiden durchaus immer mal wieder schwer fiel, nicht mehr ein Paar zu sein. Aber sie waren sich einig, dass sie einen guten Umgang miteinander gefunden hatten. Und konnten immernoch Stundenlang telefonieren. Robert merkte gar nicht, wie schnell die Zeit vergangen war, als sie auflegten. Es war mittlerweile früher Abend geworden. Und Christian ließ sich nach wie vor Zeit und war noch nicht wieder zurück. Das konnte Robert ihm natürlich nicht verdenken. Er wusste ja genau, wie es in einem Ministerium lief. Als Minister. Aber er schrieb ihm trotzdem mal. Vielleicht konnte er ja so herausfinden, wie lange er noch auf Christian warten musste. Denn so langsam neigte sich seine Geduld dem Ende zu.
"Wie lange bleibst du noch im Ministerium? Muss ich noch lange auf dich warten?"
Kurze Zeit später kam dann auch eine Antwort von Christian. Er war ja auch beinahe immer an seinem Handy. Robert musste leicht lächeln, als er darüber nachdachte.
"Tut mir wirklich Leid, aber es wird wohl noch einige Zeit dauern. Hab hier noch einiges liegen, was ich fertig machen muss. Ich versuche, mich zu beeilen, aber es werden wohl noch ein paar Stunden, die ich hier bin."
Frustriert seufzte Robert auf. Er hatte es ja beinahe befürchtet. Aber trotzdem war er etwas enttäuscht. Aber eigentlich war es doch schon relativ spät. Waren nicht schon die meisten von Christians Mitarbeiter nicht mehr im Ministerium? Zumindest die Mitarbeiter aus seinem Büro. Und konnte er nicht als Wirtschaftsminister noch kurzfristig einen Termin mit dem Finanzminister haben? War das zu auffällig? Schnell beschloss Robert, dass es kein allzu großes Risiko war. Und er wollte endlich bei Christian sein. Ihn küssen. Ihm nahe sein. Deshalb ließ sich Robert dann doch wieder etwas von Christians Wohnung entfernt abholen und ins Finanzministerium fahren. Es dauerte zwar einige Zeit, bis er da war, aber es hörte sich doch vorhin so an, als ob Christian wirklich noch länger im Ministerium sein musste.
Natürlich wurde Robert schon am Eingang abgefangen und sagte gefühlt tausendmal, dass er dringend ein Gespräch mit Christian brauchte. So kam er dann doch irgendwie bis vor Christians Büro, in dessen Vorraum sich eigentlich kein Mitarbeiter mehr befinden sollte. Und auch auf dem restlichen Gang hörte es sich äußerst leise an. Also brachte Robert endlich den Mut auf und klopfte an der massiven Holztür. Ein äußerst genervtes "Ja" ertönte nach einigen Sekunden. Mit einem Lächeln im Gesicht trat Robert ein und hoffte, dass der genervte Unterton bei Christian in kurzer Zeit weg war. Er war sich eigentlich ziemlich sicher. Christian war aber offenbar so in seine Unterlagen vertieft, dass er gar nicht erst auf schaute. Deshalb räusperte sich Robert leicht und dann erst schaute Christian ihn schockiert an. Vor Überraschung selbstverständlich.
"Was? Was machst du denn hier? Halluziniere ich jetzt schon?"
"Nein, ich bin wirklich hier. Ich glaube ich brauchte einfach dringend einen Termin mit dem Herrn Finanzminister. Sind hier auf dem Flur die Mitarbeiter schon alle weg?"
Überrumpelt nickte Christian. Er war sich immer noch nicht sicher, ob das hier wirklich passierte. Ob da wirklich Robert stand. Aber er musste nicht mehr lange warten, bis Robert stürmisch seine Lippen auf seine eigenen legte und dann war Christian plötzlich wieder in der Realität angekommen. Zwischen diesen intensiven Küssen murmelte Christian noch: "wir müssen die Tür abschließen, Robert". Gesagt, getan. Die Tür war ziemlich schnell abgeschlossen und so schnell landete auch Roberts Hemd neben dem schwarzen, viel zu großem Sofa. Und bei dem Hemd blieb es beileibe nicht. Auch wenn Christian eigentlich weiter arbeiten sollte. Aber wie konnte man Robert nur widerstehen?
Gute Frage würde ich sagen ;) Ich hoffe, es gefällt euch!
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Die Leere in uns
FanfictionFortsetzung von "Der ganze Lärm um uns" Acht Monate waren vergangen seit der Trennung. Acht Monate, in der sich die Welt für Christian und Robert neu sortierte. Acht Monate, die für beide unfassbar hart waren. Doch beide hatten gelernt, mit dieser s...