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Es waren unzählige Minuten vergangen, seitdem Christian und Robert zusammen mit den Parteivorsitzenden in diesem Raum saßen. Und mittlerweile gingen sie ihren Plan durch, wie sie Merz überrumpeln könnten. Denn sie hatten relativ schnell klar gestellt, dass sie Robert und Christian unterstützen und ihre Beziehung akzeptierten. Deutlich klarer, als es der Kanzler zuvor gesagt hatte. Und auch das war ein riesiges Glück, so empfand es Robert. Nie hätte er es erwartet. Wobei, bei den Kollegen wahrscheinlich schon eher, als beim Kanzler. Und jetzt stellten sie wirklich einen Plan auf. Wie sie ihre Karrieren retten konnten, indem sie Merz von seiner irren Drohung abbringen. Und relativ schnell war klar, dass Christian und Robert Unterstützung bekommen würden bei diesem Vorhaben. Marco würde natürlich mitkommen, er war immerhin ihre rechtliche Unterstützung. Aber auch Lars Klingbeil, Omid Nouripour und Kevin Kühnert hatten sich sofort angeboten, mitzukommen. Annalena natürlich auch, auch wenn sie bei diesem Gespräch nicht dabei war. Aber auch die anderen hatten wohl mittlerweile solch eine Wut auf den CDU Vorsitzenden, dass sie mitkommen wollten. Und Robert und Christian waren davon einerseits überrascht, aber andererseits auch wirklich froh, dass sie mit dieser Situation nicht alleine gelassen wurden. Und gemeinsam ihren Zusammenhalt zeigen konnten. Das war sicherlich förderlich.

Christian und Robert stiegen zusammen in den Porsche und fuhren Richtung Potsdam. Es war geschafft. Für heute hatten sie es geschafft. Beide waren unfassbar glücklich und erleichtert. Euphorisch und dementsprechend schnell fuhr Christian zu seiner Wohnung. Er war einfach froh, dass er Robert jetzt wieder den Abend für sich allein hatte. Denn den ganzen Tag mussten sie sich zurückhalten. Jetzt konnten sie endlich wieder ihre Zweisamkeit genießen. Und so dauerte es auch nicht lange, bis die beiden hinter Christians Wohnungstür diese Zweisamkeit voll auskosteten und genossen. Es tat ihnen beiden so gut, diesen Schmerz, den sie seit gestern durchlebten, einfach loszulassen. Wenn sie sich so nahe waren, dann war wirklich alles egal. Da rückte alles in den Hintergrund. Da zählte es einzig und allein, dass sie zwei glückliche Menschen waren.

Robert setzte sich am frühen Abend mal wieder auf die Dachterrasse, während Christian noch duschen war. Robert mochte diesen Ort wirklich gerne. Hier fühlte er sich nah an der Natur. Die Bäume im großen Garten sorgten dafür. In seiner Wohnung in Berlin war diese Nähe zur Natur natürlich nicht gegeben. Das war definitiv ein Vorteil an Potsdam. Das mochte Robert wirklich sehr. Wie eigentlich immer hatte Robert ein Buch in seiner Tasche, die er ja eigentlich mit nach Dänemark genommen hatte. Er war wirklich länger nicht dazu gekommen, mal wieder etwas zu lesen. Und er hatte wieder einmal einen Gedichtsband mit, von denen er so viele in seinen Regalen stehen hatte. Diesen hatte er vor einigen Jahren von Andrea geschenkt bekommen. Und es waren wirklich schöne Erinnerungen. Die Zeit mit Andrea. Es schmerzte nicht mehr, an sie und ihre Vergangenheit zu denken. Vielmehr war er froh, dass es diese Zeit mit Andrea gab. Denn es hatte ihm so viel gegeben. Ja so gut wie sein ganzes Leben ausgemacht. Und es war gut, dass diese Gedanken nicht mehr weh taten.

In den ersten Monaten nach der Trennung von Andrea war dies völlig anders. Gerade, als Christian dann auch nicht mehr für ihn da war. Dann hatte Robert das Gefühl, dass sein Herz in Tausend Teile zersplittert war und niemals wieder zusammen wachsen könnte. Er hatte das Gefühl, dass alles seine Bahnen verließ und er auf die völlig falsche Bahn geriet. In diesen Monaten hatte Robert wirklich stark gezweifelt. Sich gefragt, welchen Sinn es machte, so weiter zu machen. Ohne Andrea. Ohne Christian. Und meistens ohne seine Söhne. Er hatte diese Gedanken nie ausgesprochen, denn er meinte es so eigentlich nicht. Natürlich gab es einen Sinn. Allein sein Amt als Minister zeigte ihm den Sinn, den er verfolgen musste und der ihm zu stand. Aber es fiel ihm immer schwerer und schwerer diesen Sinn zu sehen.

Zum Glück hatten Andrea und er sich versöhnt. Das hatte doch einiges wieder gerade gerückt. In Roberts Leben. Und ihm wieder Sicherheit gegeben. Eigentlich war er doch immer derjenige, der jegliche Form von Stillstand und einhergehende Sicherheit ablehnte, er wollte doch vielmehr, dass es Fortschritt gab, aber manchmal war es dann doch gut, wenn es jemanden gibt, der einem Sicherheit vermittelte. Und dann kam zum Glück auch Christian wieder zurück in sein Leben. Und Roberts Herz fühlte sich nicht mehr so schwer an. Es hatte zwar noch Risse, aber es war nicht mehr zersplittert. Und jetzt war er einfach froh, dass Christian und er gemeinsam durch diese schwierige Situation gingen. Dass sie sich hatten. Und dass sie sich nicht aufgaben, so schwer ihre Situation auch war.

"Hmm, was liest du da?".

Christian stand mit einem Mal hinter ihm und schaute auf das Buch, was er nach wie vor in der Hand hielt. Er war ehrlich interessiert an Roberts Interessen. Und er wollte eigentlich jeden Tag mehr über diese erfahren. Mehr über Robert erfahren.

"Ich hatte einen Gedichtsband mitgenommen, den Andrea mir vor einigen Jahren mal geschenkt hat. Und dann ist mir bewusst geworden, wie viel Glück ich eigentlich habe, dass sich die Situation einerseits mit Andrea und andererseits mit dir so gut geklärt hat. Dass ihr beide wieder in meinem Leben seid. Das hat mich gerade noch vom Lesen abgehalten."

Christian lächelte leicht und ließ sich neben Robert auf die Eckbank fallen. Es war nicht so sonderlich viel Platz dort, weshalb Christian halb auf Robert drauf saß. Aber sie konnten sich eh nicht nah genug sein. Am besten passte kein Blatt Papier zwischen sie und sie fühlten sich trotzdem nicht nah genug. Deshalb legte Christian seinen Kopf auf Roberts Schulter ab und lauschte seinem leisen Atem.

"Liest du mir ein Gedicht vor?", fragte Christian. Robert musste lächeln. Er tat nichts lieber als das. Wobei, wahrscheinlich gab es schon Dinge. Aber in diesem Moment konnte er sich nichts schöneres vorstellen. Christian zeigte wirklich aufrichtiges Interesse an ihm. Und das ließ sein Herz immer wieder schneller schlagen. Sodass er kaum noch merkte, welche Risse es vor einigen Monaten noch hatte. Also nickte Robert und schaute schnell in das Inhaltsverzeichnis des kleinen Buches. Er sah direkt eins, was er als passend empfand. Und er auch selbst gern mochte.

"Tadelt man, daß wir uns lieben,
Dürfen wir uns nicht betrüben,
Tadel ist von keiner Kraft.
Andern Dingen mag das gelten;
Kein Mißbilligen, kein Schelten
Macht die Liebe tadelhaft."

-Johann Wolfgang von Goethe

"Wieso ist das so unfassbar passend?", fragte Christian mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie sollten sich nicht aufgeben, nicht zweifeln, nur weil andere an ihrer Liebe etwas auszusetzen hatten. Es änderte nichts an ihrer Liebe. Robert nickte leicht und zog Christian dann einfach in einen langen, intensiven Kuss. Es war wie eine Bestätigung der Worte, die Robert so eben vorgelesen hatte. Das mochte Robert so sehr an Gedichten. Man fand quasi immer eins, was zu jeglicher Situation passte. Und das faszinierte Robert. Und auch Christian verstand so langsam, warum Robert Germanistik und Philologie studiert hatte. Es war einfach sein Element. Und Christian konnte es sogar nachvollziehen. Es gab einem etwas. Und wenn Robert Gedichte vorlas, dann machte es das nochmal besonderer. Am liebsten könnte er das den ganzen Abend tun, fand Christian. Er würde sich auf jeden Fall nicht beschweren.

"Sollte es dazu kommen, dass wir nächste Woche nicht mehr unsere Ämter inne haben, kannst du mich dann bitte dazu ermuntern, mich wieder der Literatur zu widmen? Dann habe ich auch genug, was mich erfüllt."

"Natürlich. Aber so weit wird es nicht kommen. War das nicht die Aussage des Gedichts? Dass nichts an unserer Liebe rütteln kann, keine Missbilligungen, Tadel oder Schelten. So leicht wird es nicht, uns wieder auseinander zu bringen. Oder uns aus unserem Ämtern zu bringen. Der heutige Tag hat doch gezeigt, dass viele unserer Kollegen hinter uns stehen. Dass wir nicht alleine sind. Dass das alles noch nicht vorbei ist."

"Danke, Christian. Für Alles."

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel! Momentan bin ich ein wenig am zweifeln, wie ich weiterschreiben soll und bin auch nicht mehr so ganz überzeugt von all dem. Deshalb dauert es auch etwas mit dem updaten, aber ich hoffe einfach, dass es euch trotzdem gefällt :)

Die Leere in uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt