Robert war wieder emotional ziemlich fertig, als er Andrea von der ganzen Situation erzählte. Aber sie schaffte es, ihm gut zuzureden. Sie machte ihm klar, dass es normal war, dass solche Missverständnisse entstanden. Und dass es ihr Leid tat, dass sie für Christian offensichtlich noch ein Problem darstellte. Andrea konnte Robert beruhigen. Auch wenn Jakob da vor ihr schon ziemlich gute Vorarbeit geleistet hatte. Aber es tat gut, auch von Andrea nochmal Zuspruch zu bekommen. Und zu hören, dass Robert jetzt bloß nicht an ihrer Beziehung zweifeln sollte. Aber über diesen Gedanken war er eigentlich ziemlich schnell hinweg. Egal was Christian sagte, er würde keine Trennung von ihm in Kauf nehmen. Nicht noch einmal. Dafür liebte er Christian zu sehr.
Auch wenn es wirklich nicht einfach war, keine Zweifel zuzulassen. Aber am besten ging dies, wenn Robert einfach noch eine Nacht drüber schlief. Dann musste er nicht an all das denken und es rückte der Zeitpunkt näher, an dem er endlich alles mit Christian klären konnte. Er sehnte diesen Moment wirklich herbei. Auch wenn es ihm natürlich etwas Angst bereitete. Wer wusste schon, was bei ihrem Telefonat passierte? Aber bevor es soweit war, hatte Robert am kommenden Morgen einen Termin in Hamburg, weshalb er früh Morgens schon los musste. Und das Telefonat warten musste. Immerhin war es bei Christian auch noch mitten in der Nacht. Und er hatte keine Ahnung, was bei Christian heute alles anstand. Er würde es wohl irgendwann einfach mal probieren, wenn er selber mit seinen Terminen fertig war.
Und das dauerte. Die ganzen Gespräche zogen sich, sodass er Abends immer noch in Hamburg saß. Und dann entschloss Robert, dass er die Nacht einfach dort verbringen würde. Ein Hotelzimmer konnte man für ihn auch auf die Schnelle noch finden. So könnte er wenigstens in Ruhe mit Christian telefonieren. Auch wenn es ihn durchaus schmerzte, dass er dadurch wieder einen Tag weniger mit seiner Familie hatte. Vor allem, weil Konrad und Anton an diesem Tag kommen wollten. Wann er sie dann sehen würde, wusste Robert noch nicht. Immerhin musste er auch bald wieder zurück nach Berlin. Die Arbeit wartete nicht auf ihn.
Er saß dann also in einem Hotelzimmer mit kleinem Balkon und einer Minibar und wählte Christians Handynummer. Es dauerte einen kurzen Moment, bis er Christians Stimme am anderen Ende der Leitung hörte.
"Störe ich dich, oder hast du einen Moment Zeit?", fragte Robert ihn etwas unsicher.
"Nein, ich hab schon darauf gewartet, dass du anrufst. Ich habe heute keine offiziellen Termine mehr, wollte nachher nur nochmal ein bisschen raus. Aber nichts besonderes. Also alles gut."
"Okay, dann ist ja alles in Ordnung." Nervös atmete Robert aus. Er wusste nicht so wirklich, was er sagen sollte. Er hatte eigentlich so viel zu sagen, aber ihm fehlten die Worte. Und als er Christians Stimme hörte, da merkte er, wie sehr er ihn vermisste. Und das nach nur wenigen Tagen, die sie sich nicht gesehen haben.
"Robert? Bitte sag doch was. Es tut mir alles so Leid. Ich will nicht, dass du mir nicht mehr vertrauen kannst. Ich will nicht, dass es wieder vorbei ist. Bitte sag mir, dass es nicht so ist und so auch nicht kommen wird."
Christian klang richtig verzweifelt, weshalb ihn Robert stoppen musste.
"Nein, was redest du denn da? Du weißt doch genau, dass ich unsere Beziehung nicht ein zweites Mal aufgebe. Definitiv nicht. Christian, ich liebe dich. Ja, es tat weh, was du mir gesagt hast. Und ja, ich habe es erst nicht verstanden und verstehen wollen, wieso du so reagiert hast. Und ja, ich habe auch eine kurze Zeit lang gezweifelt. Aber Jakob hat mir ziemlich schnell klar gemacht, dass das eigentlich Quatsch ist. Ich hätte wahrscheinlich kaum anders reagiert. Das ist mir bewusst geworden. Mir wäre es an deiner Stelle doch nicht anders ergangen, hätte ich solch ein Bild gesehen. Also kann die ganze Sache nicht zwischen uns stehen und es sollte nichts ändern."
Erleichtert atmete Christian durch. Diese Worte ließen doch einiges an Angst bei ihm abfallen. Er hatte sich wirklich nichts besseres erhoffen können. Aber er brauchte nochmal eine Bestätigung.
"Also verzeihst du mir?", fragte er noch etwas ungläubig. Und hörte Robert leicht lachen.
"Natürlich. Nach was hat sich das denn eben sonst angehört? Man Christian, ich liebe dich. Und ich weiß, dass es bei dir doch eigentlich nicht anders ist. Also brauchen wir da gar nicht diskutieren. Ich will auch eigentlich nur, dass du endlich wieder hier bist. Ich vermisse dich, auch wenn es eigentlich so eine kurze Zeit ist, die wir uns jetzt nicht gesehen haben."
"Oh Gott sei Dank, wirklich Robert, danke, dass du mir verzeihst. Ich hätte nicht gewusst, was ich sonst tun sollte. Und ja, ich vermisse dich auch. Und bin wirklich froh, wenn ich wieder komme. So langsam reicht es mir hier. Die Zeitverschiebung ist doch nicht ganz Ohne. Und ohne dich einzuschlafen und aufzuwachen ist wirklich alles andere als schön. Das wird mir gerade ziemlich bewusst. Und ich werde es besonders genießen, wenn ich am Freitag wieder bei dir bin."
"Ich kann es auch kaum abwarten. Nach Gestern... Will ich dich ehrlich gesagt einfach nur sehen. Und mich nochmal davon überzeugen, dass du es wirklich ernst meinst. Auch wenn ich nicht daran zweifel."
"Ja, es war wirklich dumm, was ich gesagt habe. Und ich habe es so nicht gemeint. Ich war einfach viel zu emotional in dem Moment. Ich wollte dich nicht beleidigen und verletzen. Ich hoffe, dass du mir das glauben kannst. Und dass du weißt, wie sehr ich dich liebe. Wenn ich wieder da bin, dann wirst du es auf jeden Fall merken."
"Das hört sich ja vielversprechend an.", lachte Robert. Er war wirklich froh, wenn Christian wieder bei ihm war. Und Freitag konnten sie hoffentlich die meiste Zeit des Tages miteinander verbringen. Das würde sich Robert wirklich wünschen. Wenn Christian bei ihm wäre, dann hätte er sowieso schon einen schönen Geburtstag. Egal was sonst passierte. Und egal, was in den letzten Tagen passiert war. Diese Zeit mit Christian musste er genießen.
"Hast du eigentlich irgendetwas für Freitag geplant? Muss ich mich auf etwas einstellen? Oder treffen wir uns einfach ganz entspannt bei dir?". Ja, Robert war etwas neugierig. Auch wenn es ihm wirklich nicht wichtig war, dass er am Freitag wieder ein Jahr älter wurde. Aber trotzdem. Er wusste doch gerne über Pläne Bescheid. Und insbesondere dann, wenn es ihn so sehr betraf.
"Das sage ich dir doch jetzt noch nicht. Dass einzige, was ich dir schon sagen kann ist, dass ich dich bei dir abhole. Mehr musst du aber auch nicht wissen. Ich würde dir dann aber Freitag nochmal Bescheid geben, um wie viel Uhr ich da bin. Und ich hoffe, dass der Jetlag mich nicht komplett raushauen wird. Aber ich freue mich wirklich sehr, dich wieder zu sehen. Und ich bin dir wirklich dankbar. Einfach für Alles."
Sie redeten noch eine Weile, bis Christian wieder los musste. Und Robert wollte eigentlich so langsam schlafen, denn auch er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich. Aber so richtig wohl fühlte er sich in dem Hotelzimmer auch nicht. Deshalb setzte er sich dann noch auf den kleinen Balkon und konnte das Treiben Hamburgs unter sich beobachten. Und schweifte mit seinen Gedanken mal wieder zu Christian. Wie so oft. Er war einfach nur froh, dass sie es so ehrlich miteinander klären konnten. Dass dieses Missverständnis nicht mehr zwischen ihnen stand. Und dass er ihn Freitag wieder sehen würde. Apropos Freitag. Robert hoffte einfach nur, dass alles gut laufen wird. Dass er Christian wieder umarmen, küssen könnte. Und dass sie einfach mal Ruhe hatten. Nichts wünscht sich Robert gerade mehr, als dass sie in ihrer Beziehung einfach mal Ruhe hatten. Dass es nicht nur immer wieder Probleme gab. Aber sie selbst konnten kaum beeinflussen, ob es tatsächlich so kommen wird...
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Die Leere in uns
FanfictionFortsetzung von "Der ganze Lärm um uns" Acht Monate waren vergangen seit der Trennung. Acht Monate, in der sich die Welt für Christian und Robert neu sortierte. Acht Monate, die für beide unfassbar hart waren. Doch beide hatten gelernt, mit dieser s...