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Nach gefühlten Stunden sahen Robert und Christian endlich die Hütte vor sich. Und direkt waren wieder all die Erinnerungen von ihrem letzten Besuch da. Damals war so unfassbar viel an diesem Ort geschehen. Robert hatte sich eingestanden, dass er auch für Christian Gefühle entwickelt hatte. Und er hatte Christian gesagt, dass er das mit ihnen wollte. Sie konnten sich endlich nahe sein. All das verbanden sie mit diesem Ort. Und ihre Sehnsucht nach einander konnten sie dann auch endlich ausleben, als sie ins Innere der Hütte gelangt waren. Darauf hatte Christian jetzt auch lange genug gewartet.

Irgendwann entschlossen die beiden an den Strand zu laufen. Es war immerhin noch Sommer und dementsprechend lange hell. Und relativ warm war es auch noch. Und für heute standen für beide keine Termine mehr an, an denen sie hätten digital teilnehmen müssen. Deshalb liefen sie Hand in Hand ans Meer. Dort ließen sie sich im Sand nieder und genossen die Natur. Für beide war dies Entspannung pur. Und sie fühlten sich ein wenig wie im Paradies.

"Danke Christian. Dass du das heute mitgemacht hast und dass du es mir nicht verübelst, wie Jakob reagiert hat. Das bedeutet mir wirklich unheimlich viel. Es war mir so wichtig, dass ihr euch endlich kennenlernt und dass die Jungs verstehen, warum ich dir nicht widerstehen kann."

Christian musste bei den Worten lächeln. Er war wohl eher derjenige, der Robert nicht widerstehen konnte. Sonst würde er nicht innerhalb einer Sekunde alles für ihn aufgeben. Und er freute sich, wie glücklich er Robert wohl gemacht hatte. Denn er strahlte die Zufriedenheit nur so aus.

"Wenn du damit glücklich bist, dann bin ich es auch. Und jetzt hier zu sitzen, ich weiß nicht, was ich mir gerade besseres vorstellen könnte.", sagte Christian, bevor sie wieder in einen tiefen Kuss versinken. Es war eigentlich perfekt. Hier waren sie wieder in ihrer eigenen, kleinen Welt. In ihrer Schutzblase, die alle Probleme abprallen ließ. Die sie von der Außenwelt abschirmte. Aber natürlich waren sie trotzdem nicht so frei. So sehr konnten sie ihren Kopf dann doch nicht abschalten. Es kreisten immer die Gedanken auch über die Probleme, die sie hatten.
Nach einiger Zeit fragte Robert:

"Wie sieht es eigentlich momentan so mit Kubicki aus? Lässt der sich irgendwas anmerken?"

Ob des plötzlichen Themenwechsels schaute Christian erst verwundert, merkte dann jedoch, dass es Robert etwas belastete und ernst meinte. Sonst würde er das sicherlich nicht in diesem Moment ansprechen.

"Ach eigentlich nicht. Ich glaube er ist einfach froh darüber, dass er ein Druckmittel gegen mich in der Hand hat. Aber er scheint es nicht nutzen zu wollen, so lange nicht irgendetwas passiert, was ihm nicht so gefällt. Von daher bin ich da eigentlich relativ entspannt. Und ich habe mich mal bei meinen Leuten umgehört, es scheint nichtmal Gerede über uns zu geben. Obwohl Wolfgang das weiß und man uns ja mittlerweile auch mal öfter zusammen sieht. Also das sieht eigentlich alles ganz gut aus."

"Das ist sehr beruhigend, wenn ich ehrlich bin. Aber so richtig trauen will ich Wolfgang trotzdem nicht. Hoffen wir mal, dass das alles so bleibt. Und nicht demnächst riesengroße Schlagzeilen überall auftauchen, die unsere Beziehung thematisieren."

"Diesen Gedanken so richtig beiseite scheiben kannst du aber auch wirklich nicht, oder?", stellte Christian etwas genervt fest. Er wollte am liebsten nicht mehr drüber sprechen. Es lief doch seitdem sie wieder zusammen waren eigentlich echt gut. Warum dann immer diese negativen Gedanken? Robert seufzte nur.

"Nein, du hast Recht. Und es tut mir Leid. Aber da musst du mich auch verstehen. Das setzt zumindest mich gehörig unter Druck. Und ich will einfach nicht, dass es heraus kommt. Das weißt du genau. Aber ja, ich sollte nicht so oft dran denken."

Zufrieden nickte Christian. Ja, er sollte nicht so oft dran denken. Und schon gar nicht, wenn sie an so einem schönen Fleck Erde waren. Und das auch noch ganz alleine. Christian hatte sich schon beim letzten Mal in diesen Ort verliebt. Und er tat es erneut. In diesem Moment dachte er, dass er am liebsten alles hinter sich lassen würde, nur um mit Robert hier leben zu können. Aber natürlich war das unrealistisch. Und bei genauerem Nachdenken auch nicht die beste Lösung. Aber trotzdem, am liebsten hätte Christian die Zeit einfach still gestellt, sodass dieser Moment für immer war.

"Robert, wir bekommen das alles hin. Im Notfall ziehen wir uns einfach an so einen schönen Ort wie hier zurück. Ich brauche nicht mehr als dich und eine so schöne Umgebung zum Leben. Alles ist besser, als dass wir uns wieder trennen."

"Du weißt, dass es so einfach nicht ist. So schön es sich auch anhört. Ohne die Politik wird uns beiden ein riesiger Teil unseres Lebens fehlen. Aber soweit wird es nicht kommen. Wie schlecht ging es dir nach unserer Trennung eigentlich wirklich? Ich hatte immer den Eindruck, dass du besser damit umgehen könntest, als ich."

"Absolut nicht. Ich weiß nicht, wann es mir jemals so schlecht ging. Ich habe viel zu viel Alkohol getrunken und nicht sonderlich viel gegessen. Und mich komplett von der Außenwelt abgeschottet. Nur Marco kam noch irgendwie an mich heran. Ich war wirklich erstaunt, dass es in der Öffentlichkeit kaum aufgefallen ist. Und dass du es nicht so gemerkt hast. Also gut ging es mir wirklich nicht. Deshalb war ich auch immer so abweisend zu dir. Ich konnte und wollte es einfach nicht akzeptieren. Auch wenn es letztlich ja auch meine Schuld war mit meinen Forderungen. Aber ich weiß jetzt, dass ich da nicht noch einmal durch möchte. Wirklich nicht. Es tat wirklich weh, damals aus deiner Wohnung zu gehen und dich und unsere Beziehung zurück zu lassen."

Robert schaute ihn an und sah den Schmerz in seinen Augen, der bei diesen Gedanken direkt wieder hoch kam. Ihm war nicht klar gewesen, dass es für Christian so schlimm gewesen sein musste. Immerhin dachte er durch Christians abweisendes Verhalten, dass er besser damit klar kommen würde als er selbst. Aber so war es nicht. Keinesfalls.

"Es tut mir Leid, wie wir auseinander gegangen sind. Ich hätte auf dich zukommen müssen. Dann hätte uns das alles vielleicht erspart bleiben können. Vielleicht war die Trennung aber auch nötig, damit wir jetzt glücklich sein können. Auch wenn es eine unfassbar harte Zeit war. Für mich auch. Ich wünschte, wir hätten das nicht durchmachen müssen."

"Bist du denn jetzt glücklich? Hast du es dir so vorgestellt?", fragte Christian mit einer unsicheren Stimme. Für solche Gespräche hatten sie sonst nie Zeit. Und ehrlich gesagt sprachen beide nicht so gerne über diese ernsten Themen. Aber es war notwendig. Damit sie nicht irgendwann wieder auf eine Trennung zuliefen.

"Was ist das denn für eine Frage? Natürlich bin ich glücklich. Du hast mich heute so unfassbar glücklich damit gemacht, dass du mit zu den Jungs gekommen bist. Das bedeutet mir wirklich unheimlich viel. Und auch sonst bin ich zufrieden damit, wie es läuft. Ich weiß, ich denke oft zu negativ und natürlich kommen immer wieder die Gedanken, was wäre, wenn es heraus kommt. Aber das ändert nichts daran, dass ich dich liebe und voll und ganz hinter unserer Beziehung stehe. Für mich haben wir so einen guten Kompromiss gefunden. Wir sind vorsichtig aber gleichzeitig schrenken wir uns nicht mehr so sehr ein. So war meine Vorstellung und offensichtlich funktioniert es ja auch. Oder siehst du das anders?

"Nein, ich bin froh, dass wir es jetzt so hinbekommen. Ich hatte ehrlich gesagt anfangs meine Bedenken, weil ich wusste, wie schwer es mir damals gefallen ist, dir in der Öffentlichkeit nicht nahe zu sein. Aber ich habe mich dran gewöhnt und ich denke, dass wir so weiter machen können. Und darüber bin ich wirklich froh. Eine andere Lösung sehe ich nämlich nicht. Aber ich habe es ja eben schon gesagt, ich brauche nicht mehr als dich. Ich weiß nicht, wann ich je so glücklich war, wie ich es momentan bin. Lass uns bitte einfach die Tage hier genießen."

"Auf jeden Fall.", mit einem Lachen zog Robert den Jüngeren mit sich hoch und zog ihn dann mit zum Wasser. Verwirrt schaute Christian zu ihm und fragte: "Robert, was soll das werden?".

"Wenn wir schon am Meer sind, dann müssen wir wenigstens eine Runde schwimmen.", lachte er weiter. Sie hatten zwar noch ihre Klamotten an, aber Robert machte sich auf den Weg dafür zu sorgen, dass das nicht mehr lange der Fall war. Christian war ihm da keine sonderliche Hilfe. Viel zu überrumpelt von der Aktion stand er einfach neben Robert.

"Aber ist das Wasser nicht..."

"Kein aber, los komm schon. Wer weiß, wann wir das nächste Mal die Möglichkeit haben, bei Sonnenuntergang ins Meer zu gehen?"

So dauerte es nicht mehr lange, bis Robert Christian mit ins Wasser zerrte und dieser sich einfach nur an Robert fest klammerte, obwohl er doch eigentlich der größere der beiden war und dementsprechend auch besser im Wasser stehen konnte. Aber Robert genoss es, dass Christian ihm so nah war. Und dass er ihn brauchte. Das war ein unfassbar gutes Gefühl.


Die beiden sind schon süß zusammen, oder? Ich hoffe, dass es euch gefällt!

Die Leere in uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt