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"Wolfgang, nein warte!"

Schockiert blickten Robert und Christian in das Gesicht von Wolfgang Kubicki, der so eben die Tür aufgestoßen hatte. Hinter ihm kam Marie-Agnes Strack-Zimmermann in den Raum gelaufen, die Kubicki wohl noch aufhalten wollte. Christian verstand die Welt nicht mehr. Er wusste nichtmal, dass beide anwesend waren. Er hatte sie zuvor nicht gesehen oder einfach nicht wahrgenommen. Paralysiert starrte Christian zu den beiden. Was passierte hier gerade? War das ein Albtraum?

"Ey Wolfgang, ich hab gesagt, dass du hier nicht rein gehen sollst. Das geht dich alles nichts an. Lass die beiden doch einfach in Ruhe."

Verwirrt schaute Christian zwischen seinen beiden Partei Kollegen hin und her. Wolfgang schaute ihn mit einem Ausdruck der Überlegenheit an. Und schien irgendwie belustigt zu sein. So langsam wurde Christian sauer. Und Robert neben ihm war auch ziemlich unruhig. Auch wenn er versuchte, souverän zu wirken.

"Was macht ihr hier? Was soll das?", fragte Christian seine Kollegen. Kubicki lachte, bevor er dann endlich antwortete.

"Ich wollte mich nur von meiner Annahme überzeugen, dass ihr hier irgendetwas zusammen treibt. Nachdem wir gesehen haben, dass ihr hier beide reingegangen seid. Und jetzt hab ich die Bestätigung. Als hätte ich es nicht schon vor Monaten gewusst. Unglaublich.", erklärte er. Dann schob Marie-Agnes schnell hinterher:

"Glaub mir, Christian, ich wollte ihn aufhalten. Aber gut, ich kann mich auch nicht immer durchsetzen. Und ich konnte mir ehrlich gesagt denken, was hier bei euch los ist. Ich bin ja immerhin nicht blöd und habe Augen im Kopf, mit denen ich in den letzten Monaten ziemlich gut beobachten konnte, dass da was zwischen euch beiden ist. Aber das hier war nicht mein Plan. Es tut mir wirklich Leid."

Entschuldigend schaute sie zu den beiden Männern, die nach wie vor geschockt waren. In Roberts Kopf spielten sich alle möglichen Horror Szenarien ab. Es war schrecklich. Sie waren aufgeflogen. Und dann auch noch vor Wolfgang Kubicki, den er auch nur allzu gut kannte. Er hatte ihm das politische Leben in Schleswig-Holstein schon nicht einfach gemacht. Und jetzt hatten sie sich unfassbar angreifbar gemacht. Er musste das wieder gerade biegen. So schnell wie möglich. Denn Christian schien so verärgert, dass er ihm das nicht alleine überlassen wollte. Also räusperte sich Robert und sprach dann auch endlich.

"Gut, ihr habt gesehen, was passiert ist. Aber es ist nicht so, wie es aussieht. Ich bin nicht grundlos mit meiner Frau hier. Christian und ich sind nicht zusammen, in keinster Weise. Und das hier war ein Ausrutscher. Natürlich habt ihr irgendwo einen Punkt, aber es gibt absolut nichts, was ihr uns vorwerfen könntet. Und wenn euch beiden diese Koalition und die Karrieren von uns beiden nur etwas am Herzen liegt, dann behaltet ihr das hier für euch."

Christian schaute ihn bestürzt an. Am liebsten hätte er es nicht zugegeben. Denn in gewisser Weise hatte Robert sie beide ja gerade vor Marie-Agnes und Wolfgang geoutet. Wenn auch nur in gewisser Weise. Und Christian wusste nicht, wie schlau das war. Gerade bei Wolfgang war er sehr skeptisch. Nachdem er vor einigen Monaten solch unnötige Bemerkungen über sie beide gemacht hatte. Und offenbar auch hinter seinem Rücken über sie in seiner eigenen Partei geredet hatte. So funkelte er dann ein wenig genervt und sauer Robert an. Und als wäre die Situation nicht schon schlimm genug, öffnete sich die Tür des Raumes erneut. Und eine leicht angetrunkene Franca stolperte in den Raum hinein. Als wäre es nicht schon alles genug.

"Was findet hier denn statt? Gemeinsames Gruppendate?", fragte sie und lachte dabei so, als ob sie geistig gar nicht mehr anwesend wäre. Gott, wurde Christian mit einem Mal schlecht. Er kannte Franca. Wenn sie schon so drauf war, dann konnte sie viel erzählen. Und dann war die Gefahr definitiv gegeben, dass sie etwas über Robert und ihn ausplauderte. Was war das nur für eine absurde Situation? Christian befreite sich aus seiner Schockstarre und ging auf Franca zu. Marie-Agnes und Wolfgang waren zumindest noch bei Sinnen. Oder auch einfach nicht so alkoholisiert. Doch die Probleme häuften sich gerade umso mehr. Christian stützte Franca ein wenig, denn ihre Beine schienen sie nicht mehr sonderlich gut zu tragen.

"Franca, wie viel hast du getrunken?"

Als Antwort bekam er wieder nur ein Lachen. Damit war ihm klar, dass er sich dringend Franca annehmen sollte. Er konnte es nicht verantworten, dass sie sich noch länger hier in der Öffentlichkeit so zeigte. Sie war wirklich nicht mehr Herr ihrer geistigen Fähigkeiten. Und irgendwie fühlte sich Christian daran schuldig. Aber gleichzeitig musste er auch dringend die Situation mit den anderen klären. Robert wollte er damit nicht alleine lassen. Sie mussten vor allem Wolfgang dringend davon überzeugen, dass er das, was er soeben gesehen hatte, für sich behielt. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie das klappen sollte. Also hatte er Franca halb in seinem einen Arm und lief dann wieder zu den anderen zurück. Franca lachte immer wieder und sprach leise vor sich hin. Die anderen nahmen es einfach so hin.

"Läuft ja wirklich gut bei dir, Christian. Jetzt auch noch deine Ex Freundin.", lachte Kubicki etwas hämisch. Christian war mittlerweile echt wütend. Die Situation war so schlimm, dass er einfach nur noch aus dieser raus wollte. Deshalb ging er jetzt in die Offensive.

"Was willst du, Wolfgang? Was ist dein Problem? Haben wir dir irgendetwas getan?". Er ging einige Schritte auf ihn zu, so gut es ging mit Franca in seinem Arm. Wütend starrte er seinen älteren Kollegen an. Robert hingegen stand etwas weiter hinten, ebenso wie Marie-Agnes. Sie wussten wohl beide nicht, was sie von Christians Aktion halten sollten.

"Was ich will? Das beste für unsere Partei. Und ich glaube kaum, dass es das Beste ist, wenn du hier und wahrscheinlich nicht nur jetzt mit Habeck rumknutschst. Das kannst du nicht verantworten und er ebenso wenig.", zischte Kubicki leise. Entrüstet schaute Christian ihn an. Wolfgang wusste genau, wie sehr sich Christian für ihre Partei verdient gemacht hatte. Er hatte sie immerhin in die Regierung geführt. Und einen großen Anteil an ihrem Erfolg gehabt. Und hat ihn immer noch.

"Darum geht's dir? Wirklich? Du weißt genau, dass ich alles, aber auch wirklich alles für die Partei gebe. Du weißt genau, dass unser Erfolg in den letzten Jahren nicht von ungefähr kommt. Und auch in den letzten Monaten habe ich immer alles für die Partei gegeben, egal was in meinem Privatleben passiert ist. Also darum kann es dir doch nicht gehen. Willst du dich an mir dafür an mir rächen, dass du nicht Minister geworden bist? Dass du nach wie vor nicht Parteivorsitzender bist und es auch nicht wirst, solange ich meine Sache weiter gut mache? War es nicht damals in Schleswig-Holstein schon so, dass man immer gemunkelt hat, dass du den damaligen Parteivorsitzenden stürzen wolltest? Willst du das jetzt mit mir machen?", fragte Christian aufgebracht. Robert wurde so langsam immer unruhiger. Er wusste natürlich nicht in Gänze, um was es ging. Das waren immerhin auch Dinge, die intern in ihren Parteien blieben. Aber das alles hörte sich gar nicht gut an.

"Ich habe gesagt, um was es mir geht. Was du da rein interpretierst, ist deine Sache. Ich will einfach, dass du unserer Partei nicht schadest. Und wie kannst du noch professionell sein, wenn du gleichzeitig was auch immer mit einem Grünen am laufen hast?".

Nun schaltete sich Robert doch ein. Ihm ging das alles zu weit. Kubicki musste doch mal auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Er musste. Sonst war es für Christian und ihn vorbei. In jeglicher Hinsicht. Es war nun seine Verantwortung, die Situation zu klären. Denn Christian war offensichtlich so emotional, dass er es nicht alleine klären konnte. Und sie mussten es klären. Alles andere war keine Option. Sie mussten Wolfgang jetzt überzeugen, dass er sich irrte. Er musste das tun. Denn sonst würde es sicherlich nur noch eine kurze Zeit dauern, bis ihre Beziehung, oder besser gesagt ihre ehemalige Beziehung, an die Öffentlichkeit gelangen würde.

Was eine unerwartete und überraschende Begegnung, damit hätten wahrscheinlich die meisten nicht gerechnet ;) Danke fürs Lesen, ich hoffe ihr seid gespannt wie es weiter geht und es gefällt euch!

Die Leere in uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt