Epilog

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"Christian,
Das Begriffsvermögen des Menschen ist begrenzt, dennoch weiß er, dass das Unendliche existiert. Das hat Sully Prudhomme gesagt, der erste Literatur Nobelpreisträger. Und ich weiß es auch. Dass das Unendliche existiert. Ich muss dich einfach nur sehen und weiß es. Du zeigst mir die Unendlichkeit auf dieser Welt. Ich war stets überzeugt, dass alles ein Ende haben wird und so wird es auch mit allem Materiellen sein. Aber du hast mir wieder gezeigt, dass es mehr als das gibt. Unsere Beziehung zeigt es mir. Diese unfassbare, atemberaubende Liebe zwischen uns kann nicht endlich sein. Sie muss unendlich sein. Egal was passiert, sie wird kein Ende finden. Auch wenn wir irgendwann nicht mehr auf der Erde sein werden, kann man uns unsere Liebe nicht nehmen. Ich habe lange Zeit an all dem gezweifelt. Ich habe es uns oft schwer gemacht und uns beiden viele Nerven gekostet. Wir haben eine Trennung durchlebt, die nicht zuletzt durch meinen fehlenden Mut resultierte. Wir hatten wirklich schwere Zeiten durchzustehen. Aber jetzt stehen wir hier. Und ich weiß, dass es absolut richtig ist. Egal was andere sagen. Wie andere über unsere Beziehung urteilen. Lange Zeit konnte ich so nicht denken. Und auch deshalb musste unsere Beziehung wohl erst scheitern. Aber das hat sich geändert. Ich habe gemerkt, dass es wichtigeres gibt, als die Öffentlichkeit und andere Meinungen. Dass unsere Liebe wichtiger ist. Dass sie eben unendlich ist. Christian, wir sind heute hier, weil wir uns entschieden haben. Für uns, für unsere Liebe, für ein gemeinsames Leben. Eigentlich fehlen mir jegliche Worte, um meine Liebe zu dir zu beschreiben. Aber ich hoffe, dass es mir ganz gut gelungen ist. Und dass du nie vergisst, dass diese Liebe endlos und gleichzeitig unendlich ist. Christian, ich liebe dich und bin unfassbar dankbar, es endlich offiziell zeigen zu dürfen."

Christian liefen die Tränen vereinzelt über sein Gesicht. Er war der glücklichste Mann der Welt. Robert stand vor ihm, mit einem weißen Hemd, einer dunklen Anzugshose und einem dunklen Jackett. Christian konnte ihn nicht überzeugen, eine Krawatte zu tragen. Aber Robert wollte sich nicht verstellen müssen. Nicht bei ihrer eigenen, freien Trauung. Es war ein langer Weg gewesen. So viele Hürden zu überwinden. Aber sie hatten es geschafft. Auch wenn sie viel über ihre Hochzeit gestritten und diskutiert hatten. Was für eine Trauung wollten sie? Nur eine Standesamtliche? Oder doch noch eine zusätzliche? Letztendlich einigten sie sich auf eine freie Trauung. Aber wo? In Christians Heimat? In Roberts Heimat? Auf Sylt? (^^) An diesem Tag standen sie in der Nähe von Flensburg am Strand. Und dann noch die Frage, wer alles eingeladen war. Im kleinen Kreis feiern? Oder doch mit vielen Menschen? Sie einigten sich auf die wichtigsten Personen. Und es war wunderschön. Für Christian und Robert. Sie waren zwar schon standesamtlich verheiratet, aber dieser Tag war nochmal deutlich emotionaler und wichtiger.

Und nach diesem Gelübde von Robert konnte kaum jemand seine Emotionen noch verstecken. Nichtmal Roberts Söhne. Und auch Christian zog Robert einfach nur zu sich und legte zärtlich seine Lippen auf die von Robert, seinem Mann. Er fand keine Worte mehr. Robert hatte alles gesagt. Es bedeutete Christian so unfassbar viel. Hätte man ihm das vor 4 Jahren gesagt, dann hätte er die Person für verrückt erklärt. Aber es war seitdem viel geschehen. Seit einigen Monaten war Christian nicht mehr Teil der neu gewählten Regierung, Robert schon. Sie wurden hart angezählt, seitdem ihre Beziehung an die Öffentlichkeit kam. Aber sie haben es die Jahre bis zur Bundestagswahl 2025 überstanden. Auch wenn viele an ihnen gezweifelt haben. Ihnen Hass entgegen schlug. Aber sie konnten sich in ihren Ämtern halten. Und jetzt sollte es für sie beide ruhiger werden. Christian hatte den Parteivorsitz abgegeben, Robert war nach wie vor in der Regierung. Trotzdem hatte sich dadurch einiges erleichtert. Auch wenn es wirklich nicht einfach war. Vor allem nachdem ihre Beziehung öffentlich wurde. Ohne, dass sie darauf Einfluss gehabt hätten oder es gar gewollt hätten. Es war eine Krise, die sie beide bis ins Mark erschütterte. Nicht nur einmal haben sie an allem gezweifelt. Waren mit ernsthaften Rücktrittsforderungen konfrontiert. Wollten alles hinschmeißen. Aber sie hatten es geschafft. Sie haben sich nicht verloren und sind gemeinsam durch all die schwierigen Momente gegangen. Und nun gaben sie sich das Ja-Wort.

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