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Robert betrat den großen Saal, Andrea neben ihm. Es waren noch nicht allzu viele Menschen dort, aber er konnte Christian schon erkennen. Und es war klar, dass sie spätestens jetzt miteinander reden müssten. Und das bedeutete eine Konfrontation mit Andrea. Robert wollte sich gar nicht vorstellen, wie sie sich fühlen musste. Aber sie hatte sich dafür entschieden, mit zu kommen. Er hatte ihr natürlich auch angeboten, einfach alleine zu kommen. Das wäre auch kein Halsbruch gewesen. Aber sie war damit einverstanden, auch wenn ihr klar war, dass sie dann auf Christian treffen würden.

So gingen sie dann gemeinsam zu Christian, der schon an dem Tisch saß. Vereinzelt wurden sie auch von anderen Menschen begrüßt, aber es war noch nicht sonderlich viel los. Und als sie dann an dem Tisch ankamen, stellten beide sofort fest, dass man sie tatsächlich neben Christian gesetzt hatte. Glücklicherweise saßen auch Annalena und Daniel an ihrem Tisch. Dann war es vielleicht etwas weniger unangenehm. Zumindest für Andrea. Sie hielt sich fürs erste zurück, als sich Christian und Robert begrüßten. Es war eine komische Situation, für sie alle. Auch Christian und Robert wussten nicht so recht, wie sie miteinander umgehen sollten. Dann stellte Robert die beiden noch einmal gegenseitig vor, obwohl sie sich ja eigentlich zu genüge kannten.

"Andrea, Christian und Christian Andrea", sagte er, während er mit seinen Händen wild gestikulierte und auf die beiden anderen deutete. Andrea musste dabei lachen. Sie fand es äußerst amüsant, wie nervös Robert war. Das kannte sie so gar nicht von ihm. Beziehungsweise sie hatte es nur äußerst selten miterlebt.

"Ja natürlich. Freut mich, Christian. Und jetzt verhaltet euch schon nicht so komisch. Ich hab es mir immerhin ausgesucht, mitzukommen. Also alles in Ordnung."

Erleichtert schaute Robert zu ihr und flüsterte ihr leise ein Dankeschön zu. Er war so unfassbar froh, wie sie mit der Situation umging. Eigentlich hatte er das nicht verdient. Nicht, wenn man seine Frau so sehr hintergangen und betrogen hatte. Aber Andrea war einfach ein so besonderer Mensch. Er war froh, sie nach wie vor in seinem Leben zu haben. Dieses Privileg hatten sicherlich nicht viele Menschen.

Und auch Christian war froh, als dieser erste, merkwürdige Moment überstanden war. Und er fand Andrea wirklich äußerst sympathisch. Wie könnte er sie auch anders ansehen? Immerhin hatte sie gerade wirklich bemerkenswerte Worte gesagt. Sie saßen nun einige Minuten zu dritt an dem Tisch, bis sich der Saal immer weiter füllte. Christian konnte einige weitere Kollegen erkennen, aber auch Annalena und Daniel kamen nach kurzer Zeit. Dadurch wurde die Atmosphäre an ihrem Tisch noch einmal deutlich entspannter. Denn die Grünen verstanden sich natürlich bestens.

Und gleichzeitig, als Christian sah, wie Andrea und Robert immer wieder Körperkontakt hatten, da überkam ihn eine große Schwere. Er wäre gerne derjenige, der an Andreas Stelle saß. Auch bei solchen öffentlichen Events. Am besten immer. Er wollte Roberts Hand halten. Und ihn endlich so verliebt anschauen, wie Annalena und Daniel es die ganze Zeit über taten. Und er wollte Roberts Lippen endlich wieder auf seinen spüren. Und Gott, sah Robert an diesem Tag wieder gut aus. Er hatte einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd an. Und es sah nochmal deutlich ordentlicher und eleganter aus, als normalerweise, wenn er solch ein Outfit trug. Wahrscheinlich hatte Andrea da ihre Finger im Spiel gehabt. Am liebsten würde er dafür sorgen, dass er den Anzug nicht mehr so sonderlich lange anhatte. Bei diesem Gedanken wurde Christian etwas rot, doch die anderen schienen davon keine Notiz zu nehmen.

Noch bevor Marco kam, er hatte sich wohl ziemlich verspätet, stand Christian auf und lief Richtung der Bar. Er brauchte dringend Alkohol, sonst würde er das Ganze wohl nicht mehr allzu lange überleben. Und als er dort angekommen war, erblickte ihn ein bekanntes Gesicht. Franca stand dort. Ebenfalls alleine. Verdammt, er wusste nichtmal, dass sie auch hier war. Er hatte wirklich keine Ahnung gehabt. Umso unangenehmer war es.

"Oh Franca, du bist auch hier.", stellte er fest. Sie nickte daraufhin nur. Sie war offensichtlich ziemlich distanziert.

"Ja, es ist ja immerhin ein Spendenball, bei der auch die Presse eingeladen wird. Und du sitzt bei den Grünen mit am Tisch? Hab gesehen, dass Habeck mit seiner Frau hier ist.", sagte sie etwas sarkastisch. Man merkte ihr an, dass sie wohl auch schon etwas Alkohol getrunken haben musste. Sonst würde sie sich solche Andeutungen sicherlich sparen. Aber wahrscheinlich dachte sie, dass Robert und er nach wie vor etwas hätten. Was so ja nicht der Fall war. Aber Christian hatte auch nicht vor, das richtig zu stellen.

"Ja, so ist es. Naja, dann wünsche ich dir einen schönen Abend."

Mit seinem Getränk schlängelte er sich dann wieder zurück zum Tisch. Diese Konversation mit Franca reichte ihm wirklich. Es hatte ihn auch ein wenig raus gebracht. Denn mit ihr hatte er eigentlich nicht gerechnet. In den letzten Monaten hatten sie sich kaum gesehen. Ab und zu bei Presseterminen. Aber geredet hatten sie nicht. Zumindest konnte sich Christian nicht erinnern. Marco saß mittlerweile auf dem Platz neben ihm. Er begrüßte ihn dann erst einmal.

"Ich hab gesehen, dass du mit Franca gesprochen hast. Ist alles gut?", fragte er sofort. Robert wurde dann auch auf ihn aufmerksam und hörte ihm zu.

"Ja, alles in Ordnung. Wir sind uns nur zufällig begegnet. Aber da sollte es keine Probleme geben. Ich denke, sie ist auch alleine hier. So schien es mir zumindest. Sie hat nur Andeutungen zu unserem Tisch hier gemacht. Und zu euch beiden, Robert."

"Oh verdammt, sie weiß es gar nicht? Dass es vorbei ist?", fragte er leise. Daraufhin schüttelte Christian nur den Kopf. So langsam machte sich dann auch der Alkohol bei ihm bemerkbar und wenn ihn Robert so anschaute, so aufrichtig, dann wurde ihm direkt noch wärmer als sowieso schon. Deshalb entschied er kurzerhand aufzustehen und Richtung der Toiletten zu gehen. Er spürte den stechenden Blick von Robert in seinem Rücken. Er brauchte jetzt dringend etwas kaltes Wasser in seinem Gesicht. Sonst wüsste er nicht, wie er weiter so ruhig bleiben sollte. Doch statt auf die Toilette zu gehen, lief er in einen angrenzenden Raum. Hier war nichts los und Christian hatte keine Ahnung, wofür dieser Raum gedacht war.

Aber um etwas runter zu kommen, tat es auch die Stille dort. Am anderen Ende des Raumes konnte er auch eine Tür erkennen, die auf einen Balkon führte. So ließ er dann etwas frische Luft in den Raum. Fast so gut wie kaltes Wasser. Christian wusste nicht, wie lange er dort stand. Aber irgendwann spürte er Roberts Arm, der sich um seine Hüfte schlang. Verwundert schaute er zu Robert.

"Was machst du denn hier?", fragte Christian verwundert.

"Ich hab mir etwas Sorgen gemacht. Du warst so plötzlich weg und das schon einige Minuten. Da wollte ich mal gucken, ob alles gut ist."

"Ja, ich musste nur kurz mal einen Moment runter kommen und alleine sein. Es ist nicht so einfach, dich die ganze Zeit zu sehen, wie du mit Andrea umgehst. Und weißt du eigentlich, dass dir dieser Anzug extrem gut steht?", fragte Christian leise. Er war schon beinahe benebelt von Robert, der so nah bei ihm stand. So unfassbar nah.

"Ach, ist das so?", erwiderte Robert mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Er wusste, dass es Christian gefallen würde. Eventuell hatte er extra deshalb heute diesen Anzug angezogen. Ohne auf eine Antwort zu warten, die ohnehin überflüssig gewesen wäre, legte Robert seine Lippen auf die seines Gegenübers. Und beide waren sofort wieder in einer vollkommen anderen Welt. In der sie beide einfach glücklich waren. Glücklich und zufrieden. Beide waren so gerne in dieser anderen, ihrer eigenen Welt. Dort konnten sie sie selbst sein. Doch diese Welt, in der sie sich lieben konnten, sollte jäh platzen.

Die Tür wurde mit einem lauten Knall geöffnet und Robert und Christian fuhren erschrocken auseinander. Geschockt schauten sie sich in die Augen, brachten eine gewisse Distanz zwischen sich und drehten sich dann langsam um. Hinter ihnen hörten sie eine laute, aufgebrachte Stimme.

"Hab ich es doch gewusst!"



Wer das wohl sein mag? Ich hoffe, es gefällt euch ;)

Die Leere in uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt