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Wütend blickte Robert zu dem CDUler. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie mittlerweile auf eine Antwort warteten. Es fühlte sich auf jeden Fall wie eine Ewigkeit an. Aber das brachte gleichzeitig auch Zeit für Annalena und Lars. Vielleicht fanden sie ja etwas. Und dann, endlich, rückte Merz mit der Sprache raus.

"Gut, solange ihr nichts sagen werdet bezüglich der Mail, werde auch ich nichts sagen. Sollte es irgendwie von eurer Seite heraus kommen, das mit der Mail, dann werde ich selbstverständlich auch alles veröffentlichen. Und sollte man mir des Weiteren Gründe dafür geben, dann werde ich nicht davor zurück schrecken. Wobei, so sicher solltet ihr beiden euch wahrscheinlich eh nicht sein, dass eure Beziehung nicht an anderer Stelle heraus kommt. Denn mittlerweile müssten es ja so einige wissen."

Und wieder hatte Merz dieses überhebliche, arrogante Grinsen im Gesicht. Er fühlte sich immer noch überlegen. Obwohl seine Gegenüber ihm doch gerade einen Strich durch seine Erpressung gemacht hatten. Robert kochte innerlich immer noch. Es wurde eigentlich mit jeder Sekunde schlimmer. Als er diese Worte hörte. Denn es war so klar, dass das natürlich auch ein Ziel von Merz war. Dass viele Menschen von ihrer Beziehung erfuhren. Und das hatte Merz tatsächlich mit dieser Mail erreicht. Und natürlich, sie konnten sich nicht sicher sein, dass alle die es wussten, dicht hielten. Diese Sicherheit ging mit jeder weiteren eingeweihten Person verloren. Robert konnte vor Wut einfach nicht mehr. Er machte einen Schritt auf Merz zu und zog ihn mit seiner unverletzten Hand auf die Beine und packte ihn an seinem Kragen fest. Christian und Marco wollten ihn natürlich sofort zurück ziehen. Aber einige Worte konnte er Merz doch noch mitgeben. So leise, dass die anderen sie wohl nicht hörten.

"Das ist so mies. Diese Aktion war wirklich unter aller Sau. Wenn ich nicht genau wüsste, dass du es sofort gegen uns verwenden würdest, wäre ich bald nicht mehr der einzige hier mit einer Verletzung. Also hast du nochmal Glück gehabt, Merz. Aber glaub mir, wenn du unser Leben zerstörst, dann wird es dir nicht anders ergehen. Also überlege dir verdammt nochmal, was du tust. Und was du uns antust. Allein was du jetzt schon getan hast, dafür gibt es keine Entschuldigung und das werden wir dir nie verzeihen. Aber irgendwann wirst du dafür zur Rechenschaft gezogen. Wie auch immer das geschehen wird."

Christian zog Robert dann endlich wieder ein Stück zurück, sodass sich Merz nicht mehr in seinem Griff befand. Und Robert ließ es auch geschehen. Auch wenn er immer noch unfassbar aggressiv und wütend war. Aber er konnte es zumindest verbal ausdrücken. Auch wenn er eigentlich am liebsten ganz andere Dinge tun würde.

"Hast du es jetzt also verstanden, Friedrich? Halt einfach die Füße still und wir werden es auch tun. Sollte etwas anderes passieren, dann wirst du auch nicht so leicht aus der Sache rauskommen. Verstanden?", schob Christian nochmal hinterher.

"Jaja, ihr müsst nichts befürchten. Die Bedingungen stehen. Aber jetzt verschwindet endlich aus meiner Wohnung. So viel linksgrün vertrage ich hier nicht. (wenn er nur wüsste, dass auch noch Kevin Kühnert vor seiner Tür steht ^^) Es reicht ja schon, dass sich Deutschland mit so einer schrecklichen linken Koalition rumschlagen muss. Neuwahlen wären doch schon eine gute Sache gewesen."

Christian wollte schon protestieren, er war immerhin weder links noch grün und verstand da absolut keinen Spaß, da zog Marco ihn einfach mit sich. Annalena und Lars standen auch schon im Flur vor der Wohnung, sodass sie das Gebäude gemeinsam verlassen konnten. Tatsächlich taten sie dies dann auch und trafen unten auf den restlichen Teil der Gruppe, bevor sie sich auf den Weg in die Nebenstraße machten. Und dann erst berichteten sie, wie es gelaufen war. Und auch Annalena konnte davon erzählen, was sie herausgefunden hatten.

"Also einmal haben wir die Bilder von euch beiden in seinem Arbeitszimmer tatsächlich ausgedruckt gefunden. Die haben wir natürlich mitgenommen. Dann haben wir allerdings nicht mehr so viel ausrichten können. Wir haben nur herausgefunden, dass er nur eine Festplatte dort liegen hatte. Dort könnten die Bilder noch drauf sein. Sonst hat er einen Laptop, mehr haben wir nicht gefunden an technischen Geräten. Der Mann scheint wirklich viel analog zu machen. Hoffen wir mal, dass die Bilder nicht so verbreitet bei ihm sind."

Christian nickte und war froh, dass sie das zumindest herausgefunden hatten. Auch wenn sie Merz jetzt nicht dazu bewegen konnten, die Bilder zu löschen. Das wäre ziemlich sicher zu viel verlangt gewesen. Hoffentlich würde er jetzt einfach dicht halten und nicht noch mehr Menschen davon erzählen. Da es noch relativ früh am Morgen war, beschlossen sie gemeinsam noch in ein Café zu gehen, um etwas zu Frühstücken. Und um wieder etwas runter zu kommen. Das müssten zumindest Christian und Robert. Glücklicherweise hatten sie mit Kevin jemanden mit, der sich als Berliner ziemlich gut auskannte. So führte er sie in ein kleines, nicht allzu weit entfernte Café, in dem sonst kaum Menschen waren. Und in dem man nicht allzu verwundert darüber war, dass einige Spitzenpolitiker in dem Laden standen. Darüber waren dann doch alle ganz froh.

Und Robert war besonders froh, als er endlich einen Kaffee vor sich stehen hatte. Und neben ihm Christian, dessen Bein immer wieder sein eigenes streifte. Natürlich so, dass es nicht auffiel. Aber diese Nähe konnte Robert beruhigen. Und auch die Gesellschaft der anderen war keineswegs unangenehm. Sie unterhielten sich über das, was Merz erzählt hatte und wahrscheinlich lästerten sie auch etwas über diesen Mann. Wer konnte es ihnen verdenken. Über die CDU und ihren Parteivorsitzenden zu lästern war doch schon angemessen. Oder? Robert nahm es einfach so hin. Und war wirklich froh über die Unterstützung der anderen.

Es hätte alles auch so anders laufen können. Der Kanzler hätte sie beide sofort aus ihren Ämtern entlassen können. Diejenigen aus den anderen Parteien könnten ihnen auch das Leben schwer machen. Es war absolut nicht selbstverständlich, dass sie die beiden so stark unterstützten. Es hätte ganz anders sein können. Und die Konfrontation mit Merz hätte auch deutlich schlimmer laufen können. Zumindest war der Druck nun etwas weg. Auch wenn er natürlich nie mehr vollständig abwesend sein könnte. Dafür wussten einfach zu viele Menschen von ihrer Beziehung. Es war also immer die Gefahr gegeben, dass es irgendwie an die Öffentlichkeit gelangte. Aber jetzt gerade schien es so, als ob das Schicksal es wohl doch noch gut mit Robert und Christian meinte. Und Robert wollte sich dafür am liebsten tausendmal bedanken. Bei wem auch immer. Aber in erster Linie konnte er sich für die Unterstützung der anderen bedanken.

"Leute, wirklich vielen Dank, dass ihr das heute mit uns durchgezogen habt, obwohl ich natürlich genau weiß, dass ihr eigentlich alle genug zu tun und dementsprechend nicht sonderlich viel Zeit habt. Ich weiß wovon ich spreche. Umso dankbarer bin ich, dass ihr uns so unterstützt habt und euch die Zeit genommen habt. Das ist wirklich nicht selbstverständlich und hat es uns um einiges erleichtert. Generell, dass ihr solch ein Verständnis und eine Akzeptanz uns gegenüber zeigt. Dafür kann man sich eigentlich nicht oft genug bedanken. Ich hoffe einfach mal, dass wir euch und uns allen in naher Zukunft nicht mehr solchen Stress zufügen."

Glücklich lächelte Christian seinen Freund an. Unter dem Tisch griff er nach seiner Hand und war froh, dass Robert die Worte gesagt hatte. Ihm fiel sowas doch immer deutlich schwerer. Auch wenn es klar war, dass es ihm nicht anders ging. Er war genauso dankbar. Und hoffte einfach, dass es um sie jetzt etwas ruhiger werden würde. Zumindest um ihre Beziehung. Ruhiger würde es sonst wahrscheinlich nicht, zumindest nicht, solange sie in einer Regierung sind. Aber nochmal so eine Sache wie mit Merz konnten sie wirklich nicht gebrauchen. Auch wenn klar war, dass immer irgendetwas passieren konnte. Aber Christian und Robert waren nach dieser Konfrontation überzeugt, dass dies in absehbarer Zeit nicht passieren würde. Ob sie damit wohl richtig liegen, konnten beide natürlich nicht sagen. Wer weiß, was die kommende Zeit für sie bereit hielt.

Soo, es geht weiter :) Was meint ihr, was hält die Zukunft für die beiden bereit? Können die beiden jetzt endlich glücklich werden, nachdem das geklärt ist?

Danke an euch alle fürs Lesen, voten und kommentieren, so motiviert ihr mich sehr ;)

Die Leere in uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt