*Roberts POV*
Ich erwiderte den Kuss, nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren. Wieso fühlte es sich plötzlich so richtig an, Christian Lindner zu küssen? Hätte man mir das gestern erzählt, hätte ich geglaubt, mein Schwein pfeift. Christian hielt mein Gesicht nun in beiden Händen und ich wünschte mir, dieser Moment würde niemals aufhören. Wie buntes, recyceltes Papierkonfetti flogen die Gefühlsfunken in mir, als wir da so zusammensaßen. Als Christian dann mit seinem Kopf an meinen Hals wanderte, riss ich mich allerdings los. "Ich glaube, ich sollte jetzt wirklich gehen. Mir wird das hier gerade etwas zu viel." Christian schaute mich an, wie ein trauriger Hund. Er saß geknickt vor mir und schaute zu Boden. So hatten wir uns den heutigen Abend wahrscheinlich beide nicht vorgestellt. Wortlos ging er schon zur Tür, um sich die Schuhe anzuziehen, "Nach Hause fahren darf ich dich aber noch, oder?" Ich nickte bejahend und zog mich ebenfalls an.
Stillschweigend saßen wir so in seinem protzigen Auto. Die Stille war mir so unangenehm, dass ich krampfhaft versuchte, die Stimmung wieder etwas aufzulockern. "Für meinen ersten Kuss mit einem Mann hast du dich gut geschlagen." Christian nickte zufrieden. "Das will ich auch hoffen. Was anderes hätte ich auch nicht erwartet." Ich rollte mit den Augen, so arrogant konnte auch nur er sein. Warum fand ich nur genau das gerade so süß an ihm? "Danke für den Zuspruch vorhin, ich habe das wirklich mal gebraucht. Ich habe einfach so große Angst vor Neuem und vor Veränderungen, da wächst mir momentan vieles über den Kopf." Christian freute sich sichtlich über meine Worte und legte seine Hand auf meinen Schenkel. Das brachte mich wieder so aus der Bahn, dass ich völlig vergaß, was ich noch sagen wollte. "Hat's dir die Sprache verschlagen?", fragte er frech und ließ die Hand etwas in die Richtung von meinem Schritt rutschen. "Ähm, nein, also..", druckste ich und wurde rot. Wie lang würde diese Fahrt denn noch dauern?! So doof und unbeholfen hatte ich mich zuletzt als Teenager verhalten.
*Christians POV*
Ein bisschen tat mir Robert ja leid so wie ich ihn heute überwältigt hatte. Allerdings träume ich schon so lange davon, ihm endlich nah sein zu können. Peinlich, dachte ich, dass ich doch nochmal jemanden mehr als mich selbst lieben könnte. Aber Robert war eben ein ganz besonderes Sternchen unter den Ganzen da draußen. Um es nicht noch unangenehmer zu machen, nahm ich meine Hand wieder von seinem Schenkel und wechselte das Thema.
"Und du guckst also dieses Die jungen Ärzte?" Robert nickte eifrig. "Dr. Moreau ist mein Lieblingscharakter, aber der Name sagt dir jetzt wohl eh nichts." "Dann zeig ihn mir einfach, wenn wir uns wiedersehen", entgegnete ich. Robert antwortete zuerst nicht, er war scheinbar noch immer etwas überfordert von allem - oder besser gesagt von mir. "Ja, klar, irgendwann gerne mal.", sagte er schließlich. Wir waren bereite bei ihm angekommen, als er das sagte. Ich hielt vor seiner Tür und schaute ihn erwartungsvoll an. "Du, Robert, wenn du dich nicht wohl fühlst mit mir, dann-" Ich konnte den Satz gar nicht zu Ende bringen, weil Robert mich schon stürmisch küsste. Wir saßen eine Weile nur so da und küssten uns innig, dieses Mal wirkte er auch deutlich entspannter als vorhin bei mir. Irgendwann ließen wir dann doch wieder voneinander ab. "Du musst mir Zeit geben, Christian. Das ist alles noch Neuland für mich." Ich schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln. "Ich kann dir momentan noch nicht viel sagen, außer eins: Ich will dich."
Damit hatte ich nicht gerechnet. Der Satz brachte mich so aus der Fassung, dass ich meinen Fuß etwas von der Bremse löste und der noch laufende Porsche ein Stück zurückrollte. Ich versuchte, mich wieder zu fangen und gab Robert noch einen schnellen Kuss. "Nimm dir alle Zeit der Welt.", flüsterte ich. So eine weiche Seite kannte ich ja noch gar nicht von mir, aber Robert löste Dinge wie kein Anderer in mir aus. "Ich muss dann auch mal los.", sagte er schließlich und stieg aus. Ich winkte ihm noch einmal zu, bis ich mit quietschenden Reifen über den Asphalt bretterte. In mir herrschte gerade mehr Euphorie, als an dem Tag, an dem ich Bundesminister der Finanzen wurde. Verträumt fuhr ich nach Hause und dachte weiter an Robert.
*Roberts POV*
Was für ein Abend sagte ich laut zu mir selbst, als ich die Wohnungstür hinter mir schloss. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. In mir herrschte ein reges Gefühlschaos und vor meinem inneren Auge sah ich nur lauter gelbe lindnerförmige Sterne. Ich war froh, diese Seite an mir jetzt endlich kennenlernen zu können und mich nicht länger komplett zu verstecken. Ich war mir sicher, dass ich bei Christian der sein konnte, der ich lange sein wollte, aber so lange versteckt gehalten hatte. Um irgendwie besser klarzukommen, schrieb ich Annalena eine Nachricht, ob sie noch kurz telefonieren könnte.
Innerhalb weniger Minuten klingelte auch schon mein Telefon. Ich erklärte ihr, dass ich heute Abend bei Christian gewesen war (die Details mit dem Kuss ließ ich bewusst aus) und outete mich vor ihr. Annalena freute sich riesig, dass ich ihr so vertraute und zeigte ihren vollen Support. Sie versuchte die Infos aus mir rauszukitzeln, allerdings schweigte ich vorerst wie ein Grab. Das meiste konnte sie sich wahrscheinlich sowieso schon denken - warum sonst sollte ich ihr in einem Atemzug sagen, dass ich bei Lindner zu Hause gewesen war und außerdem auch auf Männer stand. Gleich morgen würde sie gerne bei einem Kaffee genauer über alles reden wollen, da es schon spät war, also legten wir bald wieder auf. Mit gemischten Gefühlen legte ich mich allmählich ins Bett und hoffte, keine allzu kurze Nacht zu haben. Nach einem ewigen Hin- und Hergewälze konnte ich irgendwann spät nachts dann endlich einschlafen. In mir flog noch immer das recycelte Papierkonfetti und meine Gedanken kreisten um Christian, wie die Flügel von Windrädern.
Danke erstmal für die ganzen Kommentare & Votes!! Es freut mich total zu hören, dass euch meine Story bisher gefällt 🫶 Ich hätte nicht damit gerechnet, schon so schnell 100+ reads zu bekommen <3
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Lindner meine Schmerzen (Christian Lindner x Robert Habeck)
FanfictionChristian Lindner ist nun schon eine Weile in Robert Habeck verliebt. Ein paar Monate nach Roberts Scheidung sieht der Liberale einen funken Hoffnung zwischen den beiden und ergreift die Initiative. Kann Robert über seinen Schatten springen und sich...