7. Privatjets im Bauch

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*Roberts POV*

Schnell sprang ich auf und holte das heiße Backblech aus dem Ofen. "Setz dich gerne an den Couchtisch, dann können wir beim Essen was nebenbei laufen lassen." Ich füllte die Kartoffeln in eine Schüssel und deckte meinen schon etwas abgenutzten Tisch. Ich hatte ihn schon gebraucht von einem Freund bekommen und bei meinem Umzug nach der Trennung mussten sowieso schnell irgendwelche Möbel her. Das war ja aber sowieso viel nachhaltiger. Ohne zu fragen, machte ich eine alte Folge von Die jungen Ärzte an. "Gleich kommt Dr. Moreau!", sagte ich etwas zu euphorisch. "Du scheinst dich ja mit den Folgen auszukennen.", erwiderte Christian etwas spöttisch, während er auf einem Stück Sojaschnitzel kaute. "Naja, ich gucke die Sendung immer, wenn es mir schlecht geht. In den letzten Monaten war das ziemlich häufig." Ich schaute nachdenklich auf meinen Teller und bereute es etwas, die Stimmung schon wieder so runterzuziehen. Christian kommentierte die Serie nun allerdings nicht mehr negativ, sondern sah aufmerksam zu und stellte manchmal ein paar Nachfragen. Wahrscheinlich tat ihm sein Kommentar von eben nun doch etwas leid.

Das konnte ich ihm aber auch nicht verübeln, so reagierten fast alle, wenn ich von meiner Lieblingsärzteserie berichtete. „Guck mal, der jetzt heißt auch Lindner!", sagte ich ganz begeistert und begann schon zu erklären, was für ein interessanter Charakter er war. Jetzt lächelte Christian sogar auch etwas und erkundigte sich nach dem Liebesdrama mit einer anderen Ärztin, das ich kurz angerissen hatte.
Als wir fertig gegessen hatten, lehnten wir uns beide nach hinten und sahen uns an.

*Christians POV*

Ich konnte seine Freude an dieser Serie zwar nicht ganz teilen, aber es war schon irgendwie süß, wie wichtig ihm dieser deutsche Grey's Anatomy Abklatsch war. Wobei dieser Dr. Moreau auch ganz attraktiv war und es mir gefiel, dass ein anderer Arzt denselben Nachnamen wie ich hatte. "Schön, dass du da bist.", sagte Robert leise und sah dabei schnell zu Boden. In meinem Bauch flogen lauter kleine Privatjets, als er das so sagte. Ich streckte meine Hand vorsichtig nach seiner aus und drückte sie leicht als Antwort. "Ich weiß, dass hier nur meine internalisierte Homophobie aus mir spricht, aber ich wollte mich meiner Anziehung zu Männern eigentlich nie hingeben.", sagte er vorsichtig. "Und jetzt habe ich dir einen Strich durch die Rechnung gemacht, na sowas.", antwortete ich belustigt. So hätte ich ihn eigentlich nicht eingeschätzt, aber ich hatte bis zu meinem Outing mit ähnlichen Problemen zu kämpfen - nur lag das schon einige Jahre zurück. Außerdem wirkte er in der Hinsicht doch schon relativ reflektiert. "So war das nicht gemeint, Christian. Ich bin einfach sehr überwältigt von allem", er machte eine kurze Pause, "und vor allem von dir." Ich war mir nicht sicher, ob das jetzt ein Kompliment sein sollte oder nicht und sagte erstmal nichts dazu.

"Wovor hast du so große Angst?", fragte ich schließlich. "Davor, dass du mich verletzt. Und davor, dass wir uns erstmal vor der Öffentlichkeit verstecken müssten." Er schaute mittlerweile so traurig zu Boden, dass es mein gelbes Lindnerherz zerriss. Ich schloss ihn in meine Arme und versuchte ihn zu beruhigen: "Ich glaube von uns beiden bin ich eher derjenige, der verletzt werden wird und über den Rest müssen wir uns vorerst noch keine Gedanken machen." "Was meinst du damit?", fragte Robert jetzt unschuldig und suchte meinen Blickkontakt. "Naja, ich bin nicht erst seit gestern an dir interessiert. Ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten und wollte ein für allemal sehen, ob ich eine Chance bei dir hätte." Er sah mich jetzt mit großen, leuchtenden Bambiaugen an, was die Privatjets wieder wild in mir umherfliegen ließ. Nun sag doch endlich was, Robert! Ich starrte ihn erwartungsvoll an und wartete, dass er endlich reagierte.

"Christian" "Ja?" "Ich kann dir leider nichts versprechen. Ich möchte dich natürlich nicht verletzen, aber ich kann dir auch nicht sicher sagen, dass es nicht doch passiert." Ich nickte verständnisvoll, aber die Privatjets stürzten jetzt alle auf einmal ab und landeten schmerzvoll in meinem Herzen. Er war eben nicht schon monatelang heimlich in mich verliebt gewesen. Wäre ja auch zu schön gewesen. Beschämt rückte ich ein Stück von ihm weg und versuchte mich wieder auf diese blöde Arztserie zu konzentrieren. Zwischen uns herrschte jetzt eine unangenehme Spannung, die ich fast nicht aushielt. Es war schlimmer als auf einem Strommast, hier in seiner kleinen, aber eigentlich doch sehr gemütlichen Wohnung. So hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt. Bisher flogen immer alle sofort auf mich und meinen Körper ab, schließlich war ich doch Christian Lindner! Aber bei Robert musste ich ja tatsächlich richtig Arbeit in die Sache reinstecken. Eigentlich reizten mich solche dornigen Chancen ja, aber Robert machte es mir wirklich nicht leicht und ich wollte mich auch nicht unnötig von einem Mann verletzen lassen, der die Umwelt vor die Wirtschaft stellt. Wo kommen wir denn da hin!

Nach einigen Minuten Stille stand Robert auf. "Ich würde mich jetzt gerne umziehen, ich trage in meiner Freizeit eigentlich keine Hemden." Ich nickte nur und wartete, bis er in sein Schlafzimmer ging. Einen Blick wollte ich allerdings dann doch noch erhaschen. Also stand ich ebenfalls auf und stellte mich in seinen Türrahmen. So eine Gelegenheit würde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Robert stand gerade oberkörperfrei da und suchte ein T-Shirt in seinem Schrank. Ich musterte seinen Dad-Bod und hielt mich zurück, nicht zu sabbern. Robert war einfach genau mein Typ mit seinen dunkeln Haaren, den hellen Augen und dieser angenehmen Stimme. Und dazu dann noch sein Daddy-Körper, wie konnte ich da bloß widerstehen?

Der Fußboden knackte unter meinen Füßen, was ihn hochschrecken ließ. "Hey!", rief er lachend und warf mir sein rausgesuchtes Shirt gegen den Kopf. "Was, ist dir das etwa unangenehm?" Ich legte das Oberteil auf einer Kommode neben mir ab und ging auf Robert zu. Er drehte sich weiter zu mir und ging ebenfalls auf mich zu. Ich schluckte und wartete, dass er die letzten Schritte auf mich zumachte. Das war ja schlimmer, als die Spannung vor den Wahlergebnissen! Ehe ich mich versah, umschlangen seine Arme schon meinen Oberkörper, während wir unsere Lippen eng aufeinander pressten. Dafür, dass er eben in der Küche noch so schüchtern gewesen war, ging er jetzt doch ganz schön ran, was die Finanzspritze in meiner Hose schnell wachsen ließ. Robert spürte die Beule und ließ seine Hand vorsichtig darüber fahren, woraufhin ich laut aufstöhnte. Hoffentlich spannte er mich nicht noch viel länger auf die Folter.

Die ganzen Die jungen Ärzte Parts sind natürlich _keine_ Erfahrungen aus meinem eigenen Leben, die ich als begeisterte djÄ Zuschauerin selbst mache 🤪 Wobei ich glaube, dass Christian auch eine Schwäche für die Serie entwickeln könnte, wenn Robert ihn nur noch etwas länger damit nervt.
Im nächsten Kapitel gibt's dann endlich auch ein bisschen mehr sexy time, bisher hab ich euch ja noch etwas auf die Folter gespannt, so wie Robert es bei Christian tut 👀

Lindner meine Schmerzen (Christian Lindner x Robert Habeck)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt