11. An was denkst du?

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*Christians POV*

"Kommen Sie doch rein, Herr Habeck.", lallte ich ernst und ließ ihn eintreten. Robert war ganz und gar nicht begeistert und wirkte von meinem Zustand leicht genervt. "Gehst du so mit deinen Problemen um? Ich dachte, das sind nur dornige Chancen für dich." Normalerweise hätten wir darüber gelacht, aber Robert verzog keine Miene, als er das so sagte. "Ich geb dir gleich dornige Chancen.", nuschelte ich aufgebracht und ließ mich auf mein Ledersofa fallen. Robert suchte in der Zwischenzeit nach Brot und machte mir einen Espresso zum ausnüchtern. "Hier, damit du mal wieder klarkommst." Er setzte sich neben mich und ich lehnte mich an seine Schulter, während ich leise weinte und trotzig auf einem Stück Brot rumkaute. Es rührte mich, dass er überhaupt so schnell vorbeigekommen war und sich jetzt um mich kümmerte. Man merkte, dass er Vater von vier Kindern ist.

Robert hatte einen Arm um mich gelegt und seufzte. "Tut mir leid wegen vorhin. Mich hat die Situation einfach so überfordert. Lass uns einfach in der Öffentlichkeit erstmal so tun, als wären wir zwei gut befreundet, okay?" Der Satz traf mich schon wieder etwas, aber ich verstand seinen Standpunkt. Noch musste ja keiner von uns wissen. "Ich wollte dich wirklich nicht verletzen, Christian." "Das hast du aber schon längst.", sagte ich schniefend und setzte mich auf. Ich konnte langsam wieder etwas klarer denken und wischte mir die restlichen Tränen aus dem Gesicht. "An mir geht das auch nicht spurlos vorbei, weißt du?" Ich wurde hellhörig, als er das sagte und schaute ihn so aufmerksam an, wie es mir in meinem Zustand möglich war.

„Du bist dir schon seit Monaten sicher, dass du mich willst. Ich aber nicht. Versuch dich doch bitte in meine Lage hinein zu versetzen.", erklärte er. „Aha und das hat nicht einfach nur was damit zu tun, dass ich ein Mann bin?" Robert sah mich jetzt vorwurfsvoll an. „Du weißt doch was ich meine." „Ne, erklär's mir doch bitte.", stichelte ich weiter. Ich wollte es aus seinem Mund hören. Da sprach doch schon wieder seine ‚internalisierte Homophobie' aus ihm, wie er schon mal so schön erklärt hatte. Er druckste noch etwas herum, aber fand einfach nicht die richtigen Worte. Ich konnte mir sein Geschwafel nicht länger anhören und setzte dem Ganzen ein Ende, indem ich ihn küsste. Auf viel mehr als seine Lippen konnte ich mich sowieso gerade nicht fokussieren. Robert erwiderte den Kuss sofort und drehte sich mit seinem Körper weiter zu mir.

Etwas übermütig im Alkoholrausch zog ich ihm kurz darauf schon sein Shirt über den Kopf und drückte seinen Oberkörper auf die teure Couch. Eigentlich war ich sowieso etwas dominanter, aber so am Anfang wollte ich Robert noch nicht verschrecken oder irgendetwas machen, womit er sich nicht wohl fühlte. Ich verteilte nun hastig Küsse auf seinem Oberkörper und biss ihm leicht in einen Nippel, was ihn aufstöhnen ließ. "Gehen wir in mein Schlafzimmer.", schlug ich schließlich vor und zog ihn an der Hand zu mir hoch, um ihn zu meinem Bett zu führen. Wir zogen uns beide aus und machten wild rum, bis ich vor seiner Biogurke auf die Knie fiel. Ich küsste seine Schenkel, bis er mich anflehte, ihn nicht länger warten zu lassen. Ich hoffte, dass er mich jetzt nicht nur benutzte und ihm die Sache mit uns auch wichtig war. In meinem
Zustand konnte ich sowieso nicht anders, als über ihn herzufallen. Er stöhnte meinen Namen laut und zog leicht an meinen blonden Haaren und ließ sich auf mein Bett fallen, als wir fertig waren.
„Ich mag dich wirklich, Christian.", sagte Robert irgendwann leise, als wir eine Weile nur stumm so dalagen.

*Roberts POV*

Christian lächelte mich verträumt an, als ich das so sagte. Kaum zu glauben, aber er machte mich einfach verrückt. Mir wurde bewusst, dass ich ihn insgeheim schon eine Weile etwas mochte, aber ich hatte den Gefühlen bisher nie genug Aufmerksamkeit geschenkt. Mich ihm jetzt aber doch hingeben zu können, fühlte sich gerade genau richtig an. Der Gedanke daran, mit Christian Lindner zu schlafen, wäre mir vor einer Woche noch so absurd vorgekommen, aber jetzt schien es alles so selbstverständlich. "An was denkst du?", unterbrach er meine Gedanken. "Du hast voll die Fahne.", lachte ich, woraufhin er mir seinen Ellenbogen neckend in die Seite stieß. Mit ihm fühlte sich alles gerade einfach so leicht an, so leicht, wie schon lange nicht mehr. Wir redeten noch stundenlang und lagen einfach so da, bis wir irgendwann spät nachts Arm in Arm einschliefen.

Am nächsten Morgen fuhren wir wieder gemeinsam zur Arbeit. Wir hielten noch kurz bei mir, damit ich mich umziehen konnte. An diese Fahrgemeinschaft in Christians Porsche könnte ich mich wirklich gewöhnen, aber ich würde natürlich nie zugeben, dass ich dort lieber mitfuhr, als mein gutes altes Fahrrad oder den BVG zu nutzen. Annalena strahlte uns an, als sie uns vor dem Eingang über den Weg lief. "Keine Sorge, sie weiß Bescheid.", sagte ich leise, bevor sie vor uns stand. "Guten Morgen!", sagte sie lächelnd, wie ein Honigkuchenpferd. "Sind Sie bereit für ihre große Rede heute?" Er bejahte, allerdings machte er eher den Eindruck, das komplett vergessen zu haben. Zugeben würde er das allerdings natürlich nie. Christian verabschiedete sich zeitnah, da er offensichtlich noch etwas über seinen Vortrag nachdenken musste. Annalena und ich lachten beide, als er stürmisch in sein Büro hetzte. Ich sah ihm noch lange nach und lächelte verträumt. „Deiner Laune nach zu urteilen habt ihr gestern noch geredet?", fragte sie neugierig. Ich nickte und erzählte ihr freudestrahlend von unserer letzten Nacht. „Ich hab dir doch gesagt, dass er es ernst mit dir meint. Ach, ich freu mich so für euch Robert!" Gemeinsam gingen wir zu unseren Büros, bevor sie mich noch einmal euphorisch umarmte und mir noch einen letzten Satz sagte: „Ich bin immer für dich da, wenn du mal eine gute Freundin brauchst. Genieß diese Anfangsphase mit ihm einfach so lange, wie möglich." Ich bedankte mich glücklich bei ihr und ging meiner Arbeit nach.

Etwas aufgeregt machte ich mich auf den Weg zu der Versammlung, auf der Christian seine Anregungen präsentieren würde. Unsere Blicke trafen sich, was uns beiden jeweils ein leichtes Lächeln entlockte. Was machte dieser eigentlich so oberflächliche Liberale bloß mit mir! Wenige Minuten bevor er beginnen sollte, schrieb ich ihm noch eine Nachricht:

Ich würde das von letzter Nacht gerne gleich in meinem Büro wiederholen. Denk bei deiner Rede an mich 😉

Ich konnte ihm zusehen, wie ihn die Nachricht offensichtlich aus der Fassung brachte, was mich leicht zum Lachen brachte. Christian funkelte mich zuerst böse an aber lächelte dann ebenfalls. Sein Kopf lief etwas rot an und er fuhr sich mit einer Hand nervös durch die Haare, während er vom einen Fuß auf den anderen wippte. Als er begann in das Mikrofon vor ihm zu sprechen, stammelte er die ersten Sätze noch etwas unbeholfen vor sich hin. Es dauerte noch ein paar Sätze, bis er sich schließlich doch wieder fangen konnte und sein liberales Gedöns präsentierte.

Ihr glaubt nicht, wie irritiert die Menschen in meinem links-grünen Umfeld sind, wenn ich erzähle, dass ich ne Fanfic über Christian Lindner schreibe & wie deutlich ich jedes mal erklären muss, dass ich nicht plötzlich zur FDP-Wählerin geworden bin. Ich kann's mir ja selbst nicht erklären 🥲 Das erklärt meine mental health glaub ich ganz gut

Lindner meine Schmerzen (Christian Lindner x Robert Habeck)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt