3. Innere Konflikte

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*Roberts POV*

Als sich unsere Hände berührten, vergaß ich alles um uns herum. Meine Finger kribbelten und in meiner Brust breitete sich ein warmes Gefühl aus, als er mich so mit seinen funkelnden hellblauen Augen ansah. Unsere Köpfe waren jetzt auf derselben Höhe und so nah aneinander, wie noch nie. Ich konnte sehen, wie Christians Wangen leicht erröteten. Stand er vielleicht auf mich? Das erklärte gerade zumindest einiges. So eigenartig hatte er sich vorher nie in meiner Gegenwart benommen, auch wenn er als Christian Lindner eh schon speziell war.
Mein Blick wanderte schneller, als ich Lindner sagen konnte, zu seinen Lippen. Sie hatten einen schönen Pink-Ton und sahen sehr weich aus. Man, Robert! riss ich mich selbst aus den Gedanken. Es war definitiv ein Fehler gewesen, hierher zu kommen. Ich wollte doch nichts von Christian. Oder etwa doch? So sicher war ich mir da leider doch nicht mehr.
Christian kniete noch immer vor mir und musterte mich. Mach irgendwas Robert! ermahnte ich mich und riss mich schließlich aus meiner Schockstarre. Christian räusperte sich und wischte schnell das restliche Bier vom Tisch auf. Ich atmete etwas erleichtert auf. Mein Gegenüber warf mir dabei einen vorsichtigen Blick aus den Augenwinkeln zu.

*Christians POV*

Scheiße, ich hätte was machen sollen! schimpfte ich gedanklich mit mir und brachte schnell das vollgesogene Zewa in die Küche. Robert folgte mir: „Vielleicht sollte ich jetzt auch besser wieder gehen." Ich schaute verlegen zu ihm herüber. Na toll, Christian. Jetzt hast du's versaut.
„Klar, wie du möchtest", sagte ich leise. Robert stand gerade vor meinem Küchentisch und hatte die Arme verschränkt. Gott, wie gern würde ich ihn dort nackt auf dem Tisch liegen sehen. Ich versuchte mir den Gedanken wieder aus dem Kopf zu schlagen und ging einen Schritt auf ihn zu. Robert machte einen Schritt zurück und lehnte jetzt auf dem Tisch. „Ich kann dich gerne noch nach Hause bringen.", sagte ich leise, während ich den Abstand langsam weiter zwischen uns verringerte, ohne dabei seinem Blick auszuweichen. Robert wirkte leicht aus der Fassung gebracht und nahm mein Angebot dankend an. „Trinken wir noch unser Bier aus?", fragte ich unschuldig. „Wenn du mich durchlässt.", antwortete er schmunzelnd und stützte die Hände neben sich ab. „Klar", meinte ich, ohne mich dabei auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Robert atmete lange aus, er hatte sichtlich mit sich zu kämpfen. Zumindest hoffte ich das - verübeln könnte ich es ihm aber auch nicht, bei meinem schönen Anblick.

Ich ließ schließlich von ihm ab und trottete zurück zum Sofa. Fiebrig überlegte ich, wie ich den Abend mit Robert doch noch etwas retten konnte. Doch bevor ich etwas sagen konnte, begann er schon zu erzählen: "Tut mir Leid, die Trennung von meiner Frau sitzt noch tief und ich tue mich noch etwas schwer damit, wieder neue soziale Kontakte aufzubauen." Ich lächelte beschwichtigend. Mit dem Thema hatte ich direkt Blut geleckt. "Nein, mir tut es Leid! Mir ging es nach der Trennung von Franca auch sehr schlecht, aber bessere Zeiten kommen immer. Schließlich sind Probleme ja auch nur-" "dornige Chancen.", beendete Robert schmunzelnd den Satz. "Danke für dein Verständnis, Christian. Wir können sonst auch gerne noch eine Serie gucken, "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte" zum Beispiel." Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Robert Habeck guckte Die jungen Ärzte?! Ich dachte immer, sowas guckt niemand unironisch. "War auch nur ein Vorschlag", fügte er noch kleinlaut hinzu, während ich durch die Sender zappte und bei irgendwas halbwegs Normalem stoppte. Eigentlich wollte ich Robert ja näher kennenlernen, aber bei etwas Fernsehen konnten wir uns ja theoretisch auch näher kommen. Ich kündigte an, noch ein paar Snacks aus der Küche zu holen, allerdings war das nur ein Vorwand dafür, mich gleich möglichst unauffällig näher neben ihn setzen zu können.

Gesagt, getan. Unsere Beine berührten sich jetzt etwas. Keiner von uns zog zurück, was mir ein kribbelndes Siegesgefühl gab. Das war noch schöner, als das Gaspedal in meinem Porsche durchzudrücken! "Weißt du, Robert... Ich möchte dir hier keineswegs zu Nahe treten oder sowas.", begann ich. "Aber ich habe eine sehr gute Menschenkenntnis. Und ich möchte dir sagen, dass ich die ersten 25 Jahre meines Lebens auch geleugnet habe, dass ich neben Frauen auch auf Männer stehe." Robert sah mich völlig perplex an. Ups, das war dann doch ne linke Überholspur zu viel, aber jetzt ist es eh zu spät. Er zögerte einige Momente und seufzte dann. "Ich wollte es nie wahr haben, Christian. Seit meine Ehe gescheitert ist...", er suchte nach den besten Worten, bevor er weitersprach. "Weiß ich nicht mehr richtig wer ich bin. So als Single im mittleren Alter. Und diese ewige Frage danach, ob ich stattdessen nicht endlich mal zu mir selbst stehen sollte und auch mal einen Mann daten sollte..." Er brach ab und hielt sich die Hände vors Gesicht, um seine Tränen zu verdecken. Ich umschloss seinen Oberkörper fest mit meinen Armen und streichelte über seinen Rücken. "Du brauchst dich für nichts schämen, Robert. Du bist gut so wie du bist!"

*Roberts POV*

Ich war völlig überwältigt. Eigentlich wollte ich mit niemanden darüber sprechen, aber es tat gut, es endlich einmal laut ausgesprochen zu haben. Christian konnte anscheinend doch richtig nett und einfühlsam sein, so hatte ich ihn zumindest noch nie erlebt. Seine Umarmung tat unglaublich gut und seine Wärme und sein Parfum gaben mir ein Stück Geborgenheit. Als ich mir die Tränen wieder weggewischt hatte, schaute ich zu ihm auf. Christian lächelte verträumt und schaute mich ebenfalls an. Mit seiner Hand strich er mir ein paar Haarsträhnen von der Stirn, bevor er sich mit seinem Gesicht immer weiter näherte. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust! In meinem Kopf rasten die Gedanken, doch inmitten von allen stach einer ganz besonders heraus: Bitte küsst er mich jetzt. Ein paar Sekunden vergingen, bis genau das passierte. Seine zarten Lippen berührten meine kaum und warteten auf eine Reaktion meinerseits.

Hallo ihr lieben!! Christian geht ja jetzt doch ganz schön ran 👀 Wäre ich er, könnte ich da aber natürlich auch nicht widerstehen. Und andersrum natürlich genauso 😌❤️‍🔥

Lindner meine Schmerzen (Christian Lindner x Robert Habeck)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt