*Roberts POV*
Christians Augen hatten dieselbe Farbe wie der strahlende Himmel über uns und seine Veneerlächeln blitzte in dem Sonnenlicht. Er griff nach meinem Gesicht und zog es an seins, um mich zu küssen. Wir lagen wie zwei frisch verliebte Teenager so an dem Strand und machten zärtlich rum. Nach einer halben Ewigkeit ließen wir dann doch wieder voneinander ab. „Ich fühle mich gerade so frei, wie schon lange nicht mehr.", gab ich lächelnd zu. Christian stimmte mir zu und strich mir mit seinem Daumen über meine Wange.
Wir lagen noch etwas im Sand, bis ich vorschlug, mit den Füßen ins Wasser zu gehen. Bevor wir im nassen Sand ankamen, griff ich mir Christians Beine und hob ihn hoch. Wir lachten herzlich, wobei ich dann doch einige Zentimeter im Wasser das Gleichgewicht verlor und mit ihm auf dem Arm hinfiel. Christian sah aus wie ein begossener Pudel und schubste mir lachend mit seinen Händen das salzige Wasser entgegen. Wir alberten noch ein wenig so herum und gingen dann zurück zu unserer Decke, um nicht ganz so viel Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Wir aßen das Lunchpaket schweigend, während die Sonne langsam am Horizont unterging und den Himmel pink-orange färbte. Als ich zu dem Jüngeren schaute, sah ich, wie gerade eine glitzernde Träne aus seinem Auge rann. Behutsam legte ich meine Hand auf seinen Rücken. Christian fühlte sich ertappt und wischte sich die Träne schnell mit dem Handrücken weg. „Was hast du?", fragte ich vorsichtig. „Ach nichts, ich hab das 9€ Ticket nur noch nicht gut genug genutzt." Als er das sagte, mussten wir beide lachen. „Spaß, das 9€ Ticket finde ich sowieso nicht fair, das weißt du ja." „Du kannst mir in der Hinsicht eh keinen Scheiß erzählen. Wo drückt der Schuh, Bambi?" Er seufzte. „Als ich klein war haben wir hier manchmal Urlaub gemacht, meine Eltern und ich. Bevor sie sich haben scheiden lassen." Christian blickte traurig auf seine Beine. Ich strich ihm nun sanft über den Rücken und hörte aufmerksam zu.
„Eigentlich komme ich längst klar mit der Scheidung, aber ich habe so schöne Erinnerungen an diesen Ort und wusste bei unserem letzten gemeinsamen Urlaub hierher ja nicht, dass es tatsächlich der Letzte sein würde." Er malte mit einem Finger traurig den Bundestagsadler in den Sand. „Mein Vater ist irgendwann einfach abgehauen. Warum hat er mir nie gesagt, bis heute nicht." Mein grünes Herz zerriss gerade in tausend im Wind verwehende Blätter. Christians Augen sahen traurig aus, als er so weitersprach und mich kurz ansah. „Ich konnte ihn glaube ich nie richtig stolz machen. Nicht mal jetzt, wo ich Parteivorsitzender bin und mein Ministerium habe!" Ich nahm ihn fest in den Arm und sprach ihm gut zu. Daher kam anscheinend sein praise kink - den Gedanken behielt ich allerdings für mich. „Komm, lass uns langsam fahren. Es wird schon dunkel.", schlug ich vor. Wir packten unsere sieben Sachen und fuhren schließlich wieder. Auf dem Rückweg ließ Christian meine Hand keine Sekunde los, während wir ab und zu schief bei seiner Autoplaylist mitsangen.
Zu Hause angekommen bestellten wir uns Sushi, weil das etwas war, was Christian an seine schönsten Tage aus seinem wohlhabenden Erwachsenenleben erinnerte anstatt an seine Kindheit. Wir entschieden uns dazu Heartstopper anzufangen, weil das laut Annalena so eine schöne feel good Serie war (das musste sein, ich liebe die Serie einfach). So ließen wir das Wochenende ausklingen und tankten die Energie, die wir für die kommende Arbeitswoche brauchten. „Nie gab es mehr zu tun", sagte Christian ja auch immer, was irgendwie auch stimmte.
Nach einer eher schleppenden Arbeitswoche stand auch schon Olafs Sommerfest bevor.
*Christians POV*
„Komm jetzt, Robert, sonst sind wir noch zu spät!" „Jaja", nuschelte er in seinen Kleiderschrank hinein und zog sich das 5. Mal um. „Vergiss nicht, dass wir Annalena noch abholen müssen." Als ich das aussprach, hetzte der Grüne endlich zu mir und gab mir einen schnellen Kuss. Er strahlte mich jetzt mit seinem schiefen Lächeln an und rückte sich sein T-Shirt zurecht. „Mit der Farbe sieht man meine Schweißflecken nicht so!", erklärte er. „Danke für die Info?", entgegnete ich irritiert lachend. Obwohl er einfach nur ein dunkelblaues Shirt an hatte, sah er unglaublich gut aus, was mir schon wieder heißere Gedanken machte, als Lindas Leder ist, wenn sie lange in der Sonne stand. Er erkannte meinen Blick sofort und lachte. „Wir haben keine Zeit mehr dafür, das weißt du selber!" Ich verdrehte die Augen und ließ ihn vor mir zur Tür gehen. Gucken darf man ja wohl noch!
„Na, ihr Turteltäubchen??", begrüßte Annalena uns freudestrahlend mit zwei riesigen Schüsseln Nudelsalat in den Armen. „Hey, Anna!", begrüßte Robert sie aufgeregt. Er freute sich schon seit zwei Wochen auf diesen Tag, warum wusste ich aber auch nicht so recht. „Hoffentlich machen meine Parteileute keine dummen Kommentare, wenn ich mit zwei Grünen da auftauche.", überlegte ich laut. „Quatsch, das ist doch eine Fahrgemeinschaft hier! Schon vergessen?" Annalena beugte sich jetzt zu uns nach vorne, als sie das so sagte. Ich schwitzte vor Nervosität leicht. Hoffentlich würde das heute alles gut gehen, irgendwie war mir jetzt doch komisch bei der Sache. Als ich parkte, kam uns Volker auch schon entgegen. Er sah mich etwas irritiert an, als er uns zuwinkte, ging dann aber unbeirrt auf die große Wiese, auf der Scholz alles hatte herrichten lassen. Volker kannte unsere „Fahrgemeinschaft" schon und hatte mich bisher ohne große Nachfragen einfach machen lassen - besser so.
Wir schlenderten zu dem Tisch, auf dem das Buffet für alle hergerichtet waren, damit Annalena ihren Nudelsalat dort abstellen konnte. Robert legte die Baguettes dazu, die wir mitgebracht hatten. Ich atmete tief durch und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Ja hallo!!!", rief Alice auch schon und winkte uns fröhlich zu. Robert verdrehte die Augen. „Die denkt doch nicht, dass wir jetzt befreundet sind oder sowas oder?!" Ich wollte noch etwas sagen, da war die Rechte auch schon da. Sie versuchte sich an etwas Smalltalk und wanderte dann mit dem Blick über die grüne Wiese. „Da ist Wagenknecht.", kommentierte ich neckend. Sie schluckte und richtete ihre Perlenkette mit einem nervösen Lächeln auf den Lippen. „Oh ja, da geh ich glaube ich direkt mal hallo sagen. Sie hat mir gestern noch geschrieben und gefragt ob ich heute auch da bin." So schnell wie sie gekommen war, ging sie jetzt auch schon schnellen Schrittes zu der Ungeimpften.
Robert hielt sich dicht bei mir, Annalena war inzwischen schon einige Meter weiter tief in ein Gespräch mit Claudia Roth verwickelt. Eine halbe Stunde später eröffnete Scholz auch schon das Buffet mit einer verkrampft emotionalen Rede, die für alle eher unangenehm mit anzuhören war. Endlich erlöst von seinem Gewäsch nahmen wir uns Teller und füllten uns etwas auf. Der Nachmittag verstrich ziemlich schnell und Robert und ich liefen uns immer wieder über den Weg. Als die meisten schon gegangen waren, bildete sich eine kleine Runde an einem der Tische. Im dunklen Kerzenschein saßen wir mit Annalena, Alice, Sahra, Volker und Olaf zusammen auf den klapprigen Bänken. Robert saß dicht neben mir und berührte mein Bein mit seinem unter dem Tisch. Wir hatten alle schon ein bisschen getrunken, als Alice vorschlug, 'Ich hab noch nie' zu spielen. Auch das noch!
"Wir sind doch keine 16 mehr.", stichelte Sahra, doch Alice ließ sich nicht davon beirren und stellte eine neue Flasche Berliner Luft auf den Tisch. Scholz musste anfangen und begann mit irgendeiner komischen Boomer Frage, bei der niemand trinken konnte. "Das ist ja langweilig so! Ich hab was besseres: Ich hab noch nie jemanden vom gleichen Geschlecht geküsst.", machte Alice weiter. Robert zögerte, doch auch er nahm neben mir, Alice und Sahra einen Schluck. Auch Annalena trank zu meiner Überraschung. Er wurde sichtlich nervös und klammerte sich unter dem Tisch jetzt mit einer Hand an mein Bein. Allerdings blieb sein Trinken von Olaf und Volker unkommentiert. Als Volker als nächstes an der Reihe war, kniff er nachdenklich die Augen zusammen und sprach dann seinen Satz aus: "Ich hab noch nie was mit jemanden aus einer anderen Partei gehabt." Er sah prüfend und fragend in die Runde. Robert atmete auffällig laut aus. Sahra hatte die Augen auch etwas aufgerissen. Zwischen uns und Weidelknecht stockte die Luft.
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Lindner meine Schmerzen (Christian Lindner x Robert Habeck)
FanfictionChristian Lindner ist nun schon eine Weile in Robert Habeck verliebt. Ein paar Monate nach Roberts Scheidung sieht der Liberale einen funken Hoffnung zwischen den beiden und ergreift die Initiative. Kann Robert über seinen Schatten springen und sich...