33. Unerwarteter Besuch

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*Rückblick Christians POV*

Ich konnte nicht anders, als dabei zuzusehen, wie die sprudelnde Flüssigkeit durch seinen Hals lief und sein Kehlkopf sich beim Schlucken leicht bewegte. Jetzt reiß dich mal zusammen! ermahnte ich mich selbst und griff schnell nach der Wasserflasche, um mir das Etikett durchzulesen. „Sie haben's eben ja schon wieder drauf angelegt. Finden Sie es produktiv, so unseriös zu werden?", fragte er genervt. Ich wich seinem ernsten Blick aus, da mich seine Augen total nervös machten. Sie hatten einen stechenden Blauton - meine Lieblingsaugenfarbe. „Ähm, das hab ich ja alles nur so gesagt, also diese Kommentare über Sie.", versuchte ich mich rauszureden. „Ach ja? Das klang eben aber anders." Fieberhaft überlegte ich, wie ich jetzt die Stimmung noch rumreißen konnte. „Ich fand Ihre Argumente aber sehr interessant. Eigentlich diskutiere ich sehr gerne mit Ihnen." Er lachte jetzt leicht, allerdings wusste ich nicht, ob das gut oder schlecht war. „Was trinken Sie da eigentlich?", wechselte ich schnell das Thema. „Rhabarberschorle, möchten Sie probieren?" Er reichte mir die Flasche. Als ich nach dieser griff, berührten sich unsere Finger leicht. Meine ganze Hand kribbelte und unsere Blicke trafen sich in Sekundenschnelle. Ob er sich gerade ähnlich fühlte?

„Schmeckt ganz gut.", kommentierte ich halbherzig. Ich hatte mich fast verschluckt vor lauter Nervosität und dieses pinke Gebräu war viel saurer als erwartet. Er nickte nur zufrieden und nahm sich seine Flasche wieder. Wieso zum heiligen Markt entfachte Habeck plötzlich so ein riesiges Feuer in mir?! Da stimmte doch was nicht. Nervös trank ich einen großen Schluck Wasser hinterher, um den Geschmack der Rhabarberschorle loszuwerden. Jetzt passierte es doch - ich verschluckte mich und hustete prustend. Dabei kleckerte ein wenig Wasser auf mein Hemd. „Oh, ist alles okay? Hier, zum Abtrocknen." Bevor ich etwas sagen konnte, tupfte er mit einem Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche auch schon vorsichtig das Wasser von meinem maßgeschneiderten Anzug. Das musste jetzt aber wirklich nicht sein. Er trat einen Schritt näher zu mir und runzelte die Stirn konzentriert. Mein Herz raste jetzt und ich hielt kurz die Luft an, um nicht zu schnell für ihn spürbar zu atmen. Er müsste bei der Entfernung ganz deutlich mein Gucciparfum riechen können und ich war etwas enttäuscht, dass er keinen Duft drauf hatte. Moment mal, wieso wollte ich denn überhaupt wissen, ob er gut riecht?!

„So, das sollte reichen.", kommentierte er und sah mir in die Augen. Als er mich so fixierte, explodierte meine Brust fast vor lauter rasanter Privatjets. Was machte dieser Grüne hier grad bloß mit mir? Zwar fand ich ihn ja schon immer objektiv betrachtet attraktiv, mehr aber nicht. „Herr Lindner? Hallo??", fragte er plötzlich genervt. „Hä was?", antwortete ich irritiert. „Ich habe gefragt, ob Sie jetzt auch langsam nach Hause fahren." „Achso, ja. Ich hole meine Freundin Franca gleich noch von ihrem Mädelsabend ab. Sie wissen ja, die Weiber.", witzelte ich und zwinkerte, allerdings sah Robert gar nicht amüsiert aus. „Wenn Sie meinen." Er öffnete den Mund, als wollte er noch etwas sagen, allerdings schloß er ihn dann doch wieder. „War noch irgendwas?", hakte ich nervös nach und zupfte an meinem Hemdkragen. Ganz schön warm und stickig hier drin. „Nene, hat sich erledigt. Man sieht sich!", erwiderte er und drehte sich schon von mir weg, um in Windeseile loszustürmen. Was er wohl eigentlich sagen wollte? Und was hatte ich vielleicht gesagt, das ihn jetzt davon abhielt? Irritiert blieb ich noch einige Minuten wie angewurzelt stehen, bis mich mein Handyklingeln aus den Gedanken riss. "Hallo Christian mein Schatz, bist du durch? Ich würde bald gerne nach Hause." "Äh ja, ich fahre jetzt los." "Ist alles okay? War die Diskussion mit dem Grünen heute so hitzig?" Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als sie das so fragte. Hoffentlich würde sie nichts merken. "Das können wir uns ja im Fernsehen noch angucken. Bis gleich... Ich liebe dich." Ich legte auf, ohne auf ihre Antwort zu warten und düste schnell los.

*Rückblick Ende*

Robert musterte mich eine Weile. "Ich hab den Abend ganz anders in Erinnerung." "Das hab ich mir gedacht, da warst du aber doch auch sowieso noch mit Andrea zusammen." "Andrea hin oder her, an dem Abend hast du mich echt zur Weißglut gebracht." Ich nickte, mir war das sowieso schon klar gewesen. "Naja, du hast dich trotzdem in mich verliebt. Es hat ein bisschen gebraucht, aber ich hab dich doch noch rumgekriegt!", scherzte ich, woraufhin er mir lächelnd einen leichten Seitenhieb gab. "Was denn, ich hab recht." "Jaja, klar.", meinte er schmunzelnd und küsste meine Wange. "Was wolltest du damals eigentlich sagen, bevor du gegangen bist?" Er überlegte kurz. "Eigentlich wollte ich wissen, ob du mich ein Stück mitnehmen könntest, damit ich nicht mit der Straßenbahn fahren muss. Aber dein Kommentar war so dämlich und du wolltest ja eh nicht direkt nach Hause." "Oh.. okay.", meinte ich enttäuscht. Das war ja eine ziemliche verpasste (dornige) Chance, aber unsere Zeit war damals ja sowieso noch nicht reif gewesen.

*Roberts POV*

Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er mich schon seit Anne Will mochte. Das änderte nochmal einiges und erklärte, wieso er mich auf der Arbeit danach so oft angestarrt hatte. Ich glaubte immer, er fand mich anstrengend und hätte nicht gedacht, dass er mich eigentlich nur angeschmachtet hatte. Der Gedanke ließ kleine Grashüpfer kribbelnd in mir springen, so wurde ich schon lange nicht mehr umworben. Christian sah jetzt auf sein iPhone 13 Pro Max. "Oh, schon so spät.", kommentierte ich die Uhrzeit. Es war bereits nach Mitternacht. Christian antwortete nicht und runzelte nur nachdenklich die Stirn, während er eine Benachrichtigung las. "Ist was? Hat Spahn geschrieben?" Er schüttelte den Kopf. "Franca." Hä? Was wollte die denn jetzt? "Und was schreibt sie?" "Ähm, sie will mich sehen. Noch heute, also jetzt gleich." "Was??" "Guck, das hat sie geschrieben. Auch schon vor 15 Minuten."

Hallo Christian, ich habe nachgedacht. Seit wir uns gesehen haben, bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich muss nochmal mit dir reden und fahre jetzt zu dir. Bis gleich, deine Francamaus 🐭

Nur wenige Sekunden nachdem ich die Nachricht gelesen hatte, klingelte es schon an der Tür, sodass ich gar nicht realisieren konnte, dass Christian sie früher anscheinend Francamaus genannt hatte. Wieso wohnte die denn bitte so nah bei ihm?! "Schnell, geh in meinen begehbaren Kleiderschrank!" "Was?!" "Mach einfach!", wies er mir leicht panisch an und schob mich in die Richtung, nachdem wir hektisch aufgesprungen waren. Während ich die Tür hinter mir zuzog, öffnete er schon die Tür. Franca brauchte einen Moment bis sie schließlich oben angekommen war. Ich sperrte die Lauscher auf und versuchte leise und ruhig zu atmen.

*Christians POV*

"Hallo Christian!", sagte sie mit einem komischen aufgesetzten Lächeln, das aussah wie fürs Fernsehen. Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. "Hey, was machst du denn hier um die Uhrzeit?" Ohne sie reingebeten zu haben, ging sie einfach in meine Wohnung. Auf meinem Marmourcouchtisch standen zwei Gläser, aus denen Robert und ich vorhin getrunken hatten. "Oh, hast du gerade Besuch? Stör ich?" "Kann man so sagen." Ich guckte verlegen auf den Boden und wartete darauf, dass sie irgendwas machte oder sagte. "Deine Neue? Oder Neuer?" "Das ist privat, Franca." Sie schmollte jetzt leicht. Damit hatte sie anscheinend nicht gerechnet. "Weiß dein Freund, dass du hier bist?" Sie schüttelte heftig den Kopf. "Wir haben uns gestritten." "Verstehe. Und dann gehst du direkt zu deinem Ex, mit dem du nicht mal mehr befreundet bist?" Sie lächelte unschuldig und nickte. Wie wurde ich die denn jetzt wieder los? "Wo ist dein Besuch denn?", fragte sie neugierig und ging in mein Schlafzimmer, bevor ich sie aufhalten konnte. Was war denn in sie gefahren?! Auf dem Boden lagen noch unsere Klamotten, sehr offensichtlich auch unsere Unterhosen. Als sie das sah, riss sie die Augen auf. "Oh, ich störe wohl wirklich gerade." "Ach was.", entgegnete ich schnippisch. "Also, worüber wolltest du reden?" "Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt noch so angebracht ist.", gab sie zu. Ich nickte. Das war es wirklich nicht, was auch immer sie wollte - ich konnte es mir sowieso schon denken.

Franca, wenn du das hier gelesen hast: no you didn't❤️

Lindner meine Schmerzen (Christian Lindner x Robert Habeck)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt