16. Auf Jagd nach Frischfleisch

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*Christians POV*

Das Jagen war richtig befreiend, einfach mal wild auf Tiere schießen und ein richtiger Mann 🥩🪵🪓 sein. Das war meine Definition von Entspannung und me-time. Als ich ein paar Stunden im Wald verbracht hatte, trieb mich der Hunger schließlich in ein nahegelegenes Hofbräuhaus, in dem ich schon öfter nach dem Jagen gewesen war. Hier gab es zum Glück Schnitzel mit richtigem Fleisch, nicht dieser Veggie-Kram von Robert, auch wenn mir das Essen bei ihm zugegebenermaßen bisher immer sehr geschmeckt hatte. Bevor ich eintrat, lief mir Franca plötzlich über den Weg. Was machte die denn jetzt hier?! Unsere Trennung war eher unschön gewesen, da ich mich schon etwas wie ein Arsch benommen hatte, als ich mich von ihr trennte. Ich konnte sie aber schon verstehen, an ihrer Stelle wäre ich auch traurig gewesen, so eine geile Sau wie mich zu verlieren. Die Trennung lag jetzt allerdings schon ein Dreivierteljahr zurück. Seitdem hatten wir uns nur noch ein paar Mal kurz nach dem Aus gesehen, um uns gegenseitig unsere restlichen Sachen zurückzugeben, die wir noch bei uns jeweils zu Hause hatten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon Gefühle für Robert entwickelt, allerdings war es anfangs nur ein belangloser Crush, von dem ich hoffte, dass er bald wieder weg sein würde. Pustekuchen.

"Hallo Christian. Ich sehe, du warst jagen?", begrüßte sie mich lächelnd. Früher hatte sie mich manchmal begleitet - sie fand es immer besonders geil und männlich, mich mit der Waffe in den Händen zu sehen. Ich berichtete von meinem Tag und sie schlug vor, doch etwas zusammen zu essen. "Klar, warum nicht.", entschied ich mich spontan. Es wäre bestimmt ganz nett, mal wieder etwas mit ihr zu plaudern und ich prahlte ja immer gerne mit meinen neuesten Erfolgen und Errungenschaften. So saßen wir an einem etwas zu kleinen Tisch für zwei und schnabulierten jeder ein riesiges Schnitzel mit Pommes. Sie wirkte sehr zufrieden und erzählte mir von ihrem neuen Freund, den sie auf der Arbeit kennengelernte hatte.

"Oh oh", sagte sie plötzlich und lehnte sich dabei ein Stück zu mir nach vorne. Ich lehnte mich ebenfalls über den Tisch, da sie jetzt flüsterte: "Hier sind gerade Paparazzi reingekommen." Sie machte noch einen schnippischen Kommentar dazu, der uns beide zum Lachen brachte. In diesem Moment blitzte es auch schon neben uns auf. Auch das noch. Wir wimmelten die Fotografen ab und verließen das Restaurant zeitnah. "War schön, dich mal wiederzusehen.", sagte ich aufrichtig und umarmte sie zum Abschied. Da wurde schon das nächste Foto geschossen. "Ich hab gesagt, Sie sollen sich verpissen!", meckerte ich jetzt. Allerdings waren die Fotos jetzt ja eh schon im Kasten. Wir stiegen beide in unsere Autos ein und fuhren nacheinander weg. Ich wollte bloß nach Hause und meine Ruhe haben. Normalerweise wurde ich gerne fotografiert, allerdings ungern hier und jetzt in meiner Jagdkleidung und mit meiner Ex. Normalerweise zeige ich meine ganz private Seite auch generell nicht so sehr in der Öffentlichkeit und präsentiere mich lieber in meinen schönen Anzügen.
Lindas Motor heulte laut auf, als ich in Richtung zu Hause fuhr und ich entspannte mich wieder, als ich in der geschlossenen Ortschaft ein paar der Geringverdiener in ihren Schrottautos überholen konnte und etwas Taylor Swift (natürlich nur Taylor's Version) durch meine Lautsprecher dröhnte.

Bevor ich abends ins Bett ging, schrieb ich Robert noch eine Nachricht:

Ich hatte heute einen schönen Tag in der Natur und konnte ein bisschen Zeit für mich genießen. Wie war dein Tag? Viel Spaß noch in Flensburg! Dein 🆑💛

Robert antwortete nicht, allerdings wusste ich auch, dass er wahrscheinlich noch auf dem Geburtstag seines Sohnes war und wartete deshalb nicht auf eine Antwort. Zufrieden und erholt legte ich mich in mein riesiges Bett und stellte mir glücklich vor, wie es wäre, wenn Robert jetzt hier neben mir läge.

*Roberts POV*

Auch wenn die letzte Nacht so unangenehm war, war ich jetzt doch froh, wieder wie in alten Zeiten mit meinen Kindern am Frühstückstisch zu sitzen. Ich hatte für den heutigen Tag geplant ein wenig an meinen Lieblingsorten meiner Heimat entlang zu schlendern, bis ich mit meinen Söhnen abends zusammen essen gehen würde. Vorher fuhr ich allerdings noch in mein Hotel, um mich umziehen und frisch machen zu können. Bevor ich mich dann tatsächlich auf den Weg machte, las ich noch die tagesaktuellen Nachrichten und überlegte, was ich Christian am besten auf seine gestrige Nachricht antworten könnte. Eigentlich hielt ich nicht viel von der BILD, allerdings hielt ich es doch für nötig, ab und zu abzuchecken, was dort berichtet wurde - so wie heute. Als ich ein bisschen scrollte, traf es mich bei einer Schlagzeile wie ein Starkstromschlag.

Was ist denn hier los?? Das konnte doch nicht Christians ernst sein?! Ich öffnete schnell unseren Chat und las noch einmal seine Nachricht

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Was ist denn hier los?? Das konnte doch nicht Christians ernst sein?! Ich öffnete schnell unseren Chat und las noch einmal seine Nachricht. Da stand nur was davon, dass er den Tag alleine verbracht hatte. In meinem Herzen bildete sich in sekundenschnelle ein tiefes Ozonloch und mein Magen fühlte sich so schwer an, als läge Braunkohle drin. Die beiden sahen auf den Bildern sehr vertraut miteinander aus, so wie sie zusammen lachten und sich umarmten. Wieso hatte Christian nichts davon erwähnt? Gäbe es keinen Grund zur Sorge, hätte er mit Sicherheit von seinem Treffen mit Franca erzählt. Verletzt und wütend pfefferte ich mein Handy neben mich und vergrub mein trauriges Gesicht in meinen Händen. Christian hatte die Tage ohne mich anscheinend dafür genutzt, wieder mit seiner Ex anzubändeln. Ich wusste doch, ich könnte einem Liberalen nicht trauen. Und schon gar nicht ihm. Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte und entschloss mich erstmal dazu wie geplant spazieren zu gehen. Die Zeit alleine konnte ich allerdings nicht wie erhofft gut nutzen, stattdessen saß ich Pommes essend am Hafen und weinte leise. Genau deshalb wollte ich mich eigentlich nicht auf Christian einlassen. Ich wusste, er würde mir wehtun. Allerdings hätte ich nicht gedacht, wie schnell das gehen könnte.

Es waren inzwischen einige Stunden vergangen, bis er mir erneut schrieb:

Hey Robert, ist alles okay bei dir? Melde dich gerne mal, du fehlst mir schon so sehr, dass ich gleich ohne dich Die jungen Ärzte weitergucke und diesen Dr. Ahrend anschmachte 🫣💛

Seine Nachricht traf mich wie ein splittriger Holzpfeil mitten ins Herz. Wen wollte er hier eigentlich verarschen?! Ich hatte keine Lust auf diese Spielchen und antwortete irgendwann schließlich kurz und knapp, bevor ich mit meinen vier Söhnen wie geplant essen ging:

Alles ok bei mir. Wir sehen uns Montag im Bundestag.

*Christians POV*

Als mein Handy endlich vibrierte, öffnete ich freudestrahlend Roberts Nachricht, nur um direkt wieder enttäuscht zu werden. Meine Laune sank schneller in den Keller, als der Wert von einer Kryptowährung. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas passiert sein musste. Warum sonst würde er sich so eigenartig verhalten? Ich grübelte lange hin und her, aber entschloss mich dann dazu nichts zu antworten. Robert würde ich definitiv nicht noch mehr hinterherlaufen. Sollte mir dieser Grüne doch meinetwegen den Buckel runterrutschen! Ich hatte so gute Stunden alleine verbracht und war so positiv überrascht von der Begegnung mit Franca, dass ich mir die restliche freie Zeit auf keinen Fall von so einem Miesepeter wie Robert verderben lassen wollte.
Das restliche Wochenende über hörten wir deshalb leider nichts mehr voneinander, was mir schon wieder Herzschmerz verursachte. Ich wartete deshalb sehnlichst darauf, dass Robert und ich uns endlich wiedersehen würden, um meinen Herzschmerz zu lindnern, auch wenn es scheinbar vorerst nur auf der Arbeit wäre.

Bahnt sich da etwa Ärger im Paradies an, so voreilig wie Robert seine Schlüsse zieht? 👀

Lindner meine Schmerzen (Christian Lindner x Robert Habeck)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt