Mehr als ein Kuss ~ boyxboy

Kapitel 66

Frage: Seid ihr Team Oliver oder Team Jack?

* * *

'Warum nicht' drückte vielleicht nicht besonders viel Begeisterung aus, aber es war um Längen besser als ein Nein. Es gab Dan noch eine Chance und diesmal würde er nicht zulassen, dass Jack sie kaputt machte.

"Dann kann ich ja jetzt gehen", stellte Jack monoton fest. Verwirrt blinzelte Dan ihn an.

"Warum?", hinterfragte er.

"Das war doch, warum du mich sehen wolltest. Du wolltest mich das fragen. Das hast du, also sind wir hier fertig."

Gerne hätte Dan ihn darauf hingewiesen, dass das nicht sonderlich nett war und sie sich auch noch etwas unterhalten könnten, doch er ließ es bleiben. Er wollte sein Glück nicht strapazieren. Und wenn alles gut ginge, würden sie sich noch öfter sehen.

Dan wollte nicht immer wirken, als würde er Jack so unbedingt brauchen, während der sich nichts aus ihm machte, also antwortete er möglichst gleichgültig: "Stimmt."

Er nickte Jack zu, stand auf und verließ mit einem: "Man sieht sich" ihren Tisch. Am Tresen bezahlte er - nur für sich, auch wenn es ihm schwerfiel - und ging zu seinem Auto. Kurz beobachtete er das Lokal, um vielleicht noch einen Blick auf Jack zu erhaschen, doch als er nicht herauskam, fuhr er los.

Mit jedem Kilometer, den er zurücklegte, geriet er mehr ins Grübeln. Er hatte Jack zwei Mal in kurzer Zeit gesehen und jedes Mal lief es für ihre Verhältnisse gut. Es verwirrte ihn und ehrlich gesagt würde er besser damit klarkommen, wenn es zwischen ihnen eskaliert wäre. Dann könnte er sauer auf ihn sein, aber so war er eigentlich nur sauer auf sich selbst, dass er sich wieder auf Jack einließ.

Und jetzt fuhr er nachhause, zu seinem festen Freund, den er betrogen hatte! Vor lauter Aufregung darüber wie Jack zu ihm war und wie er ihn geküsst hatte, kam ihm dieser Gedanke bisher noch nicht einmal. Doch jetzt traf er ihn mit voller Wucht.

Er hatte den besten Partner, den er sich vorstellen konnte hintergangen für seine lächerliche unerwiderte Liebe zu Jack. Völlig überfordert mit diesem Gedanken, fuhr er an der nächsten Raststätte raus. Er musste sich beruhigen, bevor er weiterfuhr. Er würde nachher zu Oliver nachhause kommen und für ihn könnte es nie mehr sein, wie zuvor.

Konnte er Oliver küssen, ohne dabei an Jack zu denken? Und war es überhaupt fair, weiter mit Oliver zusammen zu sein, nachdem was er getan hatte? Musste er sich jetzt von ihm trennen? Oder zumindest beichten, was er getan hatte? Aber dann könnte er Jack nicht mehr wieder sehen.

Dan schockierte dieser Gedanke, obwohl er tief in seinem Inneren wusste, was er wollte. Er wollte Jack. Und er wollte Oliver. Er wollte sie beide. Er wusste, dass er das nicht haben konnte, aber der egoistische Teil in ihm sagte: Warum nicht? Jack weiß von Oliver und ihn scheint es nicht zu stören und wenn er Oliver nichts sagen würde...

Doch auch das wäre unmoralisch. Trotzdem überlegte er, ob er es damit rechtfertigen könnte, dass es sein größter Wunsch war. Zu gerne hätte er, dass ihm jemand sagt, dass es ok sei, was er tat. Er wollte sich nicht entscheiden müssen. Die Situation war zu viel für ihn.

Objektiv würde er sagen, dass er ein Arschloch ist. Aber das half ihm nicht weiter.

Hatte er Oliver nicht schon lange emotional betrogen, bevor er es körperlich tat? War eins von beidem schlimmer? Warum kam ihm der Gedanke ihn betrogen zu haben erst jetzt?

Dan entschloss sich ein paar Schritte zu gehen, anstatt weiter im Auto zu grübeln. Er sollte sich schnellstmöglich entscheiden, wie er die Situation handhaben will. Bis zu ihnen nach Hause waren es nur noch zwei Stunden Fahrt und bei dem Gedankenwirrwar vermutete er nicht, dass diese Zeit genügen würde.