Damit gerechnet, dass das, was Dan wollte, anscheinend ein spätabendlicher Spaziergang war, hatte Jack nicht. Um ehrlich zu sein, hatte er befürchtet, dass Dan nochmal mit ihm schlafen und dabei toppen wollte.
Jetzt mit ihm durch die Dunkelheit zu streifen, war weitaus weniger schlimm. Na gut, dass Dan dabei seine Hand hielt, fand er etwas unnötig, aber er hatte schließlich eingewilligt. Da musste er jetzt durch.
Dan merkte deutlich, wie unwohl sich Jack dabei fühlte, was auch seinen Grad der Begeisterung schmälerte, aber nicht allzu sehr. Seine Hand war angenehm kühl, doch nicht kalt.
Egal, wie oft sie sich schon berührt hatten, jedes mal empfand Dan dabei ein angenehmes Kribbeln in seiner Bauchgegend. Mit präzisen Schritten führte er Jack zum Fluss. Ein kleiner Pfad schlängelte sich nach unten, welchem sie folgten.
Nahe des Wassers ließen sie sich auf die Wiese fallen und Dan nahm das Bild auf, das sich ihm da bot. Zu seinen Füßen floss das Wasser unaufhörlich weiter, die Mücken schwirrten durch die laue Abendluft und vereinzelt hörte man ein paar Vögel.
Die Natur gefiel Dan im Frühling schon immer am besten. Manchmal lief er hier beim Joggen lang und schon öfter hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich einfach mal in das grüne Gras zu legen.
Alleine wäre ihm wahrscheinlich schnell langweilig geworden, weswegen er sich immer wieder dagegen entschieden hatte. Mit Jack an seiner Seite würde das sicher nicht passieren.
Mit einem zufriedenen Lächeln lies sich Dan nach hinten fallen und blickte durch das Astgewirr nach oben zum Himmel. Die Sonne ging langsam unter und er genoss das Naturschauspiel das sich ihm bot.
"Warum gibst du dich eigentlich mit mir ab?" fragte Jack. Die Zufriedenheit, die Dan gerade noch empfunden hatte, war verschwunden und er schaute zu Jack.
"Wo kommt das denn jetzt her?" fragte Dan verwirrt nach. "Du musstest mich mehr oder weniger erpressen, damit ich mit dir spazieren gehe und auch sonst lässt du dich von mir wie scheiße behandeln. Warum? Hast du so wenig Selbstwertgefühl?" erklärte Jack sich.
Anstatt sich aufzuregen, entschied sich Dan die Wahrheit zu sagen. Er wusste, dass sie Jack so unangenehm war, wie ihm dessen Aussage.
"Ich schätze, ich mag dich einfach zu sehr." Er versuchte, es beiläufig klingen zu lassen, doch sein Herz schlug gefühlt doppelt so stark. Noch nie hatte er mit Jack über seine Gefühle gesprochen. Er bezweifelte, dass Jack überhaupt wusste, was das war.
Wie festgefroren saß Jack auf seinem Platz. Hatte Dan ihm gerade seine Gefühle gestanden? Wieso tat er sowas?
Um seine Fassung nicht vollends zu verlieren, zwang er sich zu antworten. "Genau das ist dein Problem. Ich bin ein Arsch. Das weißt du. Jeder weiß das. Du solltest mich gar nicht mögen."
Alle positiven Emotionen, die vor wenigen Minuten noch Dan's Körper durchströmt hatten, waren wie weggefegt. Viel eher fühlte es sich an, als hätten sie nie existiert. Er hatte nie wirklich geglaubt, dass eine Chance für ihn und Jack bestand, aber man durfte ja wohl träumen.
"Ich weiß. Aber ich tu' es trotzdem und es tut weh" gab er niedergeschlagen zu. Auf diese Aussagte folgte eine längere Stille, in der Jack über das Gesagte nachdachte. Er wusste überhaupt nicht, was Dan von ihm wollte.
Oft genug hatte er verdeutlicht, dass von seiner Seite aus keine Gefühle im Spiel waren. Nicht mal ansatzweise. Dan tat ihm schon leid, aber es war nicht seine Schuld.
Eigentlich war es sogar besser so, dass Dan jetzt von ihm enttäuscht war. Jack konnte nichts dagegen tun, dass er ihn verletzen wird, ob gewollt oder nicht. Wenn Dan sich von ihm fernhalten würde, täte ihm das nur gut.
"Nicht meine Schuld" gab Jack schließlich zurück. Bitter lachte Dan auf. "Was? Ich kann doch nichts dafür, dass du dich in mich verliebt hast. Ich hab dir keinen Grund dazu geben. Also hast du dir das selbst zuzuschreiben" verteidigte Jack sich.
"Du bist so ein Arsch" kam frostig über Dan's Lippen. Kopfschüttelnd setzte er sich auf. Jack neben ihm stützte sich ebenfalls auf einem Arm ab. "Warum bist du dann noch hier?" forschte Jack nach, dem Dan's ganzes Verhalten sehr suspekt war.
Leicht lehnte Dan sich rüber und verringerte somit den Abstand zwischen ihren Gesichtern. "Weil ich mich lieber dem aussetzte, was ich mir damit selbst antue, als auf dich zu verzichten." Und damit küsste er ihn.
Sein Herz schmerzte, weil er wusste, dass er zwar Sex mit Jack haben könnte, er aber nichts für ihn fühlte. Sein Körper war ihm anscheinend gut genug, aber mit dem Rest konnte er nichts anfangen.
Jack spürte die Tränen an seiner Wange, bevor Dan realisierte, dass er weinte. Er hasste es, vor anderen zu weinen und Jack hasste es, wenn andere vor ihm weinten, aber keiner der beiden unterbrach den Kuss.
Jack wollte nicht aufhören, weil es gerade zu schön war. Nicht emotional gesehen, sondern der Kuss an sich. Ebenso wie Dan nicht auf ihn verzichten wollte, wusste Jack, dass er nicht auf Dan verzichten konnte.
Er tat ihm also lieber weh, schließlich konnte er nichts dafür, dass er sich verliebt hatte. Bei ihm zu bleiben war Dan's Entscheidung, er konnte nichts daran ändern. Es war nicht seine Schuld.
Obwohl das in Jack's Gedanken wirklich glaubwürdig klang, wusste er tief in seinem Unterbewusstsein, dass er sich das nur einredete. Aber er war nun mal egoistisch.
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Mehr als ein Kuss ~ boyxboy
RomantikSpin Off/ Fortsetzung zu Nur ein Kuss "Das Ganze", Jack deutete vage auf den Raum, "ist einfach zu-" Er fand nicht mal das richtige Wort, um es zu beschreiben und ließ den Satz deshalb unbeendet. "Ich weiß", stimmte Dan ihm zu und schaute danach aus...