Dan brauchte kurz, um das zu verarbeiten. Nick und Ty waren nicht mehr zusammen? Seit wann das denn?
Er wusste aus der Zeit nach dem Abi, in der er noch Kontakt zu Nick hatte, dass Ty weggezogen war. Er wollte Sport studieren, um anschließend Trainer zu werden.
Nick ist in ihrer Heimatstadt geblieben und hat dort ein freiwilliges soziales Jahr gemacht, weil er noch nicht wusste, was er in seinem Leben machen will.
Trotzdem besuchten die beiden sich in ihren Ferien und an Wochenenden. Dan konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass es an der Entfernung gescheitert war.
Mitfühlend legte er Nick eine Hand auf die Schulter, als er hörte, dass sich die Tür öffnete. Kurz warf er einen Blick über die Schulter. Wenn man vom Teufel spricht.
Nach Ty kam eine Frau hinein, die Dan definitiv nicht aus ihrer Schulzeit kannte. Das war doch nicht-
„Ich bin kurz frische Luft schnappen", erklärte Nick kalt, schüttelte Dan's Hand ab und verschwand durch den Seiteneingang. Er konnte Tegan einfach nicht sehen. Vor allem nicht, da er seine Freundin mitgebracht hatte.
Sie sah wirklich gut aus, besser als Nick jemals und das kränkte ihn. Hatte er ihn für sie verlassen, weil sie hübscher war?
Mit schnellen Schritten ging er zu seinem Auto und lies sich auf den Fahrersitz fallen. Bis jetzt hatte er sie immer nur auf Bildern gesehen und einmal war er ihr auch im Studentenwohnheim über den Weg gelaufen, aber da wusste er noch nicht, wer sie war.
Wie er später herausfand, studierte sie Jura. Nicht nur wahnsinnig hübsch, sondern auch noch außerordentlich klug. Wenn das nicht schon genug wäre, kam noch dazu, dass sie eine Frau war.
Hätte er ihn wenigstens für einen anderen Mann verlassen, hätte Nick es noch ertragen können, aber so nicht. Er hatte seitdem keine Beziehung mehr, ging nicht aus und verbrachte seine Zeit meist nur mit der Ausbildung.
Nick wollte so gerne einfach nach Hause fahren, aber das ging nicht. Er hatte sich vorgenommen, sich zu beweisen, dass er den Tag in Tegans Anwesenheit durchstehen würde. Außerdem gab es genug Menschen, die es weitaus schwerer hatten als er.
Da musste er nur an Jack denken. Im Gegensatz zu ihm, war Nicks Leid ein Witz.
Der Gedanke an Jack gab ihm neue Kraft und er verließ sein Auto und machte es sich wieder an der Bar neben Dan gemütlich.
Dieser sprach ihn nicht mehr auf den Vorfall an, wofür er sehr dankbar war. Sie unterhielten sich den restlichen Abend, ließen die Reden der Organisatoren über sich ergehen und waren heilfroh, als sie sich endlich auf das Buffet stürzen konnten.
Bis jetzt war das Essen das Beste an dem ganzen Tag, da waren sich die Freunde einig. Zwischendurch hatte Dan seine alte Mannschaft begrüßt und sie hatten wirklich viel Spaß miteinander.
Da aber Ty mit an ihrem Tisch saß und er Nick nicht alleine lassen wollte, blieb er nicht zu lange. Es war erst um 8, als die meisten schon gut einen sitzen hatten. Dan fühlte sich sehr in seine Schulzeit zurückversetzt.
Er hatte bis jetzt einen Drink, da er die Hoffnung, dass Jack noch kommt, nicht aufgegeben hatte und bei ihrem Gespräch nüchtern sein wollte. Falls er zu einem kommen würde. Bis jetzt sah es nicht danach aus.
Immer wieder drang das Gelächter seiner ehemaligen Mannschaft zu ihnen, die an einem langen Tisch hinter ihrem Rücken saßen. „Wusstest du," hörte man Colin deutlich aus dem Stimmengewirr heraus „dass Ty schwul ist?"
Da der Abend eher langweilig war, drehte Dan sich um, um dem Gespräch zu folgen. Tys Freundin, an die diese Frage offensichtlich gerichtet war, wollte gerade antworten, doch Ty kam ihr zuvor.
„Ich bin nicht schwul" verteidigte er sich genervt, da er sich dieses Label nicht geben lassen wollte. „Fickt er dich auch in den Arsch?" lallte Colin weiter, worauf seine Freunde lachen mussten. Ty verzog seine Lippen lediglich zu einer schmalen Linie.
„Aber mal ehrlich; warum hast du sie mitgebracht?" wollte dann auch Martin, einer seiner besten Kumpels wissen. Ty antwortete gar nicht mehr, da er wusste, dass das im Zustand seiner Freunde nichts bringen würde.
„Alle mochten Nick", setzte sich jetzt ein anderer für den Exfreund seines ehemaligen Teamkapitains ein. Daraufhin wurde die Stimmung gedrückter. „Er hat zum Team gehört. Jetzt ist es, als würdest du einen erstklassigen Spieler durch eine schlechte Kopie ersetzen wollen."
Zustimmend nickten alle am Tisch. Nick der sich ebenfalls schon länger herumgedreht hatte, war gerührt von der Loyalität die ihm entgegengebracht wurde. Schließlich war es das Team von seinem Ex und nicht seines.
„Warum hast du ihn überhaupt abgesägt?" warf Colin in die Runde. Trotz der Tatsache, dass Nick sehr gerührt war, fand er das, was die Jungs machten einfach unhöflich. Bevor Tegan also antworten konnte, stand er auf und baute sich vor ihrem Tisch auf.
„Jungs, es reicht." Sofort war es still am Tisch und er fühlte sich wieder wie die Teammama. Obwohl es 4 Jahre her war, hatte sich in Hinsicht auf Nick und das Team nichts verändert.
„Es ist wirklich nett, dass ihr euch so für mich einsetzt und ich weiß das zu schätzen. Trotzdem müsst ihr nicht so taktlos sein. Mit mir Schluss zu machen war Tys Entscheidung und die muss ich akzeptieren, genau wie ihr."
Nick richtete seinen Blick weiterhin auf das Team, lies ihn aber kein einziges Mal zu Tegan schweifen. „Wenn ihr schon so viel trinken müsst, dann lasst das nicht an den beiden aus. Überlegt mal wie seine Freundin sich fühlen muss."
Bei den Worten 'seiner Freundin' hätte er am liebsten quer über den Tisch gekotzt. Aber das war sie und er war nicht mehr sein Freund. Ty hatte ihn aus seinem Leben gestrichen. Auch wenn er das alles schon vorher wusste, wurde es ihm jetzt um so schmerzlicher bewusst.
„Ich bin hergekommen, weil ich mir beweisen wollte, dass ich ohne ihn kann. Dem ist leider nicht so. Deswegen ist wohl es am besten, wenn ich jetzt gehe. Ich will auch kein weiteres Drama wegen der Sache. Noch einen schönen Abend."
Eigentlich wollte er den Teil für sich behalten, doch in dem Moment beeinflusste ihn der Alkohol, den er über den Tag konsumiert hatte. Mit einem Lächeln, das nicht unechter sein könnte, drehte er sich um und verließ das Hotel.
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Mehr als ein Kuss ~ boyxboy
RomanceSpin Off/ Fortsetzung zu Nur ein Kuss "Das Ganze", Jack deutete vage auf den Raum, "ist einfach zu-" Er fand nicht mal das richtige Wort, um es zu beschreiben und ließ den Satz deshalb unbeendet. "Ich weiß", stimmte Dan ihm zu und schaute danach aus...