Kapitel 33

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Der letzte Monat war nervenaufreibend für Dan gewesen, keine Frage. Und jetzt, wo das Klassentreffen direkt bevorstand, könnte er konstant vor Angst kotzen.

Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, um Oliver nicht unnötig zu beunruhigen. Vielleicht aber auch, weil er sonst selbst komplett durchdrehen würde.

Er wusste ja nicht mal, ob Jack überhaupt da sein würde. Er hatte die Leute in der Schule gehasst, mit Ausnahme von Nick, und vermied jegliche außerschulischen Aktionen. Warum sollte er jetzt, 4 Jahre später, anders dazu stehen?

Dan wusste nicht mal, ob er sich mehr auf Jack's eventuelle Anwesenheit freuen oder Angst davor haben sollte. Frustriert drehte er sich auf die andere Seite des Bettes und stieß dabei unweigerlich mit Oliver zusammen.

"Hmpf" grummelte dieser nur unverständlich und noch völlig verschlafen. Sofort entschuldigte Dan sich und drehte sich wieder zurück. Er hatte die ganze Nacht fast kein Auge zu bekommen und weckte jetzt auch noch seinen Freund, mit dem er gar nicht nochmal reden wollte.

Zumindest nicht vor seiner Abfahrt. Die Schuldgefühle nagten an ihm, obwohl er nicht mal was gemacht hatte. Na ja, abgesehen davon, ständig über Jack nachzugrübeln.

"Warum bist du schon wach?" fragte Oliver mit rauer Morgenstimme. 'Ich war die ganze Nacht wach und hab an sowas wie meinen Ex gedacht' überlege Dan bitter und verkniff sich ein Seufzen.

"Ich wollte gerade Frühstück machen" log er dann doch und erhob sich. "Oh, danke Schatz. Ich komm gleich, lass mich nur noch kurz liegen bleiben." Gegen Ende wurde er immer leiser und es wirkte, als wäre er  wieder eingeschlafen.

Schmunzelnd verlies Dan ihr gemeinsames Schlafzimmer und machte sich auf, in Richtung Küche. Auch wenn das Frühstück eigentlich nur eine Notlüge war, hatte er Hunger. Außerdem würde Oliver sich freuen.

Während Dan den Tisch deckte, rechnete er in seinem Kopf erneut die Fahrtzeiten bis zum Treffpukt und wann er losfahren müsste durch. In dem Brief stand 15 Uhr, er hatte 3 Stunden Fahrt vor sich und dadurch noch gut 2 Stunden Zeit.

Wie wahrscheinlich auch viele der anderen, hatte er ein Zimmer in dem Hotel des Treffens gemietet, da er keine Lust hatte, Abends noch zurück zu fahren.

Bevor er Oliver weckte, stieg er noch unter die Dusche, zog sich an und brachte seine Tasche in den Flur. Auch wenn seine Vorbereitung und Planung einwandfrei war, wusste er, dass noch genug passieren würde, was er nicht planen konnte. Und das machte ihm Angst.

Zurück in ihrem Schlafzimmer setzte er sich neben Oliver auf die Matratze, beugte sich zu ihm und flüsterte ihm "Aufstehen" ins Ohr. Sein Freund schüttelte darauf nur den Kopf und vergrub sich noch tiefer in den Kissen.

"Ich hab auch Essen gemacht" versuchte Dan es wieder, der wusste, was Oliver für ein Morgenmuffel sein konnte. Langsam öffneten sich nach dieser Aussage die Augen seines Gegenübers.

"Wenn du jetzt aufstehst, haben wir noch eine Stunde zusammen, bis ich los muss." Darauf verzog Oliver das Gesicht zu einem Schmollmund. "Oder du fährst gar nicht und wir bleiben den Tag zusammen im Bett?"

Auch wenn Oliver ihm ein zweideutiges Grinsen schenkte, sah Dan die Hoffnung dahinter. "Wir haben darüber geredet. Du hättest einfach sagen können, dass du nicht willst, dass ich gehe" seufzte Dan.

Auch Oliver wurde daraufhin ernst. "Nein, du sollst ja gehen. Ich will mich nicht weiter wie das Trostpflaster fühlen. Ich hab nur Angst, was passiert." Verzweifelt griff Dan nach der Hand des Älteren.

"Du bist kein Trostpflaster" sagte er erbost. "Wenn das so wäre, wären wir sicher nicht hier. Ich liebe dich. Ich hab mich bewusst für dich entschieden und nicht, um irgendwen zu vergessen." Nach diesen Worten lies er seinen Oberkörper an Oliver sinken und lag so hab auf ihm.

"Ich hab doch auch Angst. Es ist eine komische Situation, von der ich dir vielleicht nicht hätte erzählen sollen, aber ich wollte mit offenen Karten spielen." Beruhigend fuhr Oliver ihm beim Reden durch die Haare und genoss einfach seine Nähe.

"Ich liebe dich auch", war alles, was er noch dazu sagte, bevor er Dan küsste. Und er hoffte, dass das nicht das letzte Mal sein würde.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt