Kapitel 9

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Am nächsten Tag saß Jack mit Nick und Dan an einem Tisch, als wäre nichts gewesen. Er ging auch nicht auf Dan's verheulten Augen und die Ringe darunter ein.

Diese stammten von einer durchweinten Nacht, in der Dan sich immer wieder fragte, warum ihn niemand lieben konnte. Warum es nicht mal jemand schaffte, mit ihm zu schlafen, ohne sich dabei zu ekeln. War er wirklich so abstoßend?

Nach reichlicher Überlegung kam er zu dem Schluss, dass es wohl so sein muss und er froh sein konnte, dass Jack sich überhaupt mit ihm abgab.

Als dieser ihn in einer ruhigen Minute fragte, ob er Samstag mit ihm in die Stadt gehen würde, nickte Dan nur knapp, auch wenn er sehr überrascht über diese Frage war. Kein Wort, wie sehr er ihn verletzt hatte, verließ seine Lippen. Jack konnte nichts dafür, es war die Wahrheit.

Samstag fühlte Dan sich schon besser, als die Woche über. Mehr wie er selbst und irgendwie freute er sich auch, dass Jack seine Zeit mit ihm verbringen wollte.

Sie trafen sich in der Innenstadt, wo Dan Jack von Geschäft zu Geschäft folgte. Eine ordentliche Begrüßung hatte er nicht bekommen, sondern einfach nur ein "Los."

"Warum bin ich eigentlich hier?" fragte Dan, als sie das nächste Geschäft betraten. "Nick hat keine Zeit und du bist der einzig Schwule, der mich beraten kann" klärte Jack ihn auf, während er sich durch die verschiedenen Kleiderstapel wühlte.

"Wirklich nett" meinte Dan sarkastisch. Jack zog eine Hose aus dem Regal und hielt sie Dan vor die Nase. "Hier halt das" forderte er, ohne seine Begleitung weiter zu beachten. So arbeiteten sie sich durch die Reihen, bis sie schließlich die Umkleiden erreichten.

Erschöpft lies sich Dan auf das Sofa fallen. Indessen verschwand Jack mit dem kleinen Stapel hinter einem der Vorhänge. Bald darauf erschien er mit einer Hose zurück, die an jeder Stelle schlecht saß.

"Zieh das bitte sofort wieder aus" bat Dan, nachdem er ihn gemustert hatte. "Ich möchte mir neue Sachen kaufen und nicht für dich strippen" sagte Jack genervt. Shoppen zählte nicht zu seinen Lieblingstätigkeiten und er wollte schnellstmöglich fertig werden.

"Es sieht scheiße aus und jetzt probier' was anderes an" verordnete Dan und lies sich nach hinten fallen. Das Sofa war echt gemütlich. Durch Jack's Räuspern öffnete er seine Augen wieder.

Diesmal trug er eine schwarze Jeans, die an den Knien leicht ausgewaschen war. Sie schmiegte sich perfekt an seine Beine und Dan war sicher, dass sie es bei seinem Arsch genauso tun würde.

"Umdrehen" verlangte er und schaute Jack auffordernd an. Er wusste, dass diesem ein blöder Kommentar auf den Lippen lag, aber er blieb still. Als er seiner Bitte nachging, bestätigte das, wie Recht Dan hatte.

Sie lag an seinem Hintern wie eine zweite Haut, sah aber trotzdem nicht so aus, als würde Jack es als 'schwul' klassifizieren. Etwas länger als nötig betrachtete Dan, was sich ihm da bot. "Kauf die."

"Sicher?" Jack warf einen abschätzigen Blick in den Spiegel. "Ja" bestätigte Dan nur. Da Jack nicht überzeugt wirkte fügte er noch ein: "Du siehst heiß darin aus" hinzu. Wie schon vorhin verkniff Jack sich den Kommentar und verschwand in der Umkleide.

Als er wieder herauskam, hatte er seine eigenen Sachen an und ging mit der schwarzen Hose zur Kasse. Eigentlich hoffte Dan, dass das Shoppen somit beendet war, wurde aber enttäuscht, als Jack in den nächsten Laden ging.

Zielsicher steuerte er auf die Unterwäscheabteilung zu. Als Dan das bemerkte blieb er abrupt stehen. Er würde garantiert nicht öffentlich mit einem anderen Jungen Unterwäsche kaufen.

Zum Glück erwartete Jack auch nicht, dass er ihm folgte. Er kam einige Minuten später mit verschiedenen Teilen in der Hand zurück, die Dan nicht genauer identifizieren konnte. "Mitkommen" befahl Jack und steuerte auf die Umkleiden auf der anderen Seite zu.

Treu dumm folgte Dan ihm. Was sollte er auch anderes machen? "Umziehen" forderte Jack ihn auf und zeigte auf die Umkleide, in der er die ausgewählten Sachen deponiert hatte. "Ich brauch nichts" weigerte sich Dan.

Mit zusammengekniffenen Augen schaute Jack ihn an. "Du wirst jetzt da rein gehen und die Sachen anziehen oder ich werde mal ein Gespräch mit Nick führen."

Schneller hätte Dan sich gar nicht in die Umkleide bewegen können, als nach diesem Satz. Er wusste, dass Jack ihm früher oder später damit drohen würde und war ganz froh, dass er nur ein paar Kleidungsstücke anprobieren musste, um dieses Gespräch zu verhindern.

Seine Meinung änderte sich jedoch schlagartig, als er sah, was das für Kleidungsstücke waren. "Jack!" rief er empört. Hinter dem Vorhang hörte er nur ein leises Lachen. Da musste er jetzt wohl durch.

"Wie soll ich das bitte über meine Sachen ziehen?" fragte er skeptisch, da man Unterwäsche ja nur über seine eigene ziehen durfte. "Ich kauf das Zeug, wenn es dein Gewissen beruhigt und jetzt mach."

Mit einem Seufzen zog sich Dan Hose und Boxer aus und griff nach diesem Teil. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, dass Jack ihn zwang einen Tanga anzuziehen. Wahrscheinlich würde er jeden Moment den Vorhang aufreißen und ein Foto von ihm schießen.

Das wäre ein noch effektiveres Druckmittel. Während Dan die verschiedensten Szenarien durchging, fragte Jack von draußen, ob er fertig sein.

"Na ja" druckste Dan herum und schaute in den Spiegel. So wollte er sich auf keinen Fall Jack zeigen. Diesem war das jedoch egal, denn kurz nach seiner Antwort raschelte der Vorhang und Jack schob sich in die Kabine, ohne dass jemand im Laden Dan sehen konnte.

Sofort schaute Jack an Dan herunter. Mit einem zufriedenen Lächeln forderte er "Umdrehen" sowie Dan es vorhin getan hatte. Nur trug Jack da eine Jeans und Dan hatte nur ein winziges Stück Stoff zwischen seinen Arschbacken.

Sein Gesicht lief rot an, als er im Spiegel sah, wie Jack auf seinen Hintern starrte. "Hast du mich jetzt genug gedemütigt?" fragte Dan leise, der sich einfach nur normale Sachen anziehen wollte.

"Gedemütigt?" echote Jack und schaute ihm durch den Spiegel ins Gesicht. "Genug gedemütigt hätte ich dich, wenn ich dich so ficken würde." Dan schluckte hart, denn diese Idee hatte für ihn schon einen gewissen Reiz.

"Gib mir das Zeug dann raus, ich bezahle" erinnerte Jack ihn nochmal und verschwand aus der Umkleide.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt