Mehr als ein Kuss ~ boyxboy

Kapitel 36

Eigentlich wollte Dan ihm nachlaufen, doch als er sah, dass Ty nach kurzer Diskussion mit seiner Freundin aufstand und Nick folgte, blieb er sitzen. Bis jetzt war der ganze Abend ein kompletter Reinfall.

Jack war nicht aufgetaucht, mit Nick lief es auch nicht so wie früher, zumal er jetzt auch weg war und er vermisste Oliver. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich den ganzen Tag nicht bei ihm gemeldet hatte.

Am Ende denkt er noch, er und Jack lieben sich leidenschaftlich in seinem Hotelzimmer. Vielleicht in diesem super weichen Bett, gegen die Wand oder doch in der Dusche. Jack über ihm, der sich immer wieder in ihm versenkt.

Oder Dan würde Jack nehmen, wenn er es zulässt. Ihn verwöhnen, fast bis zur Extase treiben und dann betteln lassen. Und da er dem meist nie widerstehen konnte, würde er ihn nehmen und so gut fühlen lassen, wie das sonst keiner konnte.

Dan konnte sich das Fluchen gerade noch verkneifen, als ihm bewusst wurde, wohin seine Gedanken gingen. Er hatte einen Freund, da sollte er nicht über einen anderen fantasieren.

Nichtsdestotrotz musste er sich bei Oliver melden, um ihm zu versichern, dass alles gut ist. Also verließ er den Saal und wählte die Nummer seines Freundes.

„Hey Schatz" begrüßte er Oliver, der gleich nach dem zweiten Klingeln abgenommen hatte. „Hey" Seine Stimme klang weit weniger selbstsicher als sonst und Dan machte sich automatisch Sorgen.

„Alles ok bei dir?" fragte er besorgt. „Ja" kam die knappe Antwort. „Wie ist es so?" wollte Oliver dann doch wissen. „Abgesehen davon, dass ich gleich vor Langeweile sterbe ganz ok" lachte Dan.

Als darauf nichts zurück kam, seufzte Dan. „Er ist nicht da, ok?" Augenblicklich hörte man ein erleichtertes Aufatmen an der anderen Leitung. Sie unterhielten sich noch eine Zeit, während nicht weit von ihm Nick und Tegan standen.

Nachdem Nick gegangen war, wollte er sich nur noch in sein Auto setzen und so weit von diesem Ort wegfahren wie möglich. In der Eile fiel ihm jedoch sein Schlüssel runter und er musste sich bücken, um ihn aufzuheben.

Als er jedoch wieder hochkam stand da jemand. Er musste nicht mal in sein Gesicht zu sehen, um zu wissen, dass er es war. Obwohl Tegan ihm offensichtlich nachgelaufen war, sagte er nichts.

Normalerweise wäre Nick einfach gegangen, aber wenn er die Möglichkeit hatte, nochmal persönlich mit Tegan zu reden, würde er sie nutzen. Trotz allem liebte er ihn immer noch. Und das so sehr, dass es bald wehtat.

„Du hast mich Ty genannt" sagte Tegan dann doch. Fast hätte Nick gelacht, dass es genau das war, was ihn beschäftigte. Wie elend ihm zumute war, das entging ihm natürlich. „Ich weiß" bestätigte er die Aussage und schaute ihn doch an.

Sie standen sich so nah, dass Nick sein Parfüm riechen konnte, das ein anderes als früher war. „Ich wusste nicht, dass es so schlimm für dich ist" sprach Ty weiter. Nick kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass das einer Entschuldigung am nähsten kommt.

Trotzdem war ihm das kein Trost. Tegan sollte ihn kennen. Er sollte wissen, was ihn verletzt und er sollte wissen, wie er ihn kaputt gemacht hat. Nick wusste nicht, ob er weinen oder wütend sein sollte. Es war einfach zu viel für ihn.

So oft hatte er auf ein solches Gespräch gehofft und jetzt wusste er nicht, was er sagen sollte.

Schließlich brachte er ein wütendes: "Du hast am Handy mit mir Schluss gemacht" hervor. Trotzig reckte er das Kinn vor, als er weiter redete. "Nachdem" seine Stimme wurde lauter bei des Betonung des Wortes "du schön längst was mit ihr hattest."

Nick machte eine Kunstpause, lies Ty aber nicht zu Wort kommen. "Du hast mich im Prinzip doch nur angerufen, um mir zu sagen, dass du mich nicht mehr brauchst, weil du was besseres hast!" Seine Stimme wurde immer lauter.

"Du hast mir doch nie deine Chance gegeben, unsere Beziehung zu retten. Egal was dich an mir gestört hat, ich hätte es ändern können." Eine wütende Träne verließ seine Augen.

"Ich weiß nicht mal richtig, warum es mit uns nicht geklappt hat, weil du nie mit mir darüber reden wolltest." Schnell holte er Luft, um fortzufahren. "Ich fühle mich komplett verarscht und benutzt."

Tegan sagte überhaupt nichts, was Nick noch viel mehr aufregte. "Ich weiß ja, dass du nie eine Beziehung wolltest, vielleicht hab ich es damit überstürzt, keine Ahnung." Verzweifelt zuckte er mit den Schultern.

"Ich hab den Fehler jeden Tag an mir gesucht, aber vielleicht bist du ja auch nur ein riesengroßes Arschloch! Ich liebe dich, verdammt! Und dann stehst du hier und verstehst nicht mal, warum mich das so fertig macht."

Stumm zog Tegan Nick in seine Arme. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er war total überfordert von Nicks Gefühlsausbruch.

"Es tut mir leid, wie es gelaufen ist. Ich muss mich dafür auch nicht rechtfertigen, weil es keinen plausiblen Grund für mein Verhalten gibt. Ich wollte dich nie so verletzen und könnte ich es rückgängig machen, würde ich es tun." flüsterte Ty in Nicks Ohr.

Dieser schmiegte sich an seinen Exfreund und genoss dessen Nähe. "Können wir einfach in Kontakt bleiben? Nur als Freunde. Mir reicht es schon, wenn wir einmal im Monat voneinander hören", bat Nick und klang dabei verzweifelter als gewollt.

"Du bist mir wichtig und ich möchte dich nicht verlieren" gestand Nick. Auch wenn Ty wusste, dass es keine gute Idee war - schließlich hatte Nick ihm vor wenigen Minuten erst seine Liebe gestanden - konnte er nicht ablehnen.

Hier mit ihm zu stehen, den Kleineren fest in den Armen, war fast so wie früher und er wollte sich diesen Teil seiner Schulzeit nicht nehmen lassen. Oder besser gesagt ihn nochmal vergraulen.

Tegan hatte einfach Angst bekommen. Sie waren fast 3 Jahre zusammen gewesen und er wusste, sie würden noch viele Jahre mehr miteinander verbringen. Doch was hatte er schon erlebt? Nicht wirklich viel.

Woher wollte er wissen, dass Nick der ist, mit dem er sein Leben verbringen will, wenn er nie mit jemand anderem zusammen war. Das konnte er nicht. Er fühlte sich, als würde ihm durch die Beziehung mit Nick etwas vorenthalten bleiben.

Also hatte er ihn unbewusst von sich gestoßen. Er hatte eine Frau kennengelernt, in die er sich verliebte. Es war etwas neues, aufregendes für Ty und darüber vergaß er Nick.