Kapitel 61

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Als er das Café wieder betrat, sah er wie die Bedienung etwas an ihren Tisch brachte und dann wieder ging. Bei näherer Betrachtung erkannte er, dass es sich um einen Kaffee und eine Waffel mit Schokoladensauce handelte. Lecker.

Dans Stück Kuchen war schon fast leer. Wie gerne hätte er erlebt, dass Jack ihm etwas von seiner Waffel abgab.

Während er sich wieder an seinen Platz setzte, musterte er die Gesichter der beiden und stellte zufrieden fest, dass Nick nicht mehr traurig aussah. Wahrscheinlich hatten sie ihr Problem klären können.

"Wir besprechen gerade, was bei uns so passiert ist, in der letzten Zeit", klärte Nick ihn auf, was Dan in seiner Abwesenheit verpasst hatte.

"Und was ist bei euch so passiert?", hakte Dan nach, der eigentlich nur auf Jacks Antwort gespannt war. Wieso war er Nick in jedem Aspekt so ein schlechter Freund? Erst meldete er sich jahrelang nicht bei ihm, dann redete er ihm ein, betrunken Jacks Privatangelegenheiten ausgeplaudert zu haben und jetzt wünschte er ihn sich ganz weit weg, um Zeit mit Jack allein zu verbringen.

Das war wirklich ein Armutszeugnis. "Ich habe Jack erzählt, dass ich eine neue Wohnung suche", antwortete Nick. Dan versuchte interessiert zu Nicken, war jedoch viel zu fokussiert darauf, auf Jacks Antwort zu warten.

Doch er blieb still. Dan überlegte, ihn darauf anzusprechen, aber die Erinnerung an Jacks Reaktionen auf solche Situationen war immer noch lebendig in seinem Gedächtnis.

Also wandte er sich wieder Nick zu: "Hast du ihm auch von der anderen Sache erzählt?"

Verwirrt zog Nick die Augenbrauen zusammen, bis er sagte: "Du meinst das mit dir und-"

Dan konnte gar nicht schnell genug: "Nein!" rufen. Wieso sollte er wollen, dass Nick ihm davon erzählte?

Bei dieser heftigen Reaktion schaute Nick schuldbewusst. Jacks Blick konnte Dan nicht deuten. Hoffentlich dachte er nicht, dass der Satz mit 'mit dir und Jack' enden würde. Denn das tat er nicht und würde er auch nie. So viel sollte Jack mittlerweile wissen.

"Ich meine, dass du wieder mit Ty schreibst", erklärte er schnell und lenkte somit Jacks Aufmerksamkeit auf Nick. Eine Augenbraue zog sich skeptisch in die Höhe. Die Info gefiel Jack anscheinend gar nicht.

Dan war sicher, dass er Jacks geballte Fäuste in seinem Schoß liegen sehen würde, wenn er unter dem Tisch nachschauen würde.

Aus Gewohnheit streckte Dan seinen Fuß unter dem Tisch aus, um unbemerkt Körperkontakt aufbauen zu können, der Jack hoffentlich beruhigen würde, bis ihm klar wurde, dass das eine Gewohnheit aus seiner Beziehung mit Oliver war. Mit Oliver, der sich durch seine Nähe beruhigen ließ und vor allem spüren konnte, wenn Dan das tat.

Würde er das bei Jack versuchen... Was für ein schwachsinniger Gedanke.

"Schaut mich nicht so an", pampte Nick seine beiden Freunde an. Es machte ihn sauer, dass sie ihn verurteilten. Sie hatten keine Ahnung, wie das war - wie er sich fühlte. Sie wussten nicht, dass Tegan der einzige Mann für ihn ist, seine große Liebe, sein Ein und Alles. Ohne ihn machte alles weniger Sinn, weniger Spaß. Warum sollte er sich das kleine Glücksgefühl nehmen lassen, das er hatte, wenn sie miteinander schrieben?

Weil er sich dann wieder Hoffnungen machte? Das tat er eh. Weil er damit nicht viel besser war als Tys jetzige Freundin? Was hatte es ihm bis jetzt gebracht, sich ihr moralisch überlegen zu fühlen? Gar nichts.

"Wie schauen wir dich denn an?", hinterfragte Jack mit monotoner Stimme, bei der Dan ein Schauer über den Rücken lief. Das war genau die Tonlage, in der er ihn so oft nach dem sex gefragt hatte: "Warum sollte ich?", wenn Dan ihn bat zu bleiben.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt