Kapitel 12

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Überraschenderweise wachte Dan diesmal nicht alleine auf. Auch wenn Jack am anderen Ende des Bettes lag; er war noch da. Erleichterung durchströmte Dan's Körper und ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht.

Er fühlte sich, als hätten sie tatsächlich einen Schritt vorwärts gemacht und nicht, wie er es nach seiner Aktion eigentlich erwartete hatte, drei rückwärts.

Glücklich schaute er Jack an, der auf dem Rücken lag, die Decke halb von sich geworfen hatte und eine wirklich lohnenswerte Sicht bot.

"Glotz' mich nicht so an" blaffte Jack ihn auf einmal an. Erschrocken, dass er wach war, zuckte Dan zusammen. "Ich dachte du schläfst" entschuldigte Dan sich schnell. Er würde es auch weniger gut finden, wenn ihn jemand beim Schlafen beobachtet.

Jack's Problem hingegen war, dass er nackt war und sich nicht so begaffen lassen wollte. Dafür hatte Dan weniger Verständnis, denn Jack hatte nichts zu verstecken. "Wieso? Stört's dich?" zog Dan ihn auf, nahm seinen Blick aber nicht von ihm.

"Ja und jetzt hör auf." Damit drehte sich Jack auf die andere Seite und zog die Decke komplett über sich. „Herrgott bist du heute wieder zickig" seufzte Dan theatralisch und schlang einen Arm um ihn.

Er sollte sein Glück nicht so reizen, aber gerade konnte er nicht widerstehen, sich von hinten an ihn zu kuscheln. „Musst du mir immer so auf die Pelle rücken?" fragte Jack daraufhin in seinem, wie üblich genervten, Tonfall.

„Musst du immer so schlecht gelaunt sein?" konterte Dan. Mit seinem Knie schob er die Decke ein Stück nach oben und zwängte sich darunter. Er genoss die Wärme, die von Jack ausging.

„Wenn du in der Nähe bist geht das nicht anders" erwiderte Jack und versuchte sich wegzudrehen. Dan's Arm hielt ihn jedoch an Ort und Stelle und zwang Jack, das unfreiwillige Kuscheln über sich ergehen zu lassen.

Dan hauchte einen Kuss auf den Nacken des anderen und drückte sich näher an ihn. Auch wenn Jack das, was er sagte, ernst meinte, sträubte er sich nicht gegen die Berührungen und das wog viel mehr auf.

„Musst du deinen Schwanz so an meinen Arsch drücken?" beschwerte sich Jack erneut. Ein Freund von unnötig viel Körperkontakt war er noch nie. Und vor allem nicht von solchem.

„Kannst du mich nicht einfach mal den Moment genießen lassen?" seufzte Dan. Seine Augen hatte er geschlossen und seinen Kopf an Jack's Schulter gedrückt. Keiner von beiden musste irgendwo hin, sie hatten quasi alle Zeit der Welt, um in diesem Bett zu liegen.

„Du bist so schwul" entgegnete Jack, blieb danach aber still. Sein Atem wurde immer gleichmäßiger und während Dan ihm so lauschte, schlief auch er ein.

„Hallo!" rief eine Frauenstimme in Dan's Traum. Er reagierte nicht, worauf sie ein zweites Mal rief, diesmal jedoch wesentlich lauter. Dan hob seinen Arm, um die Person zu verscheuchen, lies ihn aber wieder fallen, als er ein „Jemand da?" vernahm.

Unbewusst hatte er seine Hand in der Nähe von Jack's Intimbereich fallen lassen, der die Decke mal wieder bis dort von sich geschoben hatte. „Dan?" fragte die Stimme wieder und es klopfte an seiner Tür. „Ruhe" murrte Dan, der langsam wach wurde.

„Dan?" Die Türklinke wurde nach unten gedrückt und seine Schwester betrat den Raum. „Oh!" schrie sie und drehte sich augenblicklich um, als sie ihren kleinen Bruder nackt neben einem anderen Kerl liegen sah.

„Ich wusste nicht, dass du Besuch hast" entschuldigte sie sich. Dan war seit ihrem Schrei hellwach und sich bewusst, dass er vorher nicht geträumt hatte. Sein Gehirn war einfach nur zu müde, um Traum von Wirklichkeit zu unterscheiden.

„Und ich hatte nicht damit gerechnet, dass du heim kommst" sagte Dan und fuhr sich über das Gesicht. So wollte er sich nicht vor seiner Schwester outen, aber nun war es passiert und er konnte nichts daran ändern. Er konnte nur versuchen, die Situation möglichst wenig peinlich werden zu lassen.

„Ich habe dir gestern Abend geschrieben" rechtfertigte sich seine große Schwester. Bei dem Gedanken daran, was er gestern Abend getan und warum er die Nachricht nicht gelesen hatte, stieg ihm die Röte ins Gesicht.

„Hab ich nicht gelesen, sorry" entschuldigte er sich. „Möchtest du irgendwas dazu sagen?" forschte Dan nach, dem die Meinung seiner Schwester ziemlich wichtig war.

„Ich habe an der Uni schon schlimmeres gesehen" schmunzelte sie. „Trotzdem fände ich es schön, dich und deinen Freund in Zukunft im angezogenen Zustand vorzufinden." Jack spannte sich kaum merkbar in Dan's Armen an.

„Er ist nicht mein Freund" korrigierte Dan sie, woraufhin sie sich doch wieder umdrehte. „Ist auch ok, wenn du herumprobierst, aber dann schütze dich bitte, ja?" bat sie. Sie machte sich zwar nur Sorgen, aber das war Dan trotzdem ungemein peinlich.

„Ich bin unten. Wenn er aufwacht, würde ich ihn gerne kennenlernen" informierte sie ihren kleinen Bruder, bevor sie das Zimmer verließ. Völlig geplättet lies Dan sich zurück auf den Rücken fallen.

„Du kannst aufhören, so zu tun, als würdest du schlafen" informierte er Jack, der sich darauf aufsetzte und zu ihm drehte. Mit einer Mischung aus Ärger und Unsicherheit schaute er zu Dan.

„Ich lerne sicher nicht deine Familie kennen. Auch wenn es deine Schwester ist, die zugegeben auch noch echt scharf aussieht." Damit schwang er seine Beine aus dem Bett und griff nach seinen Boxern.

So viel zu: 'Sie hatten quasi alle Zeit der Welt, um in diesem Bett zu liegen'. Außerdem freute es Dan auch nicht, dass Jack seine Schwester so heiß fand. Wollte er ihn damit nur ärgern oder meinte er es ernst?

„Kannst du mir nicht diesen einen Gefallen tun?" bat Dan und setzte sich auf. „Warum sollte ich?" gab Jack abfällig zurück und zog sich das T-Shirt über den Kopf. Da war er wieder. Der eigentliche Jack, der sich nur für sich selbst interessierte.

Dabei war es gerade so schön. Dan war etwas sauer auf seine Schwester, dass sie diesen Moment ruiniert hatte. Auch, wenn sie nichts für Jack's Verhalten konnte.

„Wenn ich es schaffe, dass sie das Kennenlernen auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt, triffst du dich heute Abend mit mir und ich entscheide, was wir machen" schlug Dan einen Kompromiss vor.

Er sah Jack an, dass er überlegte. Schlussendlich war seine Antipathie gegenüber Familienmitgliedern aber stärker, als die Ungewissheit, was Dan mit ihm tun würde. „Okay" willigte Jack ein.

Mehr als ein Kuss ~ boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt