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-Levis Sicht-

Nachdem Eren aus meinem Büro gegangen war, schweifte mein Blick zu dem Ultraschallbild, das er mir gegeben hatte. Ich starrte es minutenlang an und wusste nicht, wie ich mich gerade fühlte. Eren war schwanger. Er erwartete ein Kind von mir.

Ich öffnete eine Schublade meines Schreibtischs und verstaute das schwarzweiße Bild zwischen ein paar Dokumenten, ehe ich mich wieder meiner Arbeit widmete. Doch kurze Zeit später ließ meine Konzentration nach, da meine Gedanken immer wieder abschweiften. Ich seufzte und holte mein Handy hervor, um Erwin anzurufen.

,,Ich fühle mich geehrt, dass du mich mal von dir aus anrufst", scherzte er, woraufhin ich meine Augen verdrehte. Ich war sichtlich genervt und leicht reizbar. ,,Tu mir einen Gefallen und beende das mit Eren", sagte ich. ,,Also hast du endlich eingesehen, dass er dir nicht egal ist und du ihn nicht gerne bei einem anderen Mann weißt?"

Geht das schon wieder los...

,,Ich habe weder die Zeit noch die Lust, dir irgendetwas zu erklären. Ich habe viel zu tun", erwiderte ich. ,,Ich bin mir sicher, dass das Eren nicht gefallen wird", meinte Erwin. Warum sehnte man danach, sich jemand anderem zu unterwerfen? Ich verstand immer noch nicht, was Eren an der BDSM-Szene gefiel.

,,Ich weiß nicht, was dich zu diesem Anruf verleitet hat, aber du solltest dir meine Worte zu Herzen nehmen und mit ihm reden, Levi."

[...]

-Erens Sicht-

,,Wenn wir Glück haben, kriegt er sich wieder ein. Das ist nicht deine Schuld, Eren. Er kannte das Risiko", sagte Jean, nachdem ich ihm von dem Gespräch mit Levi erzählt hatte. Er reichte mir ein Glas Wasser und setzte sich zu mir auf die Couch.

Armin war gerade mit Christa unterwegs, sie würden erst später wiederkommen, weshalb Jean und ich uns ungestört über Levi und meine Schwangerschaft unterhalten konnten. Ich war noch nicht bereit dazu, Armin davon zu erzählen, aber ich würde es schon bald machen. Es wäre nämlich nicht gerecht, ihn damit noch länger warten zu lassen.

Und wenn das geschafft war, würde ich bei Armin und Jean einziehen - zumindest war das Jeans Plan. Und so gerne ich ihm auch widersprochen hätte, blieb mir keine andere Wahl, als seine Hilfe anzunehmen und hier einzuziehen. Armin würde mich sowieso ohne zu zögern in Christas späteres Kinderzimmer zerren, sobald er erfuhr, dass ich schwanger war.

Mein Geld reichte nämlich nicht für zwei Personen. Wie denn auch? Ich konnte mir weder warmes Wasser noch gesunde und teure Lebensmittel leisten. Und da bald der Winter eintraf, würde es in meiner Wohnung noch viel kälter werden.

Wenn ich für einige Zeit bei meinem besten Freund wohnte, musste ich keine Miete bezahlen - zumindest würden Armin und Jean sich weigern, Geld von mir anzunehmen. So würde ich die Schulden meiner Eltern schneller abbezahlen und wieder auf eigenen Beinen stehen können.

,,Du solltest deine Gefühle nicht von diesem Mann abhängig machen. Wir schaffen das ohne ihn", meinte Jean, woraufhin ich zögerlich nickte und einen Schluck von dem Wasser trank. Levis verletzenden Worte hallten immer noch in meinem Kopf nach, aber das war in Ordnung, sofern ich nicht wieder weinen musste.

Es war ein grausames Gefühl, seine eigenen Gefühle von jemand anderem abhängig zu machen.

Bei Jean und Armin war es genauso. Wenn der eine glücklich war, war der andere das auch. Und wenn es dem einen nicht gut ging, dann konnte der andere damit nicht glücklich werden. Aber anders als bei Levi und mir, waren beide füreinander da und liebten sich gegenseitig.

Nachdem ich noch einige Zeit bei Jean geblieben war, verließ ich sein Haus und begab mich auf die dunkle Straße. Jean hatte mir zwar angeboten, mich nach Hause zu fahren, da es mittlerweile Abend war, aber ich hatte abgelehnt.

Ich ging einige Schritte, ehe der Benachrichtigungston meines Handys ertönte. Ich holte mein Handy hervor und sah, dass Herr Smith mir eine E-Mail ohne Betreff gesandt hatte. Ich runzelte die Stirn.

Ich blieb unter einer Straßenleuchte auf dem Bürgersteig stehen, öffnete die E-Mail und las sie mir durch. Mit einem Mal verlor mein Gesicht an jeglicher Farbe und meine Augen füllten sich mit Tränen. Womit hatte ich das nur verdient?

[...] Ich muss dir leider mitteilen, dass unsere Treffen zukünftig nicht mehr stattfinden werden [...]

Mir wurde augenblicklich schlecht und ich versank immer tiefer in der größer werdenden Verzweiflung. Was sollte ich jetzt machen? Wieso schrieb er mir das? Gefiel ich ihm nicht mehr?

Ich spürte, wie Angst in mir aufstieg. Furlan war die letzten Tage nicht bei mir gewesen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er und Reiner wieder vor meiner Tür stehen und nach Geld verlangen würden. Im schlimmsten Fall würden sie mir drohen und mich wieder verletzen, wenn ich ihnen das Geld nicht geben konnte.

So viel Geld, wie ich von Herr Smith bekommen hatte, würde ich nicht so schnell auftreiben können. Es würde mir auch nichts bringen, bei Armin und Jean einzuziehen und zusätzlich zu arbeiten.

Meine Unterlippe zitterte und es fühlte sich so an, als würde mein Magen verkrampfen. Es musste noch einen anderen Weg geben, schnell an Geld zu kommen... Furlan würde nicht davor zurückschrecken, Armin, Jean oder Christa zu verletzen, um mir eine Lektion zu erteilen.

Ich brauchte einen Moment, bis mir bewusst wurde, dass ich mich die ganze Zeit über auf einem solchen Weg befunden hatte und diesen auch nicht verlassen musste. Ich hatte nichts anderes getan, als Herr Smith meinen Körper zu verkaufen.

Ich schluckte leicht. Armin würde mich umbringen.

__________

Man könnte meinen, ich würde Eren hassen.

Pregnant [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt