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-Levis Sicht-

Ich machte Eren eine Tee und brachte ihm diesen an den Wohnzimmertisch. Es war kalt und weil meine Jacke Eren nicht ganz warm hielt, hatte ich ihm einen Tee gekocht. Der Braunhaarige sah mich mit seinen blaugrünen Augen an und lächelte kaum merkbar.

,,Danke", sagte er, als ich mich zu ihm auf die Couch setzte. Eren ging es jetzt viel besser; sein Gesicht war nicht mehr blass und er schien glücklicher zu sein. Er musste große Angst um unser Kind gehabt haben.

Eren legte sein Handy auf Seite und nahm stattdessen die warme Tasse in seine Hände. Das Handy funktionierte zwar nicht mehr, weshalb Eren den Notruf nicht hätte wählen können, aber er hatte genügend Nachbarn, die das für ihn bestimmt gemacht hätten. Warum hatte er dann nicht um Hilfe gerufen?

,,Ich möchte wissen, was passiert ist, Eren. Wer hat dir das angetan?", fragte ich und sah meinen Gegenüber an. ,,Ich...", begann er und als ich merkte, dass Eren unsicher war, unterbrach ich ihn. ,,Du musst mir nicht alles erzählen. Ich möchte zumindest so viel wissen, dass ich dir helfen kann, einverstanden?"

,,Du willst mir helfen?", brachte Eren verwundert hervor. ,,Was meinst du, warum ich noch hier bin? Ich mache mir Sorgen um dich", erwiderte ich, woraufhin Eren mich anstarrte - Es wirkte so, als könnte er nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Ich konnte ihm das noch nicht einmal verübeln nach all dem, was ich ihm angetan hatte.

,,Da ist ein Mann, bei dem sich meine Eltern vor ein paar Jahren sehr hoch verschuldet haben und weil sie nicht mehr leben, muss ich für diese Schulden aufkommen", erzählte Eren, während er in die Spiegelung seines Tees blickte. ,,Er war es, der mir diese Verletzungen zugefügt hat."

Ich hatte mit der Vermutung, dass Eren Schulden hatte, also Recht behalten.

,,Wieso hat er das getan?", fragte ich und merkte dann, dass sich der Ton meiner Stimme geändert hatte - Ich war wütend. ,,Weil ich nicht genug Geld hatte", antwortete Eren. Er umgriff die Tasse etwas fester und ich sah deutlich, wie sehr er versuchte, seine Tränen zurückzuhalten.

,,Erinnerst du dich noch an den Mann, mit dem ich mich die ganze Zeit über getroffen habe?" Ich nickte, ohne darauf einzugehen, dass ich bereits wusste, wer dieser Mann überhaupt war. ,,Mir haben seine Vorlieben nicht gefallen, ich habe das nur getan, weil er mich dafür bezahlt hat; ich habe das Geld wegen der Schulden gebraucht."

Erwin hatte mir schon davon erzählt und ich ahnte bereits, was Eren als nächstes sagen würde. Ich schloss meine Augen und bereute es, Erwin angerufen zu haben.

,,Und als er mir geschrieben hat, dass er das mit uns beenden wolle, habe ich angefangen, meinen Körper an andere Männern zu verkaufen. A-Aber ich habe nicht genug Geld damit verdient... Furlan wurde wütend, weil ich ihm normalerweise mehr Geld gebe", erzählte Eren.

Er war so sehr damit beschäftigt, nicht zu weinen, dass er den Namen des Mannes verraten hatte: Furlan.

,,Seine Absicht war es, das Kind zu verletzen und einer seiner Leute hat mich währenddessen festgehalten. Danach sind sie stundenlang in meiner Wohnung geblieben. I-Ich konnte nicht um Hilfe rufen, ich lag die ganze Zeit auf dem kalten Boden", sagte Eren, während ihm einzelne Tränen über die Wangen liefen.

Es dauerte einen Moment, bis ich etwas realisierte. ,,Das Geld hätte gereicht, wenn Erwin das zwischen euch nicht beendet hätte, habe ich Recht?" Eren hob seinen Blick und sah mich verwirrt an. ,,Erwin?", brachte er hervor. ,,Woher-"

,,Hätte das Geld gereicht?", fragte ich erneut und als Eren wie in Zeitlupe nickte, wurde mir klar, dass ich das niemals wiedergutmachen könnte. Eren hatte wegen mir seinen Körper verkauft und er hätte durch meine unbedachte Entscheidung beinahe unser Kind verloren.

Damit konfrontiert zu werden, traf mich sehr. Ich starrte für einen Moment vor mich hin und fuhr mir durch mein Haar. ,,Es tut mir leid. Es tut mir so unfassbar leid, Eren... Ich- Das ist meine Schuld." Eren blickte mich fragend an. ,,Was meinst du?", fragte er unschuldig.

,,Erwin hat das zwischen euch nicht beendet, weil er es so wollte, sondern weil ich ihn dazu aufgefordert habe", erzählte ich. ,,Ich verstehe das nicht, Levi", brachte Eren verwirrt hervor.

,,Ich wusste von Anfang an von euch und als du mir erzählt hast, dass du ein Kind von mir erwartest, wollte ich dich nicht bei ihm wissen. Aber Ich habe zu dem Zeitpunkt nicht gewusst, dass du dich nur auf ihn eingelassen hast, weil er dich dafür bezahlt."

,,Ich hätte dir damals zuhören sollen, anstatt wütend zu werden und verletzende Dinge zu sagen. Es tut mir leid", sagte ich und egal, wie oft ich mich noch entschuldigen würde und wie schrecklich ich mich fühlte, das würde die Zeit nicht zurückdrehen.

,,Du hättest das nicht wissen können, das ist in Ordnung", sagte Eren nach langem Schweigen. ,,Daran ist nichts in Ordnung, Eren. Wegen mir hättest du beinahe unser Kind verloren, du hättest in Lebensgefahr schweben können. Denkst du, ich hätte mir das jemals verziehen?!"

Eren hob seinen Kopf und sah mich schweigend an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten; ich wusste nicht, was in ihm vorging. ,,Tut mir leid, ich wollte nicht wieder laut werden", sagte ich und ließ die Luft in meinen Lungen entweichen.

,,Lass Furlan und die Schulden meine Sorgen sein. Ich werde mich darum kümmern, das ist das Mindeste, das ich für dich tun kann", meinte ich, als Eren keine Anstalten machte, etwas zu sagen. ,,Wo finde ich diesen Mann?", setzte ich noch an.

,,Das kannst du nicht machen-" Ich unterbrach Eren. ,,Ich möchte wissen, wo ich diesen Mann finde, bitte." Der Braunhaarige schluckte leicht. ,,Er kommt nächste Woche wieder, um das Geld, das ich ihm nicht geben konnte, zu holen. E-Er kommt immer mit einem seiner Leute, er ist groß und heißt Reiner."

Gut.

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Pregnant [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt