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-Erens Sicht-

,,Es würde mich sehr freuen, wenn du mit deinen Gedanken hier wärst, Eren", sagte Herr Smith, woraufhin ich meinen Blick hob und ihn ansah. Er seufzte und ließ die Peitsche, mit der er vor wenigen Sekunden meine Haut berührt hatte, sinken. ,,Es wäre besser, unser Treffen zu verschieben, bis es dir wieder besser geht", setzte er noch an.

,,I-Ich möchte weiter machen. Mir geht es gut, es ist nichts", erwiderte ich. ,,Das hast du auch die anderen Male gesagt", entgegnete Herr Smith und legte die Peitsche auf sein Bett, ehe er mit seinen Händen über meinen nackten Körper strich. ,,Es sind die sanften Knutschflecken auf deiner Haut, die du vermisst. Habe ich recht?", wollte er wissen.

Ich erwiderte nichts.

Der Blondhaarige befreite meine Handgelenke von den Seilen, mit denen er mich an sein Bett gefesselt hatte und legte sie neben die Peitsche. Ich setzte mich vorsichtig auf und betrachtete die Abdrücke, die die Seile auf meiner Haut hinterlassen hatten. Als ich meinen Blick wieder hob, hielt mir Herr Smith ein Glas entgegen.

,,D-Danke", erwiderte ich und nahm das Glas entgegen, ehe ich von dem Wasser trank und das Glas dann mit meinen Händen fest umschloss. ,,Ich habe dich etwas gröber behandelt, als ich eigentlich vorgehabt hatte", fing Herr Smith an, während er sich zu mir auf die Bettkante setzte, ,,du hast mir den Anschein gemacht, als wäre es dir gleichgültig gewesen."

Ich sah dem älteren Mann in die Augen und schwieg. ,,Hast du dir damit erhofft, dich von dem, was dich beschäftigt, ablenken zu können?", hakte Herr Smith nach. Mein Verhalten reichte aus, damit dieser Mann wusste, was in mir vorging.

Es waren zwei Tage vergangen, seit ich erfahren hatte, dass das Kind, das ich in mir trug, von Levi war und obwohl Jean mir geraten hatte, mit Levi darüber zu reden, hatte ich es immer noch nicht getan.

Das musste ich auch gar nicht, denn ich wollte das Kind nicht haben.

Ich wollte Levis Ehe nicht zerstören. Er war glücklich mit Petra. Das Lächeln, das er auf seinen Lippen trug und der liebevolle Blick, der in seinen Augen lag, galt nur ihr. Ich wollte meinem Kind nicht erklären müssen, wer sein Vater war und warum er nicht bei uns war... warum er nichts mit uns zu tun haben wollte.

Ich konnte das nicht.

Wegen der Schulden meiner Eltern, die ich Furlan abbezahlen musste, hatte ich weder genügend Geld, noch eine gute Wohnung. Das Kind würde vielleicht unter schlechten Bedingungen aufwachsen müssen, wenn mir Levi keine Unterstützung anbot und mal abgesehen davon, war ich nicht bereit dazu, mich alleine um so ein kleines Geschöpf zu kümmern.

Und auch wenn Jean und Armin mich unterstützen würden, wollte ich nicht auf ihren Kosten leben und ihr Familienleben stören. Spätestens nächste Woche würden Armin und Jean nämlich ihre kleine Tochter bekommen. Sie brauchten das Geld selbst, zumal Armin nicht arbeitete.

...

-Levis Sicht-

,,Hast du schon vom Tee probiert, den ich dir von meiner Geschäftsreise mitgebracht habe?", fragte Petra, als sie sich zu mir unter die Bettdecke legte. ,,Er schmeckt sehr lecker, danke", hauchte ich, während ich ihren leicht bekleideten Körper umarmte. ,,Bitte", erwiderte sie lächelnd und küsste meine Lippen.

Als sie sich von mir löste, blickte ich in ihre Augen, in denen ich weder ein grünes noch ein blaues Funkeln sehen konnte. ,,An was denkst du?", fragte Petra und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich lächelte sanft und strich ihre Haare hinter ihr Ohr, um ihr Gesicht besser betrachten zu können.

,,An nichts wichtiges", erwiderte ich und küsste sie sanft. ,,Denkst du auch, dass wir einen weiteren Hausangestellten einstellen sollten, der Eren etwas Arbeit abnimmt?", fragte meine Ehefrau aus dem Nichts. ,,Wieso?", brachte ich hervor. ,,Das Penthouse ist groß und Eren wirkt irgendwie erschöpft. Ich möchte nicht, dass die Arbeit zu viel für ihn ist", antwortete sie.

,,Das wird nicht nötig sein, Mikasa hat ihn bereits darauf angesprochen", erklärte ich, ,,er ist nur in Gedanken, weil sein bester Freund bald ein Kind erwartet. Bei Männerschwangerschaften können mehr Komplikationen auftreten." Petra sah mich für einen Moment an. ,,Dass du dich mal mit jemanden unterhälst", erwiderte sie lachend, woraufhin ich eine Augenbraue hob.

Wenn es doch nur bei diesen unschuldigen Unterhaltungen geblieben wäre. Wenn ich ihm doch niemals dieses Buch ausgeliehen und nach weiteren Treffen gefragt hätte, weil ich ihn in meiner Nähe hatte haben wollen.

Petra rückte näher zu mir und legte ihren Kopf auf meiner Brust ab, woraufhin ich sie in meine Arme nahm und ein leichter Duft in meine Nase stieg, der mich an das Parfüm, das Eren bei unseren Treffen getragen hatte, erinnerte... oder bildete ich mir das nur ein?

Ich betrachtete Petra für einen Moment, ehe ich einen Kuss auf ihrem roten Haar platzierte. ,,Ich liebe dich", hauchte ich nach einigen Minuten und merkte dann, dass sie bereits eingeschlafen war. Es fühlte sich schön an, sie in meinen Armen zu halten und ihren Körper an meinem zu spüren, aber die Vorstellung, einen Mann - Eren - neben mir liegen zu haben, war viel intimer.

Ich ließ die Luft in meinen Lungen entweichen und schloss meine Augen. Eren bedeutete mir nichts, ich liebte die Frau, die in meinen Armen lag - Ich liebte Petra.

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Pregnant [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt