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-Levis Sicht-

Zehn Monate.

Es waren zehn Monate seit seinem Tod vergangen, aber der unerträgliche Schmerz saß immer noch so tief in meinem Herzen. Das einzige, was mich nicht in die tiefe Dunkelheit und Einsamkeit stürzen ließ, war Ymir, unsere Tochter.

Ich wünsche mir so sehr, dass du sie sehen könntest, Eren.

,,Pa-pa."

Ich wandte meinen Blick zu meiner Tochter und ich konnte nicht anders als zu schmunzeln - sie trug das gleiche dämliche Lächeln auf den Lippen wie Eren. ,,Ja, Schatz, das heißt Papa", sagte ich. Ymir starrte mich an und lächelte noch breiter. ,,Pa-Pa", wiederholte sie.

Ymir saß auf einer weichen Decke auf dem Boden und hielt eine Rassel in ihrer Hand. Ab und zu krabbelte sie auch umher und erkundete das Ankleidezimmer, in dem wir uns befanden. Ich war gerade dabei, Erens Kleidung in Kartons zu räumen, weil wir bald umziehen würden.

Es war mir egal, was andere sagten oder mir rieten - Ich würde mich niemals von den Dingen, die mich an Eren erinnerten, trennen. Auch meine Jacke und das Buch mit den Briefen, die ich Eren geschenkt hatte, legte ich in einen der Kartons.

Es war fast schon seltsam, dass in seinem Lieblingsbuch die Hauptfigur starb. Seinem Geliebten blieben nur noch seine Briefe und der Schmerz, den er bei ihm hinterließ. Eren hatte mir zwar keine Briefe hinterlassen, aber eine wunderschöne Tochter.

,,Ymir, wie oft noch. Du kannst die Rassel nicht essen", gab ich verzweifelt von mir, als ich Erens Schrank schloss und mich zu meiner Tochter wandte. Ich hob sie vom Boden hoch und nahm ihr die Rassel aus ihrem Mund. ,,Pa-Pa." Ich schmunzelte und küsste ihre winzige Stirn.

,,Ich muss dich heute leider bei Onkel Armin lassen, Papa hat wegen des Umzugs viel zu tun." Ich zog Ymir ihre Jacke und ihre kleinen Schuhe an und gab ihr ihren Schnuller in den Mund, ehe ich sie nach unten zum Auto trug und sie in ihre Babyschale setzte. Die Rassel schien sie unbedingt mitnehmen zu wollen.

Die Autofahrt dauerte nicht lange und Ymir war die meiste Zeit über zum Glück ruhig geblieben und hatte mich nicht dazu gezwungen, auf einem Parkplatz anhalten zu müssen, um sie zu trösten.

Als wir bei den Kirsteins ankamen, nahm ich Ymir aus dem Auto und trug sie zur Haustür. Sie entdeckte sofort die Klingel und streckte ihren kurzen Arm und dann ihren Finger aus, um die Klingel betätigen zu können. Ich tat ihr den Gefallen und ließ sie klingeln. Als die Melodie ertönte, lachte sie.

,,Kommst du mit dem Umzug klar? Mein Angebot steht noch", sagte Jean, als er die Tür öffnete. Ich gab ihm Ymir in die Arme. Mein Kind blickte Jean an und als sie realisierte, dass dieser Mann nicht ihr Papa war, fing sie an zu weinen. ,,Ich habe es dir gesagt, sie hasst mich", meinte Jean, woraufhin ich lachte. ,,Sie beruhigt sich gleich wieder."

,,Ich hole sie heute Abend ab", sagte ich und überreichte Jean eine Tasche, in der Ymir Sachen waren - Windeln, Essen, Spielzeuge. ,,Bis später", sagte ich und winkte meiner Tochter zu, die in Jeans Armen zappelte. Bei Armin hingegen war sie ruhig und lieb.

...

-Armins Sicht-

,,Guck mal Christa, Ymir kommt uns besuchen", sagte ich, als mein Ehemann mit Ymir in seinen Armen zu uns ins Wohnzimmer kam und sie auf den Boden zu unserer Tochter setzte. Sie hörte auf zu schreien, als Jean sie endlich losließ. ,,Ich hoffe sie streiten sich nicht wieder."

Doch genauso kam es.

Als Ymir Christa sah, hob sie ihre kleine Hand, in der sie ihre Rassel hielt, und schlug diese auf Christas Kopf. Christa fing sofort an zu weinen. ,,Ymir, das war nicht nett. Christa ist doch deine Freundin", sagte ich, als ich meine Tochter in die Arme nahm. Ich umarmte sie fest und küsste ihre kleine Verletzung.

,,Vielleicht denkt sie, dass das ein Spiel ist", sagte Jean. Er nahm mir Christa ab und beruhigte sie, während ich mich um Ymir kümmerte. Ich kniete mich zu ihr und nahm ihr die Rassel ab, um ihr etwas weicheres in die Hände zu geben. ,,Siehst du, Ymir, das Plüschtier ist viel lustiger."

Sie sah mich an und schien sich mit dem neuen Spielzeug zufrieden zu geben. Ich lächelte und gab ihr einen kleinen Kuss auf den Kopf, ehe ich von ihr abließ und mich auf die Couch zu Jean setzte. Christa saß auf seinem Schoß und hielt ihren Plüschhasen in der Hand.

Eren hatte ihn ihr geschenkt.

,,Ymir hat dir nicht absichtlich Aua gemacht", sprach Jean zu unserer Tochter, ,,sie ist auch gemein zu deinem Papa, aber eigentlich mag sie uns." Ich hob eine Augenbraue. ,,Bei dir wäre ich mir da nicht so sicher", meinte ich. ,,Du solltest auf meiner Seite sein, Armin", erwiderte Jean.

Ich lachte und lehnte mich gegen meinen Ehemann. Er ließ Christa wieder zu Boden und nahm mich in seine Arme. Sein Blick lag auf Ymir, die durch das Wohnzimmer krabbelte und Christa dieses Mal in ruhe ließ.

,,An was denkst du?", fragte ich, als ich merkte, dass Jean in seinen Gedanken versunken war. ,,An ein zweites Kind." Ich erwiderte nichts und lächelte bei diesem Gedanken - Jean mochte Kinder sehr gerne.

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🤵🏻💍🪦 - 👨‍👧

Pregnant [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt